Ein in den Stau gelotster Papst, eine U-Bahn ohne Strom und eine Copacabana mit drei Millionen Menschen – die Veranstaltung des Großereignisses Weltjugendtag in Brasilien ließ zu wünschen übrig.

Rio - Kann Brasilien wirklich Großereignisse wie nächstes Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft veranstalten? Die haarsträubenden Pannen, die den Papstbesuch begleitet haben, wecken Zweifel, ob das Land seine Rolle als Gastgeber für die Welt erfüllen kann, wie in der brasilianischen Presse beklommen erörtert wird. Und im Ausland spottet man schon: „Haben wir dafür verloren?“ fragte eine Zeitung in Chicago ironisch in einem Bericht über das Chaos in der südamerikanischen Stadt, die Chicago beim Wettbewerb um die Austragung der Olympischen Spiele 2016 ausgestochen hatte.

 

Der Papst war gerade gelandet, da ging es schon los: Den Behörden gelang die weltweit belachte Peinlichkeit, ausgerechnet das katholische Kirchenoberhaupt in einen Verkehrsstau zu lotsen. Polizei und Rathaus hatten sich nicht genügend abgesprochen, deshalb irrten die Autos der päpstlichen Kolonne in der Innenstadt von Rio vom eigentlichen Weg ab.

Es gab sogar Bombenentschärfungsroboter

Passanten und Schaulustige stürzten sich daraufhin auf den hellen Fiat, in dem Papst Franziskus bei heruntergekurbeltem Fenster saß und die ihm angereichten Babys segnete. Die neben seinem Auto herlaufenden Sicherheitsleute reagierten hektisch, die Autos kamen ein paar Minuten lang nicht vom Fleck. Und das alles, nachdem die Sicherheitskräfte seit Wochen und Monaten beteuert hatten, den Besuch bestens geplant zu haben. Sogar im Irak-Krieg erprobte Bombenentschärfungsroboter hielten die Behörden bereit – und dann diese Lachnummer!

Tags darauf stand die U-Bahn still, und zwar für zwei Stunden – gerade als sich die Teilnehmer des Weltjugendtreffens zu Zehntausenden nach Copacabana aufmachten, um an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. Dass durch eine technische Panne der Strom ausfällt, kann überall vorkommen. Aber in Rio ist es relativ häufig, war also insofern vorhersehbar, wie die örtliche Zeitung „O Globo“ tadelte. Um so weniger verständlich, dass so eine Panne dann geschlagene zwei Stunden andauert.

Die Copacabana erlebte vier Tage einen Ausnahmezustand

Die Folge waren natürlich noch stärker überfüllte Busse als ohnehin schon, und wer mit dem Taxi fahren wollte, konnte das erleben, was vor allem zu Silvester, aber auch sonst bei großen Andrang in Rio üblich ist: Taxifahrer, die „a tiro“ kassieren wollen, wörtlich „per Schuss“ – also einen kräftig überhöhten Fahrpreis fordern, ohne das Taxameter anzuschalten.

Schließlich mussten die Organisatoren den Höhepunkt des Weltjugendtreffens absagen, das so genannte Glaubens-Camp auf einem weitläufigen Gelände am Rande von Rio de Janeiro. Denn der Regen hatte den Boden so aufgeweicht, dass die Arbeiter, die seit Wochen eine 75 Meter lange Altar-Bühne, 15 Notarzt-Posten, 4400 Chemie-Klos, 52 Lautsprechertürme und 32 Großbildschirme montierten, bis zu den Knöcheln im Schlamm stecken blieben. So wurden die Messe mit dem Papst und andere Veranstaltungen nach Copacabana verlegt. Der Stadtteil erlebte vier Tage nacheinander eine Art Ausnahmezustand.

Der Papstbesuch kostete über 100 Millionen Euro

Rios Bürgermeister Eduardo Paes sagte, der Regen sei nicht normal für diese Jahreszeit, als er das Treffen im Glaubenscamp absagte. Wie die Historie der Wetterdaten ergab, hat es aber in den vergangenen zehn Jahren in vier Julis mehr geregnet als im besagten Monat in diesem Jahr. Und dass es in der Papstwoche in Rio kräftig regnen würde, prophezeiten die Wettervorhersagen seit geraumer Zeit.

Wie groß der materielle Schaden ist und wer ihn trägt, war zunächst unklar. Rios Bürgermeister Paes beteuerte, das Camp finanziere sich vor allem durch Spenden und Beiträge der Pilger und nur zu einem geringen Teil durch öffentliches Geld. Was die nun buchstäblich im Regen stehen gelassenen Einrichtungen gekostet haben, sagten die Veranstalter nicht; das Organisationskomitee wiederholte nur die pauschale Angabe, der Papstbesuch koste etwas über 100 Millionen Euro.