Die SPD-Fraktion im Leonberger Gemeinderat möchte getrennte Gastnetze in den Leonberger Schulen einrichten. Was das mit Cyberangriffen zu tun hat und was IT-Spezialisten dazu sagen.

Volontäre: Chiara Sterk (chi)

In den Leonberger Schulen können sich abgesehen von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern keine Referendarinnen oder Schulsozialarbeiter mit dem WLAN verbinden - weil es an einem getrennten Gästenetz fehlt, das aus Gründen der Cybersicherheit dafür benötigt würde. Dass das wichtig wäre, begründete die SPD im Sozial- und Kultusausschuss des Leonberger Gemeinderats. Aber warum ist das notwendig – und was sagen IT-Spezialisten dazu?

 

OB Georg Martin Cohn erklärte, dass sich Externe aus Gründen der Cybersicherheit nicht im normalen Netz anmelden können und verweist auf einen der vielen Hackerangriffe, die auch Verwaltungen für mehrere Wochen lahm legen können. Dem Antrag der SPD zufolge, würden sich die Kosten auf rund 50 000 Euro belaufen.

Sebastian Küster, Sprecher der Stadtverwaltung, sagt auf Nachfrage, dass es an fehlender technischer Voraussetzungen liege. Cybersicherheit habe für die Stadtverwaltung oberste Priorität. Als zentrale Herausforderungen beschreibt er etwa den Schutz sensibler Daten, die Abwehr von Cyberangriffen und die Einhaltung von Jugendschutzvorgaben. „Erfahrungen aus anderen Kommunen zeigen, dass Cyberangriffe schwerwiegende Folgen wie wochenlange IT-Ausfälle haben können.“ Die Kosten für die getrennten Gastnetze seien bereits im Haushalt eingeplant.

Frank Albrecht von der SALZ-Fraktion bezeichnet den Antrag im Ausschuss als „Unsinn“. Er argumentiert, dass es keine zwei Glasfaserleitungen brauche, sondern eine rechtliche Klärung. Sybille de Mott (Grüne) hingegen brachte einen Hotspot ähnlich zu dem im Rathaus ins Spiel. Oberbürgermeister Martin Georg Cohn reagiert darauf, dass bisher kein Dienstleister gefunden wurde, der das Problem hätte lösen können.

Computer-Experte: „Alle Gäste brauchen ein eigenes Netz.“

Spricht man mit dem Inhaber eines Computerladens in Rutesheim, Marcus Orthbandt, wird schnell deutlich, dass jeder Gast ein separates Netz braucht. „Einfach aus dem Grund, um zu verhindern, dass auf den Server zugegriffen werden kann“, sagt der Experte. „Beim Beispiel der Leonberger Schulen ist es außerdem wichtig, dass die einzelnen Gäste isoliert werden, sich also auch gegenseitig nicht hacken können.“ Und damit kommen einfache Heimnetzwerke an ihre Grenzen, dafür brauche es zentrale Managementmodule.

Orthbandt empfiehlt Gastnetze auch fürs Internet zuhause. Mit dem können Gäste genauso ins Internet – aber nicht etwa auf verbundene Geräte wie Drucker oder Smart-Home-Adapter zugreifen, Angriffe auf andere Geräte starten oder Schadware im Netzwerk verteilen.