Der neue Mietspiegel ist erschienen. Er dient Vermietern und Mietern als Grundlage bei Streitigkeiten um den Mietzins und kann teure Gerichtsverfahren verhindern.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Mieten in Esslingen sind in den vergangenen vier Jahren um 12,4 Prozent gestiegen, das weist der jetzt erschienene Mietspiegel der Stadt aus. Die ortsübliche Vergleichsmiete liegt zurzeit bei einer Größe von 30 bis 34 Quadratmetern bei 10,68 Euro und bei einer Größe von 120 bis 150 Quadratmetern bei 8,21 Euro. Je nach Baujahr, Lage und Ausstattung der Wohnung gibt es einen Zu- oder Abschlag. Den kann der Benutzer über ein gut nachvollziehbares Punktesystem errechnen.

 

Bei der Pressekonferenz am Montag im Esslinger Rathaus waren Mieter, Vermieter, die Stadt und die Esslinger Wohnungsbaugesellschaften beteiligt. Einig waren sich die Beteiligten, dass der neue Mietspiegel, der ab sofort bei der Stadt erhältlich ist, zum Rechtsfrieden in der Stadt beiträgt. Es sei ein Instrument der Befriedung, so werten Mieter und Vermieter das Papier. Vor allem deswegen, weil der Mietspiegel auch eine verlässliche Grundlage darstellt, die auch vor Gericht anerkannt ist. Bevor die Mieter und Vermieter ihre Anwälte reich machten, einigten sie sich in der Regel aufgrund des Mietspiegels. „Es werden nur noch in außergewöhnlichen oder sehr komplexen Fällen die Gerichte bemüht“, bestätigt Matthias Bier vom Esslinger Mieterbund.

Alle vier Jahre erhebt die Stadt den Mietspiegel neu

Alle vier Jahre erhebt die Stadt den Mietspiegel komplett neu, dazwischen wird er nach zwei Jahren fortgeschrieben. In diesem Jahr hat das Büro ALP aus Hamburg den Auftrag übernommen. Knapp 16 000 Fragebogen wurden an die Esslinger Haushalte verschickt, davon kamen rund 3500 zurück. Verwertbare Datensätze ergaben sich allerdings nur 825. Sie bilden jetzt die Grundlage des Esslinger Mietspiegels. Die Experten warnen davor, die Vergleichsmieten in den Immobilienportalen zurate zu ziehen, weil diese nur ein bestimmtes Segment des Wohnungsmarktes erfassten.

Bei den Mieten liegt die Stadt Esslingen im Mittelfeld der Nachbarkommunen. Dennoch geht der Trend im Ballungsgebiet nach oben. Als Ursache erkennt der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger zwei Dinge. Noch in den 70er-Jahren habe man von einer Stadtflucht gesprochen. Ein Trend, der sich jetzt umgekehrt habe zu einer Landflucht. Außerdem seien die Modellrechnungen der Region und des Landes falsch gewesen, die von einer schrumpfenden Bevölkerung ausgegangen seien. Tatsache sei, dass die Bevölkerung wachse.

Neoliberales Grundverständnis

Hier beklagte der Oberbürgermeister jedoch, dass das Land und der Bund mit ihrem „neoliberale Grundverständnis“ den Markt sich selbst überlassen hätten, statt neue Wohnungen zu bauen. Weil nach den Gesetzen des Marktes der Preis steige, sobald das Angebot knapp werde, könne nur die Schaffung von neuem Wohnraum den Anstieg der Mieten bremsen, sagte Hagen Schröter, der Chef der Esslinger Wohnungsbaugesellschaft (EWB).