Der Regionalverband plant, statt der Nachtbusse am Wochenende künftig S-Bahnen einzusetzen. Die Umstellung könnte Ende 2012 erfolgen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - So manchem Nachtschwärmer hat die abschließende Busfahrt nach Hause den ganzen Abend vergällt: Drückend voll sind nämlich viele Nachtbusse, die am Wochenende vom Schlossplatz aus in die Region hinausfahren, oft sind die Busse stark verspätet, und es fehlt auch das Personal, das die teils alkoholisierten Fahrgäste in die Schranken weist. Der Verband Region Stuttgart (VRS) will auf diese Situation jetzt reagieren und das Angebot auf eine völlig neue Grundlage stellen.

 

Tatsächlich handelt es sich um eine Erfolgsgeschichte. In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Fahrgäste auf allen Linien stark gestiegen - obwohl die Kapazitäten ausgeweitet wurden, blieb die drangvolle Enge in vielen Bussen. 212000 Menschen nutzen derzeit pro Jahr die Nachtbusse. Auf jeder der acht Linien ab dem Schlossplatz verkehren in den Nächten auf Samstag und Sonntag drei bis vier Busse. Zudem bieten der Landkreis Ludwigsburg, die Städte Böblingen und Sindelfingen sowie die SSB weitere abgestimmte Nachtbusfahrten an. Teils können auch Ruftaxis bestellt werden, die dann an den Endstationen bereitstehen. So gibt es in der Region Stuttgart schon jetzt auch mitten in der Nacht recht gute Heimfahrtmöglichkeiten.

Die Umstellung soll im Dezember 2012 erfolgen

Der Regionalverband erwägt nun, künftig den S-Bahnen die tragende Rolle im Nachtverkehr zu übertragen. Zwei Varianten sollen mit den beteiligten Landkreisen und den Verkehrsunternehmen vertieft diskutiert werden. Die erste Variante sähe vor, je dreimal pro Nacht eine S-Bahn zwischen Esslingen und Böblingen, zwischen Waiblingen und der Schwabstraße sowie zwischen Ludwigsburg und der Schwabstraße verkehren zu lassen, und zwar im Stundentakt. Ab den Endstationen dieser S-Bahnen würden Nachtbusse eine Vielzahl weiterer Gemeinden anfahren. Bei der zweiten Variante fahren die S-Bahnen sogar bis Bietigheim-Bissingen, Schorndorf, Kirchheim, Flughafen und Herrenberg; die übrigen S-Bahn-Linien werden ebenfalls eingesetzt, allerdings nur als Zubringer, also beispielsweise verkehrt die S6 zwischen Zuffenhausen und Weil der Stadt. Bei beiden Möglichkeiten ist zudem daran gedacht, eine Verbindung zum Flughafen am frühen Morgen einzurichten; die S-Bahn soll dort gegen 4.30 Uhr ankommen. "Die S-Bahnen sind schneller als die Busse, es werden mehr Haltestellen bedient, und man kann die Züge kurzfristig verlängern, wenn die Nachfrage groß ist", so umschreibt Jürgen Wurmthaler, der Wirtschaftsdirektor des VRS, die Vorteile des neuen Systems. Zudem würden dann Buskapazitäten frei, um in Stuttgart oder in der Region weitere Ziele anzufahren.

Allerdings ist ein reiner Verkehr mit Bussen noch nicht aus dem Rennen - der Verkehrsausschuss der Region wird am Mittwoch erstmals über das Thema diskutieren. Die Verwaltung favorisiert aber klar die S-Bahnen, obwohl die Kosten dafür höher seien als für einen Busverkehr. Ein weiterer Vorteil ist für Wurmthaler nämlich, dass es in den S-Bahnen leichter wäre, Servicepersonal mitfahren zu lassen: "Das Sicherheitsgefühl der Menschen steigt dann deutlich." Die Umstellung soll im Dezember 2012 erfolgen, wenn die Verträge mit den Busunternehmen auslaufen.

Infos zum heutigen Nachtverkehr unter www.nachtaktiv.net