An der Felix-Dahn-Straße in Stuttgart-Degerloch soll Wohnraum entstehen. Das befürwortet auch der örtliche Bezirksbeirat. Aber es gibt auch Kritik.

„Was wird aus dem Spielplatz, wenn hier gebaut wird?“, fragt eine Anliegerin und blickt auf die Fläche an der Felix-Dahn-Straße, die offiziell unter der Bezeichnung Flurstück 210 firmiert. Sie komme häufiger her, um ein bisschen auf der Bank zu sitzen. Solche Ruheoasen gebe es in Degerloch viel zu wenige. Und sie sorge sich um den alten Baumbestand, sagt sie. Grundlos, denn tatsächlich sieht die städtebauliche Neuordnung, die Susanne Frucht vom Amt für Stadtplanung und Wohnen am Dienstagabend im Bezirksbeirat vorstellt, keinen Eingriff in den grünen Bereich des Grundstücks vor.

 

Hingegen würde die Bebauung den bestehenden Parkplatz verschwinden lassen. Den Erhalt der 31 Stellplätze hatte das Gremium schon vor Jahren zur Voraussetzung für eine Zustimmung zu Projekten an diesem Standort erklärt. Die Missstimmung im Sitzungssaal ist daher geradezu greifbar. Man fühlt sich von der Stadtverwaltung übergangen. Noch einmal weisen Vertreter verschiedener Fraktionen darauf hin, wie wichtig die Parkflächen für den Einzelhandel an der Epplestraße seien. Darauf zu hoffen, dass im Zuge der neuen Ortsmitte Degerloch Parkplätze in der möglicherweise erweiterten Tiefgarage unter dem Agnes-Kneher-Platz hinzukämen oder die Einführung des Parkraummanagements im kommenden Jahr an der Felix-Dahn-Straße greife, erscheine wenig verlockend. Das müsse sich ja alles erst zeigen, lautet die Kritik.

Der Bezirksbeirat begrüßt den geplanten Wohnungsbau

Der Unmut ist groß. Dabei stößt die Absicht des Liegenschaftsamts, das Grundstück an das Siedlungswerk zu vergeben, um Wohnraum für Menschen mit Behinderung – vorgesehen sind zwei Wohngruppen und zwei Appartements – sowie 14 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau zu schaffen, im Bezirksbeirat auf breite Zustimmung. Der Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros Schwarz/Jakobi für den Neubau würde sich gut in die Umgebung einfügen. Vorgesehen ist neben den Wohneinheiten ein halböffentlich nutzbarer Bereich. Ein Café wäre denkbar. Das kling gut.

Nur öffentlichen Parkraum gäbe es eben kaum mehr. Die Tiefgarage, die entstehen soll, verfügt über 25 Stellplätze, von denen zehn für die Bewohner des neuen Quartiers freigehalten werden müssen. Die Parkmöglichkeiten für Besucher der Ortsmitte würden von 31 auf 15 zusammenschrumpfen. Die Alternative, eine zweigeschossige Tiefgarage zu schaffen, beurteilt die Verwaltung als weder technisch noch wirtschaftlich umsetzbar. Auch seitens des Siedlungswerks wird klar kommuniziert, dass das von den Kosten her nicht darstellbar sei.

Einst war ein Discounter geplant

Eberhard Klink (Freie Wähler) erinnert an die Überlegungen, eine Discounter-Filiale auf dem Gelände anzusiedeln. 80 Stellplätze habe man damals in Aussicht gestellt, so Eberhard Klink, der auch für den Gewerbe- und Handelsverein spricht. Nachdem sich die Stadt für eine Wohnbebauung entschieden hatte, zieht Aldi nun ins Berolina-Haus. Die Verwaltung empfiehlt nun ein „Abweichen vom Grundsatzbeschluss, die Parkplätze an der Felix-Dahn-Straße vollständig zu erhalten.“ Das Ziel: ein Bauantrag für 2023 und Baubeginn 2024.

Vielleicht liegt die Lösung in der Idee von Michael Huppenbauer (Grüne). Der Architekt schlägt vor, die Tiefgarage zu erweitern und dafür Kellerräume in ein zweites Tiefgeschoss zu verlegen. Das würde weniger kosten als eine zweite Tiefgaragenebene. Am Ende fällt das Votum des Bezirksbeirats eindeutig aus: Die Vorschläge der Verwaltung werden abgelehnt. Stattdessen wünscht das Gremium einstimmig die nochmalige Prüfung von Planungsalternativen, die den Erhalt der Parkmöglichkeiten im heutigen Umfang sicherstellen.