500 Wohnungen könnten auf dem Greutter-Aichelin-Areal in Korntal-Münchingen entstehen. Ob daraus etwas wird, entscheidet sich in den nächsten Monaten.

Wird Korntal-West, das bisher größte Baugebiet in der Geschichte von Korntal-Münchingen und eines der landkreisweit größten Gebiete, in puncto Zahl der Einwohner bald getoppt? Geht es nach den Plänen des Investors für das Greutter-Aichelin-Areal im selben Stadtteil, liegt das durchaus im Bereich des Möglichen, wenn nicht gar Wahrscheinlichen.

 

Bei der Infoveranstaltung in der Stadthalle stellte Wilfried Viernstein vom Wiener Wohnungsbauunternehmen Vermehrt das Bebauungskonzept vor. Demnach lassen sich auf einer Fläche von gut 3,4 Hektar, in Teilen brachliegend, zwischen den Bahngleisen, dem Ostheimer Weg und der Lembergstraße um die 500 Eigentums- und Mietwohnungen für bis zu 1200 Menschen schaffen – sofern die Stadt beschließt, den Weg für Wohnbebauung frei zu machen. Das entscheidet der Gemeinderat nach der Sommerpause.

Areal mit „besonderer Brisanz und Dringlichkeit“

Der Bürgermeister jedenfalls rät, diese dem Gewerbe vorzuziehen. Und forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, sich am Prozess aktiv zu beteiligen. „Wir sind flexibel, da wir ganz am Anfang stehen“, sagte Joachim Wolf (parteilos). Das Areal habe eine besondere Brisanz und Dringlichkeit. Den Bedarf, es weiterzuentwickeln, habe man schon vor Jahrzehnten erkannt. „Obwohl das Gebiet mindergenutzt ist, ist es ein sehr attraktiver Ort nahe des Korntaler Zentrums“, sagte Joachim Wolf. Es sei ein Glück, dass die Stadt einen Investor mit „großem Interesse“ an der Fläche gefunden habe. Vermehrt hat schon einen Großteil des Grunds erworben. Mit den anderen Eigentümern will die GmbH das Gebiet entwickeln.

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„Wir haben Visionen vor uns“, sagte Wilfried Viernstein, der das Projekt betreut – und betonte, er und sein Unternehmen seien mehr als ein Investor: Man sei Entwickler. „Wir produzieren etwas und schaffen Werte.“ So möchte Vermehrt das Areal autofrei und so nachhaltig wie möglich bauen und gestalten. „Unser Ansatz und Ziel ist, einen erheblichen Anteil an Grün reinzubringen und aufzunehmen und die versiegelten Flächen zu reduzieren.“ Zwischen den Häusern sind „großzügige Bewegungsflächen“ vorgesehen. Rund um den Marktplatz, der laut dem Konzept zentral liegt, ist Platz für eine Kita, für einen Veranstaltungsraum etwa für Kultur, für eine Multifunktionsfläche und Gastronomie. Ebenfalls geplant sind Nahversorger wie ein Bäcker. All das sind auch Wünsche und Ideen, die die Bürgerinnen und Bürger in der Stadthalle äußerten – und die Wilfried Viernstein berücksichtigen will.

Je näher die Wohngebäude an der Bahnlinie stehen, desto höher sind sie

In den Wohngebäuden, sagte er, sind „hochwertige Wohnungen in verschiedenen Größen“ angedacht. Auf konkrete Zahlen wollte er sich nicht festlegen, die Gebäude hätten oberirdisch jedoch zwischen zwei und sechs bis sieben Geschosse. Je näher sie an der Bahnlinie stehen, desto höher sind sie, wegen des Lärm- und Schallschutzes. Geplant ist nur Mehrgeschossbau, es gibt also weder Einfamilien- noch Reihenhäuser.

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Dafür bezahlbaren Wohnraum, betonte Bürgermeister Wolf – was auch im Sinne der Bürgerinnen und Bürger ist, wie der Blick auf die Pinnwände zeigte. Um jenen zu schaffen, hatte der Gemeinderat anno 2018 einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefasst. Die Möglichkeit, den dringend nötigen günstigen Wohnraum zu errichten, ist aus Sicht der Korntal-Münchinger Stadtverwaltung nur ein Vorteil von Wohnbebauung: Es könnten auch neue Wohnformen, etwa für Studenten, entstehen. Insgesamt sei die Nutzung als Wohnraum mit der Umgebung verträglicher als Gewerbe. Dies spült zwar mehr Gewerbesteuer in die Kasse, führt aber auch zu mehr Verkehr und Lärm – vor allem durch Lastwagen – als ein Wohngebiet.

Mehr Einwohner brauchen mehr Infrastruktur

Die Verkehrsplaner von Modus Consult empfehlen bei Gewerbenutzung zum Beispiel, die Unterführung an der Kreuzung Zuffenhauser Straße zu erhöhen und mehr Spuren einzurichten. Auf den Kosten würde die Stadt sitzen bleiben, warnte der Rathauschef Wolf. Bei einem Wohngebiet wäre an der Kreuzung nur eine Ampel erforderlich.

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Mehr Einwohner bringen indes mehr Einkommensteuer – brauchen aber auch mehr Infrastruktur. Die Bedarfe lassen sich (nur) teilweise im Wohngebiet decken, wie mit dem Bau einer Kita oder Bäckerei. Wie schnell das Neubaugebiet umgesetzt wird, wenn es denn kommt, hängt deshalb auch davon ab, wie schnell die Infrastruktur wächst. Im „absoluten Bestfall“, sagte der Korntal-Münchinger Stadtentwickler Stefan Wolf, ist Mitte 2024 Baustart. Dem voraus geht ein Bebauungsplanverfahren von etwa einem Jahr. Auch an dem, so versprach der Rathauschef Wolf, beteilige die Verwaltung die Bevölkerung – über das gesetzlich vorgeschriebene Maß. Die Bauphase schließlich würde sich über Jahre ziehen, weil die Stadt das Areal in Abschnitten entwickeln will.