Kurz dem Wiederanpfiff sorgte eine Gruppe von Flitzern im Finale zwischen Kroatien und Frankreich für eine kurze Spielunterbrechung. Wenig später bekennt sich die regierungskritische Band Pussy Riot zu der Aktion.

Moskau - Vier Flitzer haben beim Finale der Fußball-WM zwischen Frankreich und Kroatien für eine kurze Unterbrechung gesorgt. Die vier förmlich gekleideten Personen stürmten am Sonntag in der 53. Minute auf den Rasen des Moskauer Luschniki-Stadions. Sie rannten beim Spielstand von 2:1 für Frankreich auf einige der Spieler zu, ehe sie von Ordnern eingefangen werden konnten.

 

Der argentinische Schiedsrichter Nestor Pitana schien die Flitzer im ersten Moment nicht zu bemerken, stoppte die Partie dann aber doch für kurze Zeit. Nachdem die Sicherheitskräfte die Störer vom Platz geführt hatten, wurde die Begegnung fortgesetzt.

Wer steckt hinter den uniformierten Flitzern?

Offenbar steckte die feministische Punkrock-Band Pussy Riot hinter dem Platzsturm, wie ein Tweet nahe legt. „Bilder und Videos auf weltweiten Newstickern in nur wenigen Minuten. Viele Grüße an alle vom Spielfeld in Luschniki, ist cool hier!“, heißt es in der Botschaft von dem Kurznachrichtendienst Twitter. Auch auf Facebook veröffentlichten die regierungskritischen Aktivistinnen ein Statement zu der Aktion.

Darin fordern sie die Freilassung aller politischer Gefangenen in Russland, das Ende von Verhaftungen bei Demonstrationen und sprechen sich für einen freien politischen Wettbewerb aus.

Die Mitglieder der Protestgruppe – drei Frauen und ein Mann – trugen eine Art Polizeiuniform, als sie auf das Spielfeld stürmten. Eine Frau schaffte es, die Mitte des Spielfelds zu erreichen und klatschte dort den französischen Stürmer Kylian Mbappé ab, bevor sie vom Feld geführt wurde. Der kroatische Verteidiger Dejan Lovren schubste den Mann und half einem Ordner, ihn abzuführen.

Pussy Riot fordert Polizeireformen

Die Gruppe erklärte, die Polizeiuniformen symbolisierten, dass die russische Polizei ihrer „himmlischen“ Darstellung in der Literatur nicht gerecht werde. Sie forderte Reformen. Unklar war, ob die Uniformen den Mitgliedern dabei halfen, in das streng gesicherte Stadion zu gelangen. Von den Behörden hieß es lediglich, die Personen seien in das örtliche Polizeirevier gebracht worden.

Pussy Riot ging auch auf den Fall des Aktivisten Oleg Sentsow ein, der wiederholt die russische Annexion der Krim 2014 scharf kritisierte. Er wurde 2015 wegen Terrorverdachts zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sentsow hat die Anschuldigungen zurückgewiesen und befindet sich seit Mitte Mai im Hungerstreik.

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Unmittelbar nach der Spielunterbrechung kursierten auf Twitter bereits einige Aufnahmen der Störer.