Zwei Architekturentwürfe für die Bebauung des Areals Rote Wand auf dem Killesberg werden vom Preisgericht als gleichwertig erachtet. Die Entscheidung, wie das neue Wohngebiet einmal aber tatsächlich aussehen soll, wird dennoch vertagt.

Stuttgart - Fünf quaderförmige Gebäude, die zwei begrünte Innenhöfe bilden, oder eine wandartige Häuserzeile – wahrscheinlich für Kleinstwohnungen – entlang der Straße Am Kochenhof, hinter der vier rundliche, deutlich größere Objekte stehen. So lassen sich die beiden unterschiedlichen Siegerentwürfe für das Quartier Rote Wand auf dem Killesberg kurz beschreiben. Die endgültige Entscheidung, wie die neue Siedlung auf dem ehemaligen Messeparkplatz einmal aussehen wird, ist vom Preisgericht vorerst vertagt worden.

 

Baugemeinschaften sollen zum Zug kommen

„Wir sind am Mittwoch den ganzen Tag bis in den späten Abend zusammengesessen“, berichtete der Vorsitzende des Gremiums, Peter Cheret. Und: „Den 30 Teilnehmern wurde ungewöhnlich viel abverlangt.“ Analog zum Stuttgarter Innenentwicklungsmodell SIM sollen in dem neuen Quartier 50 Prozent geförderter Wohnungsbau entstehen. Zudem sind 50 Prozent des 9000 Quadratmeter großen Areals für Baugemeinschaften vorgesehen. „An das Projekt sind große Erwartungen geknüpft“, meinte Cheret – auch architektonisch. Wichtig seien die Beziehung zur benachbarten Benzkirche und der in Stuttgart wenig eingeübte Umgang mit Baugemeinschaften, sagte der Juryvorsitzende.

Quader oder doch eher runde Formen

Der Entwurf mit Quadern und Innenhöfen stammt vom Berliner Büro Roedig Schopp Architekten in Zusammenarbeit mit Plancontext Landschaftsbau, die Rundlinge vom Büro KSG Architekten und Stadtplaner Kister, Scheithauer, Gross aus Köln. Die Büros werden ihre Pläne nach Vorgaben von Stadt und Jury nacharbeiten. „Im September werden die Entwürfe dem Gremium erneut und in einem detaillierteren Maßstab vorgestellt“, erklärte der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD).

„Die Bauarbeiten sollen dann im Lauf des Jahres 2016 beginnen“, kündigte der Erste Bürgermeister Michael Föll (CDU) an. Zwar sei Qualität wichtiger als Geschwindigkeit, doch man habe ja nicht all zu viele verfügbare Wohnbaugebiete in der Stadt, meinte Föll. Dann wäre das letzte, durch den Umzug der Messe vom Killesberg auf die Filder im Jahr 2007 frei gewordene Areal genau zehn Jahre später neu bebaut.

Auf der alten Messe sind vor allem Wohnungen entstanden

Auf den ehemaligen Messeflächen sind bisher das Wohnstift Augustinum, die Kochenhof-Erweiterung und das Quartier Killesberghöhe entstanden. „Auf dem Gelände der ehemaligen Messe gibt es in der Zwischenzeit 700 bis 800 Wohneinheiten“, bilanzierte Föll stolz, „zudem hat es eine wunderschöne Erweiterung des Höhenparks gegeben.“ Im Herbst dieses Jahres wird Baustart auf dem Parkplatz an der Maybachstraße für ein Projekt des Siedlungswerks und der städtischen SWSG sein. Die Rote Wand auf dem ehemaligen Parkplatz P 8 ist also das letzte Puzzlestück. Auf dem Gelände sollen rund 100 Wohneinheiten entstehen, so viel ist sicher. Und: jeweils 17 Prozent der Förderung entfallen auf die Programme Preiswertes Wohneigentum, Sozialer Mietwohnungsbau und Mietwohnungsbau für mittlere Einkommensbezieher – macht insgesamt 51 Prozent Förderquote. „Eine hohe Quote ist an dieser Stelle verträglich“, erklärte Föll. „Dieser Anteil der geförderten Wohnungen für Menschen mit kleineren Einkommen wird von den aktuellen Anwohnern des Gebiets akzeptiert“, ist sich auch der Baubürgermeister sicher, „wir sind dort gut verankert.“ Matthias Hahn verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Bürgerwerkstatt vom 22. September 2012, deren Ergebnisse in die Vorgaben des Wettbewerbs eingeflossen seien.

Am Montag wird die Stadt über ein weiteres Areal befinden. Dann steht die Entscheidung im Wettbewerb für das Theaterviertel am Pragsattel auf dem Plan.