Sozialer Wohnbau und alternative Energiekonzepte spielen bei der Erschließung neuer Baugebiete in der Planung der Großen Kreisstädte eine Rolle.

Rems-Murr-Kreis - Auch die übrigen Großen Kreisstädte geben in den kommenden Jahren beim Wohnbau Gas – allen voran Backnang. „Nach derzeitigem Stand können 1000 bis 1400 Wohneinheiten bis 2025 entstehen“, erklärt Tobias Großmann, der Leiter des Stadtplanungsamts. Dabei setze die Stadt, wie schon seit einigen Jahren, auf Innenentwicklung. „Das heißt, die Mehrzahl an Wohngebietsentwicklungen finden auf frei werdenden Flächen im Bestand statt“ – und davon hat Backnang offenbar reichlich. So stehen derzeit allein 116 Wohneinheiten auf dem früheren Klinikgelände kurz vor der Fertigstellung, und weitere 45 Wohneinheiten sind im Innenstadtgebiet Kronenhöfe im Bau. Als nächstes soll die Obere Ziegelei mit 110 Wohneinheiten folgen.

 

Vom nächsten Jahr an können am Dresdner Ring im Norden und Aurelis-Areal in der südlichen Kernstadt 45 beziehungsweise 70 Wohnungen entstehen. Im zentralen Innenstadtbereich gibt es zwei große Entwicklungspotenziale direkt an der Murr: Im Osten die Obere Walke, auf der von 2022 an 300 bis 330 Wohneinheiten auf 4,8 Hektar entstehen sollen, sowie auf der anderen Seite der Stadt das Quartier Backnang-West mit 15 Hektar Fläche.

Für Letzteres werde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung bis 2027 ein Masterplan für neue Wohn- und Arbeitsformen entwickelt. Auch in den anderen Neubaugebieten geht man neue Wege. Das Bonhoefferareal als autofreies Quartier und mit Wohnformen für alle Lebenslagen sowie die Obere Ziegelei erfüllten „modernste und nachhaltige energetische Anforderungen“, so Großmann.

Waiblinger Baulandmodell

Auch in Waiblingen werde Konzepten für eine ökologische und energiesparende Bauweise ein immer größerer Stellenwert eingeräumt, wie Patrik Henschel, der Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, betont. So entstünden gerade zwei klimaneutrale Baugebiete: Berg-Bürg 2 im Teilort Bittenfeld und Hoher Rain an der Schorndorfer Straße für 135 beziehungsweise 60 Wohneinheiten.

Standards wie Flachdachbegrünungen und die Nutzung von Dachflächen für solare Nutzungen seien schon seit mehreren Jahren Bestandteil von Bauleitplanungen, berichtet Henschel. Ein aktuelles Beispiel hierfür sei das Neubaugebiet Auf der Linde. Wie in Backnang bietet sich mit diesem ehemaligen Krankenhausgelände, das von der Kreisbau erschlossen wird, in Waiblingen Potenzial zur Innenentwicklung für rund 210 Wohneinheiten.

Grundsätzlich verfolgt Waiblingen den gleichen Weg wie Weinstadt. Nach dem „Waiblinger Baulandmodell“ entwickelt die Stadt erst dann ein Baugebiet, wenn sie im Besitz aller Grundstücke ist. Zudem verfolgt man ebenfalls Konzepte für kostengünstigen Wohnraum – wie auch in Schorndorf, wo bei Neubauprojekten 20 Prozent der Miet- oder Eigentumswohnungen preiswert angeboten werden müssen, und Fellbach, wo ab 1000 Quadratmetern Wohnfläche 30 Prozent als preisreduzierter Wohnraum gefördert werden.

Wohnoffensive in Fellbach

In Fellbach ist dies allerdings nur ein Teil eines ganzen Bündels an Maßnahmen. So umfasse die bereits im Jahr 2017 gestartete Wohnbauoffensive auch eine „konsequente Analyse innerstädtisch verfügbarer Bauflächen, die Gründung der städtischen Wohnbau- und Dienstleistungsgesellschaft und ein vereinfachtes Umlageverfahren“, erläutert die Pressesprecherin der Stadt, Sabine Laartz.

Im Rahmen der Offensive seien bereits im vergangenen Jahr ein Neubau in der Eisenbahnstraße mit 35 Wohneinheiten fertiggestellt und weitere Bauten in der Neuen Mitte im Ortsteil Schmiden mit 29 und in der Siemensstraße mit 60 Wohneinheiten begonnen worden. Dieses Jahr starte die Bebauung des Schönemann-Areals mit 113 Eigentumswohnungen und im kommenden Jahr folgten ein Bauvorhaben im Gebiet Esslinger Weg  mit 100 Wohneinheiten und das ehemalige Hallenbad-Gelände mit 58 sowie das Jahr darauf das Freibadgelände mit 300 Wohneinheiten. Dabei ergänzten sich private und städtische Vorhaben, wobei neben städtebaulichen Kriterien für die Vergabe auch Energie- und Mobilitätskonzepte eine Rolle spielten.

Wohnversorgungskonzept in Schorndorf

Im selben Jahr wie Fellbach hat Schorndorf sein so genanntes Wohnraumversorgungskonzept eingeführt. „Die ersten Projekte, bei denen diese Konzeption greift, werden im Jahr 2021 fertiggestellt“, kündigt die Stadtsprecherin Nicole Amolsch an. Auf dem Gelände der ehemaligen Lederfabrik Breuninger sollen 200 Wohnungen entstehen und weitere 130 auf dem Grundstück Olgastraße im Mühlenviertel. Darüber hinaus sollen im Teilort Weiler an der Carl-Zeiss-Straße rund 70 neue Wohnungen geschaffen und von 2020 an 75 Bauplätze in den Oberen Straßenäckern erschlossen werden. „Eine Vielzahl von Verfahren und Projekten sind außerdem in Vorbereitung, von privaten Bauträgern auch viele schon konkret im Bau.“ So plane die städtische Tochtergesellschaft Stadtbau Schorndorf in Summe 149 Wohneinheiten bis zum ersten Halbjahr 2022 zu errichten, überwiegend als Mietwohnungen, aber in geringer Zahl auch als Reihenhäuser.

Mieterstromkonzept in Winnenden

In Winnenden ist der Eigenbetrieb Stadtbau tätig. Nach einem Neubau in der Gerberstraße, der bereits im Gange ist, sollen noch in diesem Jahr drei weitere Projekte gestartet werden: im Buchenhain, der Robert-Boehringer- und der Palmstraße. Mit sechs bis 17 Wohnungen sind diese allerdings vergleichsweise kleine Bauvorhaben. Weitere gut 16 Wohnungen könnten – sofern der Gemeinderat zustimmt – auf einem städtischen Grundstück in der Ortsmitte des Stadtteils Höfen entstehen, kündigt die Pressesprecherin Emely Rehberger an: „Diese sollen durch einen privaten Investor erstellt und langfristig zu einem vergünstigten Mietzins an die Stadt vermietet werden.“ Ein Thema seien zudem alternative Energien, etwa beim Neubau im Buchenhain. Dieser werde von der Gesellschaft Fernwärme Winnenden versorgt, die hierfür regenerative Energiequellen einsetze, wie Bio- und Deponiegas, und Wärme mittels Kraftwärmekopplung erzeuge. Darüber hinaus setzten die Stadtwerke Winnenden ein sogenanntes Mieterstromkonzept um, indem sie eine Fotovoltaikanlage auf dem Neubau installierten, erklärt Rehberger: „Über beide Energiesysteme wird der gesamte Energiebedarf über vorbildliche Energiesysteme gedeckt.“