„Champion du monde“ heißt es im französischen Bistro Einstein am Wilhelmsplatz. Mehrere Hundert Frankreich-Fans feiern den WM-Titel ihrer Nationalmannschaft. Auch einige andere Nationalitäten fiebern für die Franzosen mit.

Stuttgart - Einen Obstler nimmt sich Alix Pelhate nicht von dem Tablett, mit dem die Kellnerinnen durch die jubelnde Masse am Wilhelmsplatz gehen. Aber den braucht die 15-Jährige auch nicht, um zu feiern. Nach dem Abpfiff tanzt, jubelt und singt die französische Austauschschülerin aus Saint-Maur-des-Fossés (13 Kilometer südöstlich von Paris) nur noch. „Ich habe es gewusst“, jubelt Alix Pelhate und kommt aus dem Strahlen nicht mehr heraus. „Frankreich musste einfach gewinnen.“ Wildfremde Menschen umarmen sie – und alle anderen Zuschauer im französischen Bistro Einstein und der benachbarten Kneipe La Concha.

 

Am Wilhelmsplatz haben sich am Sonntag mehrere Hundert Frankreichfans versammelt und verfolgt, wie ihr Land Fußballweltmeister in Moskau wird. Mitten darunter war auch Familie Goldbeck aus Stuttgart-Möhringen mit ihrer französischen Austauschschülerin Alix Pelhate, die seit knapp drei Monaten in Stuttgart zu Gast ist. Völlig vergessen war für die Goldbecks am Sonntag das viel zu frühe Ausscheiden der Deutschen – sie haben mit ihrem Gast mitgefeiert, inklusive aufgemalter Frankreichfahnen auf dem Gesicht und Baskenmütze auf dem Kopf.

Im Bistro Einstein fiebern auch viele Italiener mit

Bereits ab der 65. Minute, als Kylian Mbappé das vierte Tor für die Franzosen erzielt, ist am Wilhelmsplatz kein Halten mehr. Das Gegentor von Mario Mandžukić in der 69. Minute bekommen die meisten nur noch am Rande mit. Die Sprachgesänge „champion du monde“ (dt.: Weltmeister) und „Allez les Bleus“ werden immer lauter.

„Wir haben vorher beim Institut français angerufen und gefragt, wo wir unter Franzosen das Spiel anschauen können“, sagt die Austauschpartnerin von Alix Pelhate, die 16-jährige Alina Goldbeck. Kurz hatte sich die Familie noch überlegt, nach Straßburg zu fahren. „Beim deutschen Sommermärchen war unsere Familie in Italien – und ich weiß noch, wie bitter es war, dass wir nicht mitfeiern konnten“, sagt die Mutter, Anja Goldbeck. „Aber im Bistro Einstein fühlt man sich wirklich, als wäre man in Frankreich.“

Tatsächlich haben dort nicht nur Franzosen mitgefiebert, sondern auch viele Italiener. „Es war schmerzhaft, dass Italien sich nicht qualifiziert hat. Aber das ist heute vergessen: Wir feiern mit den Franzosen, schließlich ist das unser Nachbarland, und da müssen wir solidarisch sein“, sagt Antonio Antenucci. Zudem sind ihm die Kroaten weniger sympathisch: „Dieses frühe Feiern war mir zu viel. Ich feiere, wenn es verdient ist“, sagt er, nimmt einen Schluck und tanzt weiter.