Bei der Fußball-WM 2018 feiert die kroatische Mannschaft um Superstar Luka Modric derzeit Erfolge. Über die Jahre hat sich Stuttgart als Party-Zentrum etabliert. Das hat mehrere Gründe.

Digital Desk: Christian Pavlic (cpa)

Stuttgart - Luka und Ivan sind überglücklich. Es ist ein Donnerstagabend und die Kroaten haben gerade ziemlich souverän 3:0 gegen die argentinische Nationalmannschaft um Superstar Lionel Messi gewonnen. Denn auch die „Vatreni“ (die „Feurigen“), wie die Kroaten ihr Team nennen, haben Superstars. Die Namen tragen Luka und Ivan auf ihren rot-weiß karierten Trikots: Modric und Rakitic – jeweils mit den gleichen Vornamen wie ihre Fans.

 

Die Party steigt – wie so oft in diesen Tagen – mitten in Stuttgart auf der Theodor-Heuss-Straße. Dabei kommen Luka und Ivan gar nicht von hier, sondern aus Frankfurt. Sie sind extra angereist, um gemeinsam mit anderen Kroaten den Sieg ihres Teams zu feiern. „An keinem anderen Ort in Deutschland werden kroatische Siege so bejubelt wie hier“, sagt Luka. „Zum Achtelfinale fahren wir wieder hier her.“

Auch Fans aus dem Ausland reisen an

WM-Hotspot für die kroatischen Fußball-Fans ist die Topas-Bar. Sie ist seit mehr als 20 Jahren die zentrale Anlaufstelle für die feurigen Feierlichkeiten. Wobei feurig wörtlich zu nehmen ist, denn die meisten Fußball-Partys kommen nicht ohne das Zünden von Feuerwerkskörpern aus. Bereits Stunden vor dem Anpfiff versammeln sich an der Bar Tausende Kroaten von überallher zum Singen, Feiern, Trinken. Selbst aus dem Ausland kommen einige angereist. So hat sich für das Achtelfinale am Sonntagabend beispielsweise eine 20-köpfige Gruppe aus Österreich angemeldet.

So feierten die Kroaten in Stuttgart den Sieg gegen Island:

Über 15.000 Kroaten leben in Stuttgart

Dass sich Stuttgart über die Jahre als kroatisches Party-Epizentrum etabliert hat, liegt aber allen voran an den hier lebenden Kroaten. Nach Angaben des statistischen Landesamts bilden sie nach den Türken, Italienern und Rumänen die viertgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Baden-Württemberg. Aber nirgendwo im Südwesten ist ihr prozentualer Anteil höher: Von den knapp 110 000 im Land gemeldeten Kroaten leben über 15 000 in Stuttgart. In Karlsruhe, der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs, sind es nur 3360, im dortigen Landkreis knapp 4600.

Die Gründe für die Ballung in Stuttgart liegen auf der Hand. Nicht erst seit der ersten Gastarbeiter-Generation, die in den 1960er Jahren in die Ballungsräume Deutschlands kam, ist besonders Stuttgart vielen Kroaten in der Heimat ein Begriff. Auch heute noch kommt man, etwa im Urlaub, mit den Einheimischen schnell ins Gespräch, wenn der Name Stuttgart fällt. Die ersten Assoziationen sind Mercedes, Porsche – und der VfB.

Nächste Party soll am Sonntag steigen

Vom WM-Fieber der Stuttgarter Kroaten profitiert seit einigen Wochen auch Ivo Jozic. Der 55-Jährige betreibt seit 2011 in Bad Cannstatt seinen „Adria Markt“ – hier können sich die Fans mit Lebensmitteln aus der Heimat eindecken. „Der Konsum ist in letzter Zeit merklich angestiegen“, sagt Jozic. „Bier und Wein stehen besonders hoch im Kurs“. Aber auch die Fan-Devotionalien sind gefragt – allerdings nicht nur bei den Kroaten: „Auch deutsche Kunden kaufen gerne mal eine Karo-Mütze.“

An diesem Sonntag soll in der Landeshauptstadt die nächste kroatische Party steigen. Auch Luka und Ivan aus Frankfurt sind dann wieder dabei und feuern die Feurigen an. „Wir glauben fest an einen Sieg“, sagt Luka. „Und an eine weitere unvergessliche Partynacht in Stuttgart.“