Die Firma Wörwag zeigt beim Tag der offenen Tür, wie Pulverlacke produziert werden. Der Betrieb soll für zwölf Millionen Euro erweitert werden.

Renningen - Was haben Fahrräder, Kühlschränke und Baumaschinen gemeinsam? Sie gehören zu den vielfältigen Anwendungsfeldern von Pulverlacken, die in Renningen hergestellt werden. Seit 50 Jahren produziert die Firma Karl Wörwag das spezielle Beschichtungsmaterial für viele Oberflächen. In dem Werk, das von Manfred Linder geleitet wird, arbeitet man seit 1997 mit derzeit rund 70 Mitarbeitern schwerpunktmäßig an diesem Produkt. Am Samstag lud das Unternehmen nun die Beschäftigten samt ihren Familien und Partnern zum ersten Mal zu einem Tag der offenen Tür in Renningen ein.

 

Trotz der Hitze kamen viele Neugierige, um den Betrieb einmal von Nahem zu sehen. Das waren Väter und Mütter, die ihren Kindern oder Freunden zeigten, wo sie arbeiten. Das waren auch Kollegen etwa aus dem Stammwerk der Firma in Stuttgart-Zuffenhausen oder Ruheständler, die mit ihren Enkeln kamen. Rund 500 Gäste hatten sich für den Tag angemeldet, erzählte Daniela Renzo, die Kommunikationsdirektorin des international tätigen Familienunternehmens.

Wie wird der Pulverlack hergestellt?

Neben einem Unterhaltungsprogramm mit Musik, Bewirtung und Aktionen für Kinder waren an diesem Tag besonders die Führungen durch die Produktion begehrt. Im Halbstundentakt zeigten Mitarbeiter ihre Arbeitsstätte und erklärten, wie Pulverlack hergestellt wird. Los ging es im computergesteuerten Hochregallager, das bis zu 3300 Paletten fasst. Die Besucher stiegen hinauf in das oberste Stockwerk, wo die Zutaten für den Pulverlack gemischt werden: verschiedene Harze, die als Bindemittel alle Stoffe miteinander verbinden, dann Farbpigmente und weitere Zusätze, etwa solche, die ähnlich einer Sonnencreme für Lichtschutz sorgen, oder Perlmutt-Pigmente für spezielle Glanzeffekte und auch Wachs, der die Oberfläche des Lacks verhärtet. Der Wunsch der Kunden ist hier Befehl. Die Inhaltsstoffe richten sich nach genauen Rezepturen.

Die Zutaten werden schließlich in einem mehrstufigen Verfahren zu feinem Lackpulver verarbeitet. Dieses lösemittelfreie Produkt wird vom abnehmenden Kunden auf die zu lackierenden Gegenstände aufgetragen. Beim folgenden Einbrennvorgang entsteht dann die gewünschte Lackoberfläche, die das Produkt nicht nur farbiger oder glänzender macht, sondern vor allem das Material schützt.

Produktion in Renningen und Zuffenhausen

Chemielaboranten und Produktionsfachkräfte arbeiten bei Wörwag in Renningen, im Drei-Schicht-Betrieb in der Produktion, im Zwei-Schicht-Betrieb in der Qualitätsprüfung. Dazu kommen Anwendungstechniker und im Zuffenhausener Werk noch Coloristen. Letztere sind Fachleute, die neue Farbtöne entwickeln, wie beispielsweise einen in Zuffenhausen produzierten neuen Nasslack in Zitronengelb, mit dem Ende des Jahres der neue VW Golf in Serie gehen soll, wie Daniela Renzo verriet.

Das Unternehmen will den Standort auf dem 10 000 Quadratmeter großen Areal weiter ausbauen und nimmt dafür rund zwölf Millionen Euro in die Hand. Damit soll das Technikum mit den Laboren für die Materialprüfungen vergrößert werden. „Wir glauben ganz fest an den Standort Renningen“, betont die Kommunikationschefin des Unternehmens.

Einen komplett neuen Betrieb baut Wörwag in Korntal-Münchingen. Im Mittelpunkt steht dort die Produktion von Lackfolien, wie sie etwa Daimler an seinen Fahrzeugen verwendet. Nach Münchingen soll ebenfalls die Verwaltung der Firma mit Vertrieb, Einkauf und die Geschäftsführung umziehen. Zuffenhausen bleibt weiterhin Sitz der Nasslack-Fertigung.

Seit 100 Jahren Lack-Spezialist

1918 wurde die Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik GmbH & Co. KG in Stuttgart-Zuffenhausen gegründet und ist seither ein selbstständiges Familienunternehmen, das weltweit rund 1100 Mitarbeiter beschäftigt. Am Stammsitz arbeiten etwa 800 Beschäftigte. Das Unternehmen hat sich auf Flüssiglacke, Pulverlacke und Lackfolien für unterschiedliche industrielle Anwendungsbereiche spezialisiert.