Wohncontainer-Malaise in Renningen Wegen Mängeln: 1,7 Mio. Euro teure Flüchtlingsunterkunft steht weiter leer

, aktualisiert am 31.10.2025 - 12:49 Uhr
Blick von den weißen Containerunterkünften in Renningen auf dem Festplatz (links) zu den dunkelgrauen am Vereinsdorf (im Hintergrund). Foto: Simon Granville

Zwei Containeranlagen in Renningen sollen Geflüchteten und Wohnungslosen dienen. Doch nur eine davon soll zum neuen Jahr bezogen werden.

Die eine ist dunkelgrau, die andere weiß. Die eine soll zum neuen Jahr bezogen werden, die andere steht seit mehr als einem Jahr leer. Auf dem Festplatz und am Vereinsdorf Renningen stehen sich seit September zwei Containerunterkünfte für Geflüchtete und Wohnungslose unmittelbar gegenüber.

 

Die Ausgangslage ist bei den zwei Anlagen sehr unterschiedlich. Die zweigeschossige, weiße Unterkunft wurde vor über einem Jahr errichtet und sollte ursprünglich dazu dienen, die gestiegene Zahl an Geflüchteten aufzunehmen und damit die Belegung von Sporthallen zu vermeiden. Der Beschluss dazu stammt bereits aus dem März 2023, die Anlage wurde für rund 1,7 Millionen Euro geplant und auch mit Fördermitteln finanziert. Wegen Mängeln beim Brandschutz wurde sie aber bis heute nicht zur Nutzung freigegeben.

Die dunkelgrauen Container, die im September am Vereinsdorf aufgestellt wurden, sollen ein Interimsquartier sein für Menschen, die bisher schon in städtischen Unterkünften wohnen. Aktuell plant Renningen, mehrere dieser Unterkünfte über einen Zeitraum von fünf Jahren zu sanieren. „Wir haben hier aber eine Pufferkapazität eingerechnet, da aktuell nicht absehbar ist, wie sich die Flüchtlingszahlen in den kommenden Jahren entwickeln“, sagt die Bürgermeisterin Melanie Hettmer. Derzeit sind 2,4 Millionen Euro für die gesamte Anlage veranschlagt.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Containeranlagen in Renningen?

Die Anlage am Vereinsdorf wird derzeit ausgebaut und eingerichtet. Geplant sind hier 20 Wohnungen für maximal 58 Menschen mit Fluchthintergrund. Laut Angaben der Stadt liege man gut im Zeitplan, die neuen Bewohner könnten Anfang des kommenden Jahres nach und nach einziehen.

Die Anlage auf dem Festplatz gegenüber hingegen wird vorerst weiter leer bleiben. Bisher ist keine Abnahme durch das Landratsamt erfolgt. „Das Bauamt arbeitet mit dem Landratsamt in dieser Sache eng zusammen“, heißt es aus Nachfrage aus dem Rathaus. Da die Zuweisungszahlen von Geflüchteten aber zuletzt rückläufig waren, bestehe hier derzeit kein Zeitdruck.

Wie geht es weiter mit den Flüchtlingsunterkünften in Renningen?

In die dunkelgrauen Container am Vereinsdorf sollen 2026 zunächst die Bewohner eines Gebäudekomplexes umziehen, den der Landkreis Böblingen Anfang der 1990er Jahre gebaut hat, um Flüchtlinge des Jugoslawien-Krieges aufzunehmen. Die Stadt Renningen hat das Gebäude später übernommen.

Containeranlage am Festplatz Renningen: Sie ist nicht zur Nutzung freigegeben Foto: Simon Granville

Die Nutzung dieser Anlage als Interimsunterkunft ist vorerst für fünf Jahre geplant. In dieser Zeit sollen die städtischen Unterkünfte nach und nach saniert werden. Wie viel das kosten wird, dazu kann die Stadtverwaltung im Moment keine Gesamtsumme nennen. Die Anlage ist so konzipiert, dass sie später von den Vereinen der Stadt genutzt werden kann.

Bei der Unterkunft aus weißen Containern auf dem Festplatz wiederum rechnet man damit, dass im Frühjahr die ersten Menschen einziehen können. Abhängig ist dies jedoch von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen. Vorgesehen sind hier 28 Zimmer für maximal 84 Personen. Auch diese Unterkunft ist nur temporär und soll wieder abgebaut werden, sobald der Bedarf anderweitig gedeckt werden kann.

Wie ist die Prognose bezüglich der Flüchtlingszahlen?

Laut Landratsamt wurden besonders seit September wieder mehr Flüchtlinge aufgenommen, „insbesondere im Zuge von Direktaufnahmen aus der Ukraine“. Die Ukraine hatte im August jungen Männern im Alter bis 22 Jahre die Ausreise erlaubt. Zuvor war wegen des Angriffskriegs von Seiten Russlands das Kriegsrecht verhängt worden, weshalb Männer zwischen 18 und 60 Jahren nicht ausreisen durften.

„Wir gehen davon aus, dass die Zugangszahlen im Winter noch einmal sinken und sich auf moderat gestiegenem Niveau stabilisieren“, sagt Rebecca Kottmann, Sprecherin des Landratsamtes.

19 Wohnungslose in Renningen untergebracht

Geflüchtete, die aus den Landeserstaufnahmeeinrichtungen kommen, werden zunächst von den Landkreisen in eigenen Unterkünfte untergebracht, solange ihre Verfahren laufen. Wird ein Asylantrag genehmigt oder eine Duldung ausgesprochen, werden diese Menschen auf die Kommunen verteilt, die dann für deren Unterbringung zuständig sind. In Renningen leben zurzeit 182 Menschen in stadteigenen oder angemieteten Wohnungen, von ihnen sind 19 wohnungslos und 163 mit Fluchthintergrund.

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