Die Stadt Stuttgart fördert mit 600 000 Euro Menschen, die gemeinsam ein Haus bauen und bewohnen wollen. Was haben die Baugemeinschaften zu erwarten?

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Wer bauen will in Stuttgart, braucht Geduld, im Baurechtsamt arbeitet man daran, Bauanträge rascher zu bearbeiten, doch monatelanges, jahrelanges Warten ist immer noch Realität. Zumindest die Menschen, die sich mit der Idee tragen, eine Baugruppe zu gründen, gemeinsam ein Grundstück zu kaufen, ein Haus zu bauen und zu bewohnen, werden nun von der Stadt unterstützt. Die Landeshauptstadt hat gemeinsam mit der Firma stadtblau eine Beratungs- und Koordinationsstelle für gemeinschaftliches Wohnen eingerichtet und nennt sie buk. S.

 

Baugemeinschaften bevorzugt

Die drei Mitarbeitenden der Stelle bieten individuelle Beratung an, die auf die jeweilige Projektart und -größe abgestimmt ist. Dies soll den Umgang mit Vorschriften und Verfahren erleichtern. Ein besonderes Augenmerk, so teilt es die Stadt mit, liege auf der Vernetzung der Interessierten untereinander, ergänzt durch die Vermittlung von Kontakten. Darüber hinaus werde „ein Expertenpool aufgebaut, der fundierte Unterstützung zu allen relevanten Themen bietet.“

Bei der Landeshauptstadt Stuttgart betreut die Kontaktstelle Baugemeinschaften seit zehn Jahren die Vergabe von Bauplätzen an Projektinitiativen. Dabei werden die Grundstücke zu einem Festpreis vergeben, die Entscheidung richtet sich nach dem besten Konzept.

Mit diesem Vorgehen will die Stadt sicherstellen, dass bei der Grundstücksvergabe nicht das höchste Gebot entscheidet, sondern die beste Idee, mit der sich maßgeschneiderte Wohnkonzepte umsetzen lassen, die auf die Bedürfnisse der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner abgestimmt sind.

Gruppenbild mit Mitarbeitenden der buk.S in Stuttgart mit Baubürgermeister Peter Pätzold (2. v. li.). Foto: Fabrice Weichelt/Landeshauptstadt Stuttgart

Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold betont die Bedeutung der Baugemeinschaften für die Stadt: „In Stuttgart realisieren schon heute engagierte zivilgesellschaftlich getragene Projektinitiativen erfolgreich gemeinschaftliches und bezahlbares Wohnen. In den Bauvorhaben finden auch Angebote für die Gemeinschaft und für die Nachbarschaft Platz, die in ihre Umgebung ausstrahlen und so zur Vielfalt in lebendigen Quartieren beitragen. Das verdient unsere Unterstützung.“ Der Gemeinderat hat die Finanzierung der Kontaktstelle für zunächst zwei Jahre in Höhe von 600 000 Euro einstimmig beschlossen.

Offensichtlich sind – vom Finden eines Grundstückes einmal abgesehen – die Prozesse derart kompliziert, dass eine Beratungsstelle sinnvoll erscheint. Der Vorschlag dafür kam vom Netzwerk für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen Stuttgart, das die Idee an Kommunalpolitik und Stadtverwaltung herangetragen hat.

Die Beratungsstelle hat auch schon eine Homepage namens buk-stuttgart.de – und die Mitarbeitenden sind in der Rotebühlstraße 82 ganz analog dienstags von 11 Uhr bis 19 Uhr und mittwochs von 9 bis 12 Uhr zu sprechen. Es können aber auch Termine zu anderen Zeiten vereinbart werden.

Info

Gemeinsam bauen und wohnen
Eine Baugemeinschaft ist ein Zusammenschluss von privaten Haushalten, die durch gemeinsames Planen und Bauen individuellen Wohn- und gemeinsamen Lebensraum schaffen, um ihn langfristig selbst zu nutzen. Ein solches gemeinschaftliches Wohnprojekt kann dabei sowohl individuelles Wohnungseigentum wie auch gemeinschaftliches Eigentum, zum Beispiel als Genossenschaft, entwickeln.