Das Team von Jürgen Klinsmann trifft auf Deutschland, Portugal und Angstgegner Ghana. Diese Vorrundengruppe bei der WM in Brasilien  ist für die USA sprichwörtlich der Hammer.

Das Team von Jürgen Klinsmann trifft auf Deutschland, Portugal und Angstgegner Ghana. Diese Vorrundengruppe bei der WM in Brasilien  ist für die USA sprichwörtlich der Hammer.

 

Boston - Jürgen Klinsmann spricht von einer „riesigen Chance“, doch vielen Amerikanern ist die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bereits sechs Monate vor dem Anpfiff gründlich verdorben worden. Fans und Fachpresse reagierten am Freitag (Ortszeit) nach der Gruppen-Auslosung in Costa do Sauipe geschockt auf die Vorrundengegner Deutschland, Portugal und Ghana. „Alptraum-Auslosung“, titelte ESPN auf seiner Internetseite. Das G der Gruppe stehe für „goodness gracious“ (Du meine Güte), schrieb die Tageszeitung „Washington Post“.

 Zum zehnten Mal insgesamt und zum siebten Mal nacheinander ist das Team von Nationaltrainer Klinsmann beim globalen Kräftemessen dabei - doch so steinig wie diesmal war der Weg in die Ko.-Runde noch nie. „Ohne Umstände die schwerste Auslosung aller Zeiten für die USA“, hieß es in der „Sports Illustrated“.

Während bei vielen Fans umgehend von der „group of death“ die Rede war, vermied Klinsmann das Wort Todesgruppe - und sprach vielmehr von einer Herausforderung. „Diese Gruppe ist zweifelsohne eine der schwersten, aber sie ist zugleich auch eine riesige Chance für uns“, betont der einstige Bundestrainer, der mit dem US-Team am 26. Juni im dritten Vorrundenspiel in Recife auf seinen Kumpel Jogi Löw trifft. „Die Konstellation mit Jürgen als US-Nationaltrainer ist hervorragendend. Das wird für reichlich Gesprächsstoff sorgen“, meinte Michael Ballack.

Der ehemalige Nationalmannschaftskapitän konnte sich als Experte im ESPN-Studio in Bristol/Connecticut ein Grinsen nicht verkneifen, als die Amerikaner dem DFB-Team zugelost wurden. Allerdings sprach der 37-Jährige den US-Fans umgehend Mut zu. „Wer Jürgen kennt, weiß, dass er auf absolute Fitness setzt. Ihm ist bewusst, dass es fußballerisch bessere Teams gibt, mit mehr Talent. Aber ich bin sicher, dass die Amerikaner unter Klinsmann hundertprozentig fit sein werden“, so Ballack.

Auch Klinsmann macht den Fans Mut: „Wir haben eine gute Truppe beieinander, haben unsere Spieler in der Premier League, in der Bundesliga und der Serie A. Die können alle mithalten. Wir haben auch das Selbstvertrauen zu sagen: Egal wie - wir kommen weiter.“

Als Schlüssel für ein Weiterkommen gilt das Auftaktmatch am 16. Juni gegen Ghana. Die Afrikaner gelten als Angstgegner, haben bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften jeweils das Turnier für Amerika beendet. Am 22. Juni 2006 gewann Ghana im letzten Gruppenspiel in Nürnberg 2:1, vier Jahre später setzten sich die „Black Stars“ im Achtelfinale 2:1 nach Verlängerung durch. „Mit unserer Vergangenheit brauche ich gegen Ghana niemanden extra zu motivieren“, sagt Klinsmann.

Gegen Portugal haben die Amerikaner bei der WM 2002 gute Erfahrungen gemacht und das Gruppenspiel sensationell 3:2 gewonnen. Im Viertelfinale unterlagen die USA dann am 21. Juni Deutschland durch ein Kopfball-Tor von Ballack 0:1. Allerdings stoppte Torsten Frings in der 50. Minute einen Schuss von Gregg Berhalter mit seiner linken Hand auf der Torlinie - der Referee entschied jedoch nicht auf Strafstoß. Vielen US-Soccer-Fans ist diese Partie deshalb schlichtweg als „The Torsten Fings Game“ in schlechter Erinnerung. Im ersten WM-Duell 1998 war das US-Team indes gegen Deutschland chancenlos. Beim 2:0-Sieg der DFB-Elf im Gruppenspiel von Paris erzielte Klinsmann den Endstand.

Neben den sportlichen Hürden wartet auf die Amerikaner in Brasilien auch ein anstrengendes Reiseprogramm. Mit knapp 14200 Kilometern werden die Klinsmänner neben Italien die WM-Vielflieger sein. Vor allem der Trip zum Gruppenspiel am 22. Juni in Manaus gegen Portugal hat es in sich. Im Regenwald des Amazonas-Gebietes warten nicht nur Cristiano Ronaldo und Co, sondern hohe Luftfeuchtigkeit und jede Menge Moskitos. „Ich habe mit vielen Trainern gesprochen. Niemand wollte nach Manaus. Und wo müssen wir hin? Nach Manaus. Aber darauf werden wir uns vorbereiten. Es gibt keine Ausreden“, betont Klinsmann.

Trotz des strapaziösen Reiseplans will der Schwabe sein seit Monaten geplantes WM-Quartier in Sao Paulo beibehalten. Einen Vorgeschmack auf die dortigen Gegebenheiten bekommen seine Kicker bereits in einem Monat - beim Trainingslager vom 13. bis 25. Januar.