Auch wenn die Wartezeit für ein Zimmer im Wohnheim lang ist, bekommen die meisten Studenten dort einen Platz. Neue Wohnkonzepte erlauben nun auch kürzere Mietdauer und tragen zur Entspannung der Situation bei.

Vaihingen/Hohenheim - Wer zu Semesterbeginn im Internet nach einem Dach über den Kopf sucht, der muss den Geldbeutel weit öffnen: Ein Angebot zeigt ein Zimmer in Vaihingen, zehn Quadratmeter groß, für 510 Euro, ein anderes Zimmer kostet monatlich warm 490 Euro für 14 Quadratmeter, und diese Preise stellen keine Ausnahmen mehr dar, sondern sie sind zum Regelfall geworden.

 

Doch auch Studierende mit einem kleineren Budget haben die Möglichkeit, bei den Eltern auszuziehen. Sie können sich auf eines der Wohnheimzimmer bewerben, welche die Studierendenwerke anbieten. Die kosten im Schnitt weniger als privat vermittelte Zimmer: Im Bauhäusle auf dem Vaihinger Campus der Universität Stuttgart kommt man schon für 245 Euro unter, in Hohenheim kostet das günstigste Zimmer 225 Euro.

Wer sich früh um einen Platz bemüht, hat eher Chancen

Wer sein Studium an einer der Hochschulen in Vaihingen oder Hohenheim beginnt, muss auch Zeit für die Zimmersuche mitbringen. Wegen der niedrigen Preise ist der Ansturm groß. Obwohl sich im Sommersemester oft weniger Studenten auf ein Zimmer bewerben, haben 2855 junge Leute beim Studierendenwerk Stuttgart ein Zimmer angefragt. Freigeworden sind 1482 Plätze.

Nachdem die Zimmer nun vergeben worden sind, warten noch 1373 Studenten auf einen Platz im Wohnheim. Die Wartezeit beträgt etwa vier bis sechs Monate, sagt Anita Bauer, die Pressesprecherin des Studierendenwerks Stuttgart. „Generell empfehlen wir Studierenden, sich frühzeitig für einen Wohnheimplatz zu bewerben.“ Dies sei schon nach der Bewerbung an einer Hochschule möglich. Eine Immatrikulationsbescheinigung muss man nämlich erst dann vorlegen, wenn man einzieht.

Boardinghäuser eignen sich für kurze Aufenthalte

Wer noch kein Zimmer in Aussicht hat, dem rät Bauer, sich im Umland umzusehen. „Dort findet man oft schneller ein Zimmer, das meist günstiger ist als eine Unterkunft im Stadtzentrum.“ Eine andere Möglichkeit sei, ein Zimmer zur Untermiete zu suchen. „So können Studierende erst einmal in der Stadt ankommen und sich vor Ort auf die Suche nach einer langfristigen Wohnmöglichkeit machen.“ Über kurz oder lang könne man laut Bauer bis zum Winter jedem Studierenden einen Wohnheimplatz vermitteln, denn auch während des Semesters würden Zimmer frei.

Um die Wohnlage zu entspannen und den Bedürfnissen der Studierenden gerecht zu werden, greift man inzwischen auf neue Wohnkonzepte zurück. Hierzu zählen die Boardinghäuser. „Diese eignen sich für Studierende, die nur für kurze Zeit hier sind. Dazu zählen Studierende im Praxissemester, Auslandsstudierende oder auch duale Studenten“, sagt Bauer. In Esslingen und in Stuttgart können die Mieter hier zwischen einem und sechs Monaten leben. „Das ist ein ergänzendes Angebot. Dadurch müssen Studierende nicht ins Hotel.“ Denn Boardinghäuser seien für Studenten meist günstiger als die Übernachtung im Hotel. Und dass Bedarf herrscht, sieht man: Jährlich wollen hier 300 bis 400 Bewerber wohnen.

Studierendenwerke investieren in neue Wohnheime

In Hohenheim müssen Studierende nicht auf diese Möglichkeiten ausweichen. Dort gingen laut dem Studierendenwerk 262 Anfragen für ein Zimmer ein. Das Verfahren, die Zimmer zu vergeben, ist dort noch nicht abgeschlossen. Marita Benz, die Pressesprecherin des Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim, zeigt sich zuversichtlich: „Jeder, der sich bewirbt und wohnberechtigt ist, wird ein Zimmer finden. Es wird keine Wartezeit geben.“

Boardinghäuser sind vom Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim nicht geplant. Dafür zeigen sich private Anbieter interessiert. So hieß es vergangenes Jahr im Januar, dass an der Fraubronnstraße in Plieningen nicht nur Wohnungen für Studenten entstehen, sondern auch 15 Einheiten für Boardinghäuser geplant sind. Das erklärte der Geschäftsführer der Firma Wohnbau Studio, Alexander Schaber, im Januar 2018. Heute halten sich diesbezüglich alle bedeckt.

Beide Studierendenwerke investieren in Neubauten. In Hohenheim entstanden an der Egilolfstraße zwei Häuser mit insgesamt 153 Plätzen, die Bauarbeiten an einem weiteren mit 100 Plätzen sind bald abgeschlossen. Auf dem Campus in Vaihingen ist ein Neubau mit 223 Wohnplätzen geplant. Außerdem wird eine Kindertagesstätte eingerichtet. So können Studierende in Zukunft vielleicht sogar im Wintersemester ohne Wartezeit ein Wohnheimzimmer beziehen und müssen dafür keine Unterkunft für 450 Euro Miete annehmen.