Woran es lag in Moskau und wie es jetzt weitergeht – wir analysieren die Lage der deutschen Nationalmannschaft vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Schweden.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Die Nationalelf verliert ihren WM-Auftakt mit 0:1 gegen Mexiko. Woran es lag in Moskau und wie es jetzt weitergeht – wir analysieren die Lage der Dinge vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Schweden am Samstag in unserer Fünferkette.

 

>>> Lesen Sie hier: Einzelkritik: Vor allem zwei Spieler enttäuschen komplett

1 – Spielidee

Joachim Löw machte es wie immer - und es ging schief. Weit aufgerückte Außenverteidiger, Dominanz, Ballbesitz, viele Pässe, das war die gewohnte Ausrichtung – die allerdings nur funktioniert, wenn es stets eine geordnete Rückwärtsbewegung und eine Absicherung gibt. Das war nicht der Fall, weshalb die Mexikaner, die gewohnt hoch und mutig angriffen, leichtes Spiel beim Kontern hatten. Mehr noch: Der Außenseiter kaufte der DFB-Elf den Schneid ab, war in den Zweikämpfen entschlossener und profitierte immer wieder von einer wirren und ungeordneten Defensive des Weltmeisters.

2 – Spielentscheidend

Die deutsche Passmaschine Toni Kroos wurde in Manndeckung genommen. Ohne seine Zuspiele ging nach vorne fast nichts. „Toni wurde zugestellt. Egal, wo er hinging, es stand immer jemand bei ihm. Wir konnten uns demnach von hinten raus nicht wirklich entfalten“, sagte der Bundestrainer Joachim Löw. Weil Kroos‘ Defensivverhalten zudem eine einzige Katastrophe war, weil er viel zu lasch in den Zweikämpfen war und viel zu langsam zurücklief, war der Abend einer zum Vergessen für den Weltstar.

3 – Spielentscheider

Juan Carlos Osorio, der Trainer der Mexikaner, erklärte nach dem Schlusspfiff in den Katakomben des Luschniki-Stadions ziemlich abgezockt: „Wir hatten einen Matchplan, den haben wir bereits vor sechs Monaten aufgestellt, schnell über Außen zu kommen. Wir haben uns sehr gut im Angriffsdrittel bewegt, haben sehr schnell umgeschaltet.“ Die Mexikaner standen hinten sicher, waren aggressiv und konterten stark. „Ich denke, dass die gesamte Mannschaft als Einheit funktioniert hat. Deshalb ein Kompliment an das ganze Team“, sagte Osorio.

4 – Wortspiel

Innenverteidiger Hummels wurde nach dem Abpfiff deutlich und hielt eine kleine Brandrede in Richtung seiner Mitspieler: „Unsere Absicherung ist nicht gut, das muss man ganz klar sagen. Jerome Boateng und ich stehen da oft alleine. Ich spreche das oft an intern. Es scheint aber nicht zu fruchten.“ Und weiter: „Wir hatten den Weckruf schon gegen Saudi-Arabien. Ich verstehe nicht, wieso wir heute so aufgetreten sind. Wir hatten schon einen Schuss vor den Bug bekommen. Wenn wir wieder so spielen, habe ich Sorge!“ Mario Gomez hingegen war da etwas gelassener. Der Stürmer sagte: „Im ersten Spiel ist noch keiner Weltmeister geworden – ich erinnere an Spanien 2010 in Südafrika, die haben auch das erste Spiel verloren.“ Und sind dann zum Titel gestürmt.

5 – Spielplan

Drei der letzten vier Weltmeister sind in der Vorrunde ausgeschieden: Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014. Und nun? Bekommt die deutsche Elf die Kurve oder muss sie bald den bitteren Heimweg antreten? Die restlichen Gruppenspiele gegen Schweden an diesem Samstag in Sotschi und gegen Südkorea am Mittwoch darauf in Kasan werden zeigen, wohin die Reise gehen wird.