Überraschung beim IVD-City-Report für Stuttgart: Zurückhaltung bei Immobilienkäufen, erstmals seit Längerem sinken die Preise für Wohnimmobilien.

Bisher begrüßte Professor Stephan Kippes vom Marktforschungsinstitut des Immobilienverbandes Deutschland Süd (IVD) seine Zuhörer stets mit den Worten: „Die Immobilienumsätze gehen klar nach oben.“ Auch bei den ansteigenden Preisen von Immobilien und Mieten konnte er bisher immer sein Mantra aufsagen. Doch im Herbst des Jahres 2022 klingt der Immobilienfachmann beim Blick auf Stuttgart ganz anders. „Von dem Platzen einer Immobilienblase will ich noch nicht sprechen, aber es geht runter, wir sehen massive Einbrüche.“

 

90 Prozent mehr Immobilien im Angebot

Schon beim Blick der Anzahl aller angebotenen Immobilien merkte Kippes: „Hier ist etwas am Köcheln.“ Es seien laut Statistik fast doppelt so viele Immobilien am Markt verfügbar als zum Zeitraum des Vorjahres. Ein Beispiel aus dem Bereich Häuser und Eigentumswohnungen: Waren hier im September 2021 nur 476 Objekte auf dem Markt, so sind es ein Jahr später 937. Auch die Zahlen im Land bilden laut IVD diese Entwicklung ab. In den Büchern der Bauträger lässt sich das ebenfalls ablesen. Kippes spricht von einem „markanten Rückgang im Wohnungsbau, der uns noch wehtun wird, weil wir diese Wohnungen dringend brauchen“.

Ein Grund für das Ende des ungebremsten Wachstums sei auch die Inflation: „Wie soll ein Bauträger das in den Griff bekommen?“, fragt Kippes rhetorisch und zeigt auf die Preisentwicklung bei den Baumaterialien. Dort ist Konstruktionsvollholz etwa um 77,3 Prozent teurer geworden, Betonstahl in Stäben um 53,2 Prozent. Als zweiten Faktor für die Vollbremsung sieht Professor Kippes die Zinsentwicklung weg von einem historisch niedrigen Niveau : „Neben der steigenden Inflation sind restriktive Kreditvergaben, massiv angezogene Finanzierungskosten und exponentiell gewachsene Energiekosten aktuell die bestimmenden Themen für den Immobilienmarkt im Land und speziell das Hochpreisgebiet Stuttgart.“

Nachfrage sinkt, Angebot wächst

Hätten früher 50 bis 60 Menschen Interesse an einer Eigentumswohnung bekundet, seien es momentan lediglich zehn bis zwölf, berichten die Makler des IVD. Demgegenüber wächst die Angebotsmenge an Kaufobjekten. Die Folge sind sinkende Preise. Allerdings schlägt sich das Marktgesetz nicht bei den Mieten nieder. Hier beobachtet Kippes eine stabile Preissituation. Laut IVD-Institut liegen die Monatsmieten im Herbst 2022 in Stuttgart für Altbauwohnungen bei 15,50 Euro pro Quadratmeter, bei Bestandswohnungen bei 15,40 Euro, für Neubauwohnungen bei 16,80 Euro.

Für Eigentumswohnungen wird ein Quadratmeterpreis von 5700 Euro veranschlagt. Bei Objekten im oberen Segment gehen die Preise bei 11 000 Euro los. Im Neubau werden im Stadtbereich durchschnittlich 9000 Euro bezahlt; in der Spitze bewegen sich die Kaufpreise bei 16 500 Euro.