Mit viel Elan hat Oberbürgermeister Werner Spec 2012 das Projekt Wohlfühlbahnhof ins Leben gerufen. Die Schmuddelecken sollten verschwinden und der Bahnhof eine attraktive Verkehrsdrehscheibe werden. Nach vier Jahren sind die Bemühungen der Stadt ins Stocken geraten.

Ludwigsburg - Mit viel Elan hat Oberbürgermeister Werner Spec 2012 das Projekt Wohlfühlbahnhof ins Leben gerufen. Die Schmuddelecken zwischen Bahnhofshalle und Gleiszugang sollten verschwinden und aus dem viel geschmähten Unort eine attraktive Verkehrsdrehscheibe werden. Nach knapp vier Jahren aber geraten die Bemühungen der Stadt ins Stocken: Der Bahnhofsmanager ist Ende 2015 gegangen und es wird keinen Nachfolger geben, das mit Spannung erwartete Modell Yoloma (Your local market) ist gescheitert und die neu installierten Aufzüge sind ständig kaputt.

 

Hatte es im Dezember zunächst noch geheißen, für den scheidenden Bahnhofsmanager Arne Wintermeier werde ein Nachfolger gesucht, ist davon jetzt keine Rede mehr. „Nein, die Stelle wird nicht ausgeschrieben“, sagt Baubürgermeister Michael Ilk. Als Grund nennt er einen Beschluss des Gemeinderats. Das Gremium hatte in den Haushaltsberatungen gefordert, insgesamt 500 000 Euro beim Rathauspersonal einzusparen. „Und wo sollen wir das einsparen, wenn wir niemand entlassen wollen?“, sagt Ilk. Bis auf weiteres würden offene Stellen nicht mehr besetzt.

Die Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt

Die Aufgaben eines Bahnhofsmanagers würden nun auf mehrere Schultern verteilt, erläutert der Baubürgermeister. „Für die Belange des ZOB ist zum Beispiel die Abteilung Stadtplanung zuständig, andere Aufgaben übernimmt die Straßenverkehrsbehörde.“ Wintermeier habe gute Arbeit geleistet, aber über die Kontakte für Verhandlungen mit der Eigentümergesellschaft, die die Bahnhofshalle mit den Ladengeschäften betreibt, und der Deutschen Bahn (DB) verfügten auch andere in der Verwaltung.

So sei zum Beispiel er persönlich in den nächsten Tagen gefordert, den Missstand mit den dauerhaft defekten Fahrstühlen im Hauptgebäude des Bahnhofs zu reklamieren. „Das ist ein großes Ärgernis, das geht eigentlich gar nicht“, sagt Ilk. Zumal die Stadt selbst Anfang 2015 die von ihr betriebenen Fahrstühle am Franck-Steg reaktiviert hat. „Die sind zwar auch ab und zu mal kaputt, aber wir sorgen dafür, dass sie rasch wieder in Betreib gehen können“, sagt Ilk.

Die Lifte sind immer noch ständig defekt

Anders sieht es dagegen mit den sehr viel wichtigeren Aufzügen aus, die die DB im Zentralbau unterhält. Weil die alten Lifte immerzu kaputt waren, hat die Bahn Anfang 2015 für eine halbe Million Euro zwei neue einbauen lassen. Zunächst dauerte die Installation viel länger als die angepeilten zwei Monate, dann konnten sie wochenlang nicht eingeschaltet werden, weil ein Alarmknopf fehlte. Erst als dieser Mangel behoben war, konnten die Lifte in Betrieb genommen werden. Doch nur wenige Tage lang – der Defekt ist auch bei den neuen Aufzügen zum Dauerzustand geworden.

Komplett gestrichen ist das Modellprojekt Yoloma. Als zukunftsweisend angepriesen und von der Universität Stuttgart mitbetreut, sollte das „Your-local-market“-System Reisenden gestatten, von unterwegs aus Lebensmittel zu ordern, die sie nach der Rückkehr aus einem Schließfach holen könnten. Oder sie sollten schmutzige Wäsche dort einlagern und abends frisch gereinigt wieder mit nach Haus nehmen können. Die Hardware verbirgt sich in Form von Schließfächern im Zwischengeschoss des Bahnhofs. Versehen mit viel Elektronik, über die das Bestellen sowie das Einlagern und Abholen per Zahlencode möglich gemacht werden sollte.

Die Abholfächer werden nicht in Betrieb genommen

Technik und Abholfächer gibt es längst, sie befinden sich hinter einer Sperrholzwand. Die Supertechnologie, die mit Geld von der Region gefördert wurde und die Ludwigsburg an die Spitze moderner deutscher Bahnhöfe katapultieren sollte, wird aber nie in Betrieb genommen. „Jedenfalls nicht am Bahnhof“, sagt Ilk. Der Grund: die Händler, die das System mit ihren Waren und Dienstleistungen versorgen sollten, haben ihren Rückzug erklärt. Es gebe Probleme mit der Kühlhaltung, sagt Ilk. Was an deren Stelle eingebaut wird, ist offen. „Ganz bestimmt aber nicht das, was vorher da war“, betont Ilk. Im Zwischengeschoss befand sich ein Kiosk, der beliebter Treffpunkt für Alkoholiker war.