In der Pandemie war das Interesse daran stark zurückgegangen. Nun wollen wieder mehr Eigentümer in Leinfelden-Echterdingen ihre Wohnungen gewerblich nutzen. Das schmeckt nicht jedem.

Der Wohnungsmarkt auf den Fildern ist stark angespannt. Günstige Mietwohnungen sind Mangelware. Und dennoch werden frühere Kinderzimmer, aber auch hochmoderne Wohnungen im Stadtgebiet von Leinfelden-Echterdingen an Messebesucher oder Leute, die in der Landeshauptstadt beruflich oder privat zu tun haben, vermietet. Wer auf der Airbnb-Internetseite nach Angeboten in dieser Stadt sucht, wird schnell fündig. Für Anfang Oktober wird dort beispielsweise eine hochwertige Echterdinger Eigentumswohnung in einem ruhigen Wohnhaus mit Balkon und Tiefgaragen-Stellplatz für 81 Euro pro Nacht angeboten.

 

An der Echterdinger Hauptstraße gibt es offenbar ein Haus, in der die Hälfte der Wohnungen regelmäßig für kurze Zeit vermietet werden, ist im Flecken zu erfahren. Die anderen Bewohner stören sich derweil am nächtlichen Lärm, wenn die Gäste mit ihren Rollkoffern anreisen, diese ratternd über den Gehweg ziehen und im schlimmsten Fall auch noch an deren Türen klingeln, weil sie zunächst den hinterlegten Schlüssel im Schlüsselfach nicht finden.

Im Juni 2024 wurden 130 Betten über Airbnb angeboten

SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels hat dazu eine klare Meinung: „Ich finde, es geht nicht, dass wir für den Bau neuer Wohnungen nur in die Fläche gehen, uns aber nicht um leer stehende und zweckentfremdete Wohnungen kümmern.“ Exakt vor einem Jahr hat sich die SPD-Fraktion deshalb mit einem Antrag an die Stadtspitze gewandt. In dem Vorstoß fordern die Kommunalpolitiker leer stehende Wohnungen und Häuser mit geeigneten Maßnahmen wieder dem Wohnungsmarkt zuzuführen und eine Zweckentfremdungssatzung zu erlassen.

Im Juni 2024 waren in Leinfelden-Echterdingen laut Recherchen der SPD 46 Wohnungen oder Zimmer mit insgesamt 130 Betten über die Airbnb-Plattform angeboten, obwohl die Hotels und Pensionen nicht ausgelastet waren, ist in den Antrag nachzulesen. Die Fraktion hatte bereits im Oktober 2021 beantragt, den Erlass einer solchen Satzung zu prüfen. Im Frühjahr 2022 hatte die Verwaltung dann ein Papier dazu vorgelegt. Der Vorschlag hatte da aber keine Mehrheit im zuständigen Gemeinderatsausschuss gefunden.

Strenger gegen Zweckentfremdung vorgehen

„Eine Satzung wäre uns am liebsten“, sagt die Stadträtin unserer Zeitung. Insbesondere möchte die SPD-Fraktion aber, dass man sich um das Thema kümmert. Mit diesem Ansinnen sind die Kommunalpolitiker nicht allein. Auch die Fraktion L.E. Bürger/DiB hatte während der jüngsten Haushaltsberatung eine Satzung gefordert, die eine Zweckentfremdung von Wohnungen verbietet. Ähnliches findet sich auch in den Anträgen der Grünen: „Es muss der Stadtverwaltung gelingen, strenger gegen eine Zweckentfremdung beim Wohnen vorzugehen“, heißt es dort. In einer Messe-, und Flughafenstadt liege es leider nahe, dass Wohnraum kurzfristig vermietet werde. Viele Wohnungen würden so dem regulären Markt vorenthalten. Barbara Sinner-Bartels hat sich vorgenommen mit Beginn der neuen Sitzungssaison an ihren Antrag zu erinnern und diesen mit aktuellen Zahlen zu hinterlegen.

Auf das Thema angesprochen schreibt der zuständige Bürgermeister Benjamin Dihm: „Die Stadt Leinfelden-Echterdingen ist vor allem aufgrund der verkehrstechnisch hervorragend angebundenen Lage und der Nähe zu Flughafen und Messe ein gefragter Standort für Ferienwohnungen aller Art.“ Dabei seien die Nutzungsarten „Airbnb“ und Kurzzeitwohnen durchaus ein Thema. Mit Blick auf den nach wie vor akuten Wohnraummangel sehe die Verwaltungsspitze dies sehr kritisch. In bestimmten Baugebieten seien diese Nutzungsarten auch nur ausnahmsweise zulässig. Ausnahmen würden sehr restriktiv gehandhabt und grundsätzlich erst mal nicht erteilt.

Nachdem in den Jahren der Pandemie, das Interesse Wohneigentum gewerblich zu nutzen, stark zurückgegangen war, steigt es jetzt wieder an. „Es werden nun wieder vermehrt entsprechende Anfragen und Nutzungsänderungsanträge eingereicht“, teilt der Bürgermeister mit. Eine Zunahme an genehmigten Verfahren gebe es derweil nicht. Zur Erklärung: Wer eine Wohnung in eine Ferienwohnung umwandeln oder für Airbnb nutzen möchte, muss einen Bauantrag stellen.

So präsentiert sich Echterdingen von den nahen Feldern aus. Foto: Natalie Kanter

Die Stadtverwaltung prüft aktuell erneut ihre Möglichkeiten eine kommunale Zweckentfremdungssatzung zu erlassen, teilt der Bürgermeister mit. Hierbei müsse der Verwaltungsaufwand den Erfolgsaussichten gegenübergestellt werden. Gegen Ende des Jahres wolle sein Dezernat ein entsprechendes Papier in die kommunalen Gremien einbringen. Wie hoch der Anteil von Airbnb-Wohnungen/Ferienwohnungen in Leinfelden-Echterdingen tatsächlich ist, sei der Stadt derweil nicht bekannt. Und es gibt offenbar auch einen anderen Trend in der Stadt: Einige Eigentümer von Büros und Ladeneinheiten wollen diese nicht mehr gewerblich nutzen, sondern in normale Wohnungen umwandeln.

Mieten auf den Fildern

Alter Mietspiegel
Seit Anfang 2022 hat die Stadt Leinfelden einen gemeinsamen, qualifizierten Mietspiegel mit Filderstadt. Dieser wurde 2023 für Januar 2024 fortgeschrieben. Im Rahmen Fortschreibung sei eine durchschnittliche Erhöhung der Mieten um 1,7 Prozent innerhalb von zwei Jahren festgestellt worden, teilt Bürgermeister Benjamin Dihm mit.

Neuer Mietspiegel
Aktuell werden tausende Mieter und Vermieter schriftlich befragt, um den qualifizierten Mietspiegels für Anfang 2026 neu aufzustellen.