Der Kapitän der englischen Fußballnationalmannschaft wollte bei der WM gegen das Vorgehen der Fifa protestieren – und tat das mit einem ganz speziellen Schmuckstück.

Digital Desk: Lotta Wellnitz (loz)

Der Protest gegen das Verbot der „One-Love“-Kapitänsbinde durch den Weltfußballverband Fifa bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar hat viele Gesichter. Das deutsche Team etwa entschied bei der WM-Auftaktniederlage gegen Japan (1:2) bekanntlich dazu, sich beim Mannschaftsfoto den Mund zuzuhalten. Eine offensichtliche und viel diskutierte Geste. Mit der Aktion wollten die Mannschaft ein Zeichen gegen das Vorgehen der Fifa setzen, die die Binde bei der WM unter Androhung von sportlichen Sanktionen verboten hatte.

 

Genau wie das DFB-Team verzichtete auch England aus Angst vor Konsequenzen auf das Tragen der Binde, die ein Zeichen gegen Homophobie, Antisemitismus und Rassismus sowie für Menschenrechte und Frauenrechte ist. Im Gegensatz zu den deutschen Spielern wählte England-Kapitän Harry Kane allerdings einen dezenteren Weg des Protests, weswegen dieser vermutlich länger unentdeckt blieb.

Was war passiert? Englands Stürmer trug auf dem Weg zum Spiel seiner Mannschaft gegen den Iran (6:2) am vergangenen Montag eine teure Uhr am Handgelenk – genauer gesagt, eine Rolex Daytona Rainbow. Ein Bild von dieser, die Kane im im Khalifa International Stadium in Doha zeigen soll, veröffentlichte eine Seite mit dem Namen „insaneluxurylife“ auf Instagram. Dort steht, dass die Uhr einen Marktpreis von rund 650 000 Dollar, sprich ungefähr 626 000 Euro hat. Sie soll aus Rosé Gold bestehen, mit 36 Regenbogensaphiren umrandet und mit 56 Diamanten besetzt sein. Und: sie glänzt rund um das Ziffernblatt in den Regenbogen-Farben.

Die 18-Karat-Golduhr hat laut britischen Medien bereits vor zwei Jahren ein Promi getragen. Der britische Rapper Stormzy erschien nämlich 2020 bei den Brit Awards mit der Regenbogen-Rolex um ein Zeichen für die LBQTG+-Community zu setzen.

Unter dem Instagrambeitrag von „insaneluxurylife“ kommt Harry Kanes Aktion nicht bei allen gut an, viele Nutzerinnen und Nutzer signalisieren mit Emojis, die sich übergeben, was sie davon halten. Auch auf Twitter wird sich teilweise über die Aktion lustig gemacht.

Es gibt aber auch diejenigen – wie TV-Moderator und Podcaster Micky Beisenherz – die finden, dass mit der Aktion genau die richtigen angesprochen werden. Sprich: Die in der Regel gut verdienenden Fifa-Funktionäre, die sich eine Rolex vermutlich leisten können.

Und auch weitere Nutzer finden die Aktion gut – obwohl man das Thema Luxusuhren natürlich auf vielen Ebenen diskutieren könnte.

Genau wie die Frage, ob die Aktion von Englands Starspieler nicht zu protzig gewesen ist und es nicht einen besseren und deutlicheren Weg gegeben hätte, seinen Unmut über das Vorgehen der Fifa im Zuge der „One-Love“-Binde zu zeigen. Für viele hätte es den vermutlich gegeben, Stichwort: WM-Boykott. Andere würden wahrscheinlich argumentieren, dass die Nationalmannschaften die „One-Love“-Binde trotz Verbot hätte tragen sollen – ungeachtet der sportlichen Konsequenzen.

Allerdings könnte man Kanes Aktion auch als stillen und symbolischen Protest gegen die Behandlung von Homosexuellen im Gastgeber-Land Katar deuten. Schließlich ist die Regenbogenflagge ein Zeichen der LBQTG+-Community. Und: Bislang hat die Aktion die Fifa noch nicht auf den Plan gerufen. Kane hat also erst einmal noch keine negativen Konsequenzen zu befürchten.

Weitere Protestaktionen der Engländer?

Ob und inwieweit es weitere Protestaktionen der Spieler während des Turniers gibt, wird sich zeigen. Erste Gelegenheit dazu hat das Team von Trainer Gareth Southgate am Freitagabend, 25. November. Dann trifft England im zweiten WM-Spiel auf die USA, Anpfiff ist um 20 Uhr (MEZ). Trainer Southgate sieht nach der verbotenen „One Love“-Kapitänsbinde allerdings keine Eile für ein schnelles neues Signal. „Wenn wir uns einfach beeilen, um irgendetwas etwas zu machen, könnte uns ein Fehler unterlaufen, der nicht gut ankommt“, sagte er am Donnerstagabend.