In vier Fällen kümmern sich Staatsanwaltschaften nun schon um fragwürdige Zulagen für Professoren. Keinen einzigen hat die zuständige Minister der Justiz gemeldet. Warum nicht?, fragt StZ-Kommentator Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die fragwürdigen Zulagen für Professoren werden immer mehr zum Fall für die Justiz. In Stuttgart liegt seit Längerem eine Anklage wegen schwerer Untreue an der Beamtenhochschule vor. Nun ermitteln Staatsanwälte auch noch wegen Fällen an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Zu ähnlichen Vorgängen an der PH Ludwigsburg gibt es neuerdings Vorermittlungen, massive Verstöße in Konstanz werden bereits seit Monaten von der dortigen Justiz geprüft. Der Ausgang bleibt jeweils abzuwarten, niemand sollte vorverurteilt werden.

 

Bauers Argument wirkt vorgeschützt

Eines aber ist bemerkenswert: In keinem der vier Fälle wurden die Ermittler von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer eingeschaltet. Dreimal waren es Medienberichte, einmal eine Pressemitteilung, die sie aktiv werden ließen. Bei den neuen Fällen, behauptete Bauer noch dieser Tage, sehe man keinen Anfangsverdacht – dabei hatten Heidelberger Staatsanwälte diesen bereits bejaht. Über den Eindruck, heikle Vorgänge von der Justiz fernhalten zu wollen, darf sie sich da nicht wundern. Auch ihr Argument, man müsse erst alles gründlichst geprüft haben, wirkt vorgeschützt. Drei Kabinettskollegen haben Bauer in den letzten Wochen gezeigt, dass es auch anders geht: Bei Verdachtsfällen in ihrem Bereich informierten sie umgehend die Staatsanwaltschaft.