Menschen mit und ohne Behinderungen begegnen sich in einem Haus, das in den Grünen Höfen entsteht. Das Gebäude und die Bewohner sollten in das Stadtviertel integriert werden.

Esslingen - Wenn Menschen mit einer geistigen Behinderung bei ihren Eltern aus- und in eine eigene Wohnung einziehen, ist das ein großer Schritt. Im nächsten Herbst wird es so weit sein. In der Esslinger Pliensauvorstadt soll voraussichtlich im November das neue Gebäude der Lebenshilfe Esslingen bezugsfertig sein. 24 Frauen und Männer mit geistiger- und Mehrfachbehinderung werden dann in der Stuttgarter Straße auf drei Etagen wohnen. Das oberste der vier Geschosse wird an maximal acht Interessierte ohne Behinderung vermietet.

 

Im Aufenthaltsraum, der auch für Feste genutzt werden kann, im Waschkeller oder im Garten – das Wohnprojekt „Zuhause“ schafft zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten für die Bewohner. Inklusion wird groß geschrieben. Das ins Quartier Grüne Höfe integrierte Gebäude der Lebenshilfe bildet mit einem Haus des Bauträgers Flüwo einen gemeinsamen Innenhof. Auch dort sollen Begegnungen stattfinden.

Flexibilität bei der Wohnform

Enge Kontakte zum Stadtteil und zum Mehrgenerationenhaus sollen zu einer weitreichenden Vernetzung führen. Das Ziel ist es, die neuen Bewohner im Alter zwischen circa 20 und 45 Jahren in das kulturelle und soziale Leben in der Pliensauvorstadt einzubinden, erklärt die Geschäftsführerin der Lebenshilfe Esslingen, Elke Willi. Es gibt Einzelzimmer und Zweizimmer-Appartements sowie auch eine Vierer-Wohngemeinschaft. Friedrich Beutel vom Lebenshilfe-Vorstand formuliert es so: „Wir wollen ein zukunftsweisendes Haus bauen, in dem sich die Bewohner wohl fühlen. Das Wohl der Menschen ist unser oberstes Gebot.“ Für eine Betreuung durch Fachpersonal ist gesorgt.

Zukunftsweisend ist nicht nur die inklusive Wohnform, sondern laut dem Esslinger Architekten Jens Könekamp auch die Bauweise. Dass ein viergeschossiges Haus als Holzbau entsteht, sei bisher einmalig im Kreis Esslingen.

Das Haus wird aus massiver Fichte gebaut

Nur der Treppenturm und die Tiefgarage sind aus Stahlbeton, die Gebäudehülle hingegen ist aus massiver Fichte gefertigt. Nach der Fertigstellung wird man das dem Haus von außen jedoch nicht mehr ansehen, da die Fassade mit einem Wärmeverbundsystem verkleidet wird. Im Inneren hingegen bleibt das Holz sichtbar und sorgt für eine warme Atmosphäre.

Die Investitionskosten des Wohnprojekts „Zuhause“ belaufen sich auf 5,4 Millionen Euro. Die Lebenshilfe, ein Elternverein mit 370 Mitgliedern, betreibt bereits ein Wohnprojekt mit 30 Plätzen – das Wohnheim in der Flandernstraße.