Ideales Grundstück für urbanes Leben an der Schillerstraße. Architektur soll generationsübergreifendes Zusammenleben fördern.

Fellbach - Womöglich wird die eine oder der andere wahlweise eine Träne aus dem Augenwinkel wischen oder einen Chlorwassertropfen aus dem Bart schütteln: Erneut gilt es Abschied zu nehmen von einem Stück Erinnerung in Fellbach. Jener Ort, an dem viele der Generation Ü20 Brust- und Kraulschwimmen gelernt haben, wird nur noch begrenzte Zeit existieren.

 

Beim alten Freibad an der Schillerstraße, Ecke Untere Schwabstraße steht der Abriss bevor – zwar nicht unmittelbar, aber in absehbarer Zeit. Wenn Becken, Kacheln Glasfront, Sprungturm oder Umkleidekabine zerschreddert sind, ist das Areal frei für die länger ins Visier genommene Bebauung. Damit kommt die Stadt der von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull forcierten „Wohnbauoffensive 2020“ einen weiteren Schritt näher.

Hinweis aus alten Tagen. Foto: Patricia Sigerist

Und dass es sich um ein äußerst attraktives künftiges Wohngebiet handelt, liegt auf der Hand: zentrumsnah, weil mitten in der Stadt gelegen, und in Zeiten der Wohnungsnot natürlich schwer begehrt. „Die Möglichkeit, ein Grundstück dieser Größe und so zentral gelegen neu zu bebauen, bietet sich nicht alle Tage“, brachte etwa CDU-Stadtrat Franz Plappert kürzlich im Gemeinderat die Lage auf den Punkt.Noch allerdings ruht das alte Hallenbad in einer Art Dornröschen-Schlaf. In unmittelbarer Innenstadtnähe, einer sehr guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mit Bussen und bald sogar zwei Stadtbahnlinien und trotzdem in ruhiger Lage werden die rund 4600 Quadratmeter umgestaltet. Angepeilt wird ein „urbanes Wohnen im Zentrum“, so die Überschrift der Bauverwaltung zum Vorhaben. Der Teilnahmewettbewerb für das kombinierte Architekten- und Investorenauswahlverfahren läuft von Anfang September bis Anfang Oktober 2018. Der Zeitplan steht also.

Anfang 2019 werden die ersten Entwürfe vorliegen

Vor knapp fünf Jahren schloss das alte Hallenbad in der Fellbacher Schillerstraße die Pforten – was bis heute auf dem an der Eingangstür geklebten Zettel abzulesen ist: „Das Hallenbad schließt am 28. 07. 2013.“ Geplant war von vornherein – wie auch beim Pendant des früheren Freibadareals – das Hallenbadgelände für Wohnraum auszuweisen. Zwei Stadtbahnhaltestellen (Schwabenlandhalle und Lutherkirche), die direkte Anbindung ans Rathaus-Carrée, Schul- und Kulturangebote direkt vor der Haustür – hier handelt es sich eindeutig um ein ideales Grundstück für urbanes Bauen. Der Gemeinderat stimmte daher auch der Stadtverwaltung zu, dieses Filetgrundstück in Erbpacht mit einem kleinen Anteil an Eigentumswohnungen zu entwickeln.

Schon lange durchgestrichen. Foto: Patricia Sigerist

Anfang 2019 werden die ersten Entwürfe vorliegen. Nach den Wünschen der Bürger, die in zwei Workshops zusammengetragen wurden, ist an eine dichte Bebauung gedacht. Diese soll Platz für Familien, Alleinstehende und Senioren bieten und ansonsten eine gewisse Flexibilität zulassen. Die Architektur und Bebauung auf dem Hallenbad-Gebiet soll aber auch ein generationsübergreifendes Zusammenleben fördern. Knapp ein Drittel der Wohnfläche wird als sozialgeförderter Wohnraum vorgesehen. Die Neubauten greifen die Typologie der umliegenden Gebäude auf und stechen nicht „unliebsam“ heraus. Geplant ist – bei aller Verdichtung – das Quartier mit einer ansprechenden Grünanlage und möglichst autofrei aufzubauen. Auch wenn bereits erste Vorarbeiten für die Bebauung des Hallenbad-Geländes laufen, wird bis zum endgültigen Startschuss noch ein bisschen Zeit vergehen. Anfang Januar 2019 erfolgt die Bewertung der Angebote durch eine Kommission, in der Vertreter des Gemeinderates, der Verwaltung sowie weitere Fachleute Mitglieder sind. Neben der Frage, wie das Gelände mit welchem Wohnungsmix bebaut werden soll, dienen die Kriterien städtebauliche Anpassung, Architektur und Funktionalität, ökologische und energiesparende Motive sowie Wirtschaftlichkeit als Richtschnur.

Bevor aber der Neubau startet, muss zuerst Platz geschaffen werden. Das alte Bad wird abgerissen, einen genauen Zeitpunkt gibt es dafür aber noch nicht. Allein für den Abriss veranschlagt die Stadtverwaltung bereits knapp eine Million Euro.