Das Direktorenteam des Württembergischen Kunstvereins bleibt weitere fünf Jahre in Stuttgart. Sie haben viel angestoßen – und sollten trotzdem ihre Einstellung zum Publikum ändern, findet unsere Autorin Adrienne Braun.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Der Anspruch ist hoch. Der Württembergische Kunstverein Stuttgart (WKV) widmet sich, so steht es in seinen Statuten, „regelmäßig der Neubetrachtung künstlerischer Werke, Praktiken und Diskurse“. Gut so, schließlich wandelt sich nichts schneller als die Kunst und die Theorien, was Kunst überhaupt ist. In einer Beziehung setzt der WKV allerdings auf Kontinuität: Der Verwaltungsrat des Vereins hat den Vertrag des Direktorenduos um fünf Jahre verlängert. Dabei gehören Hans D. Christ und Iris Dressler, die den WKV seit 2005 leiten, schon jetzt zu den dienstältesten Direktoren der Stadt. In keiner großen Stuttgarter Kunstinstitution sitzt jemand länger an der Spitze als sie.

 

Keine Frage: Iris Dressler und Hans D. Christ sind ein extrem engagiertes Paar. Sie sind offen für neue Formate, aktuelle Debatten und künstlerische Konzepte. Sie sind auch bestens vernetzt und pflegen ihre internationalen Kontakte nicht nur für den eigenen Ruhm, sondern immer auch im Sinne des WKV. Trotzdem – wenn der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Martin Fritz nun lobt, dass Christ und Dressler „für ein engagiertes Programm auf konstant hohem internationalen Niveau“ stünden, so ist das ein durchaus ambivalentes Kompliment. Denn oft sind die Ausstellungen im Kunstgebäude überambitioniert. Sie spiegeln – wie kürzlich in der Ausstellung zum Bauhaus – zwar Expertise, Fleiß und Sammelwut der Kuratorinnen und Kuratoren, gehen am breiten Publikum aber meist völlig vorbei. Das Niveau im WKV ist oft so angestrengt hoch, als wolle man gar nicht, dass jemand mitkommt.

Das Programm ist elitär und ausgrenzend

Auch wenn Christ und Dressler politisch engagiert sind und in der Stadt vieles initiiert und vorangebracht haben, ignorieren sie eine zentrale Entwicklung im Ausstellungsbetrieb. Andere Häuser versuchen längst, niederschwelliger zu werden, stärker in die Gesellschaft hineinzuwirken und auch jene anzusprechen, die bisher nicht kulturaffin waren.

Im WKV spricht man zwar gern von „Solidarisierung“ und „Diversität“, von „transkulturell“ und „transdisziplinär“, bezieht das aber nur auf die Macher – und nicht auf das Publikum. So mag das Programm in einem exklusiven Ausschnitt der Stadtgesellschaft großen Anklang finden, ist bei genauer Betrachtung aber elitär und ausgrenzend – und diesbezüglich nicht auf der Höhe der Zeit.