Die schweizerische Beteiligungsfirma Capvis verkauft 52 Prozent der WMF-Stammaktien an den Investoren KKR. Ob sie weitere bekommen wird, bleibt unklar.

Stuttgart - In Geislingen geben sich die WMF-Eigentümer die Klinke in die Hand. Nach exakt sechs Jahren verkauft der Schweizer Finanzinvestor Capvis seine Anteile mit einem satten Gewinn an den US-amerikanischen Investor KKR weiter. Capvis hatte im Juli 2006 für 52,4 Prozent der WMF-Stamm- und für fünf Prozent der Vorzugsaktien 92 Millionen Euro bezahlt. Mit fast 160 Prozent Aufschlag veräußern die Schweizer nun ihre Anteile.

 

Der neue Eigentümer KKR will WMF sogar komplett übernehmen. Für alle Anteilsscheine bietet er 47 Euro je Stammaktie und mindestens 31,70 Euro je Vorzugsaktie. Insgesamt beläuft sich die Übernahmeofferte auf beinahe 600 Millionen Euro.

Der zweitgrößte Aktionär will seine Anteile jedoch nicht veräußern. 37 Prozent der WMF-Stammaktien liegen – ebenfalls seit sechs Jahren – bei der österreichischen Beteiligungsfirma Fiba. Deren Inhaber Andreas Weißenbacher betonte gestern, er werde keine WMF-Aktien abgeben. Er wolle „damit dafür sorgen, dass das Unternehmen nicht mit Schulden aus dem Kaufpreis belastet wird“, schrieb Weißenbacher in einer Stellungnahme. Ursprünglich hatte der Inhaber der Wasseraufbereitungs-Firma BWT Interesse bekundet, die Capvis-Anteile erwerben zu wollen, nachdem die Schweizer im Frühjahr ihren Willen zum Ausstieg bei WMF bekundet hatten. Im Gegensatz zu KKR war er aber nicht bereit, einen Aufschlag von fast 25 Prozent auf den Kurs der Stammaktien zu zahlen.

Neuer WMF-Mehrheitseigentümer wird nun KKR. „In den vergangenen Jahren hat sich WMF äußerst erfolgreich entwickelt“, sagte gestern KKR-Verwaltungsmitglied Silke Scheiber. Mit einem Jahresumsatz von zuletzt 980 Millionen Euro sei es WMF gelungen, sechs Jahre in Folge zuzulegen und die Gewinnspannen deutlich zu steigern. KKR will WMF nun weiter auf Wachstum trimmen, mit deutlich mehr Einnahmen in Asien und in den USA .

Der WMF-Vorstandschef Thorsten Klapproth äußerte sich gestern wohlwollend zum Eigentümerwechsel: „Wir begrüßen den Einstieg von KKR und freuen uns, dass unsere eingeschlagene Strategie des ertragreichen Wachstums für starke, kompetente Investoren überzeugend ist.“ Deutlich weniger begeistert zeigte sich Bernd Rattay, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Göppingen-Geislingen und WMF-Aufsichtsratsmitglied: „Dass wir wieder einen Finanzinvestor als Eigentümer bekommen haben, macht mich traurig.“ Rattay hätte es lieber gesehen, wenn Fiba die Capvis-Anteile übernommen hätte, weil er den Österreichern längerfristiges unternehmerisches Interesse und nicht nur kurzfristige Gewinnabsichten unterstellt. Die WMF sei momentan schon hochprofitabel, betont Rattay. „Wer wie KKR jetzt zu diesem hohen Preis einsteigt, muss einiges bewegen, um die gewollten Kurssteigerungen erreichen zu können.“

Schon die sechs Jahre unter dem jetzt aussteigenden Finanzinvestor Capvis waren laut Rattay gekennzeichnet von der Verlagerung ganzer Produktionsteile ins Ausland. Zudem seien komplette Herstellprozesse in neue, nicht tarifgebundene Konzerneinheiten ausgelagert worden. Insbesondere am Stammsitz Geislingen seien zuletzt industrielle Arbeitsplätze weggefallen. „China und Tschechien sind als Standort für die Herstellung der WMF-Artikel immer wichtiger geworden“, sagt Rattay. Er befürchtet, dass KKR bald versuchen könnte, den WMF-Konzern in Einzelteilen gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Momentan arbeiten für WMF weltweit 6000 Menschen, zwei Drittel davon in Deutschland. Für die Übernahme der Anteile durch den Investor KKR steht noch die Zustimmung der Kartellbehörden aus.