In rund sieben Millionen Wohnungen in Deutschland schimmelt es. Versteckt sich der Pilz hinter Schränken oder Heizkörpern, bleibt er oft lange unbemerkt. Das kann gefährlich werden.
12.12.2016 - 14:45 Uhr
Stuttgart - – Wie gefährlich ist Schimmel in der Wohnung?
Werden die Sporen des Schimmelpilzes in großer Zahl eingeatmet, kann dies durchaus eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten. Denn grundsätzlich sind alle Schimmelpilze in der Lage, allergische Reaktionen wie etwa bei Heuschnupfen (laufende Nase, Augenreizungen, Niesen) auszulösen, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Webseite. Das menschliche Immunsystem kommt in der Regel zwar gut mit Schimmelpilzen zurecht. „Wer im Herbst einen Waldspaziergang macht und mit den Füßen Blätter aufwirbelt, bekommt wesentlich mehr Schimmelsporen ab als in der Wohnung“, sagt Jürgen Rath, Bauphysiker und Energieberater der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bei Wohnungsschimmel liege das Problem aber vor allem in der dauerhaften Belastung; zum Beispiel, wenn es hinter dem Nachtkästchen direkt neben dem Bett schimmelt.
Welche Krankheiten können durch die Sporen ausgelöst werden?
Schimmel in der Wohnung muss nicht zwangsweise zu einer Erkrankung führen. Wer in einer schimmelbehafteten Wohnung lebt, hat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge jedoch ein um bis zu 75 Prozent erhöhtes Risiko, an Atemwegserkrankungen und -infektionen zu erkranken. Bei Menschen, die bereits unter Asthma leiden, kann sich die Erkrankung verstärken. „Sobald man einmal sensibilisiert ist, wird es problematisch“, sagt Rath. Inhaliert man die Sporen des Schimmelpilzes Aspergillus, kann es zu einer Aspergillose kommen – eine Erkrankung, die hauptsächlich die Lunge betrifft. Sie kann als Infektion verlaufen oder zu einer Allergie führen. Neben der Lunge kann der Pilz auch andere Organe wie die Haut, das Herz, die Leber, die Nieren oder das Zentralnervensystem infizieren. Die Inkubationszeit der Aspergillose liegt bei einige Tagen bis Wochen. Da meist immungeschwächte Personen betroffen sind, können Aspergillosen gefährlich werden; mitunter sogar tödlich verlaufen.
Für wen ist Schimmel gefährlich?
Allergiker, Menschen, die an chronischen Erkrankungen der Atemwege leiden oder ein geschwächtes Immunsystem haben, alte Menschen und Kinder sollten fern von Schimmelpilzen bleiben. Sie sind anfälliger für Infektionen. Alte Menschen sind dazu oft durch chronische Krankheiten vorbelastet.
Welche Symptome treten bei einer Erkrankung durch Schimmelpilze auf?
Die Symptome einer Schimmelpilzerkrankung sind oft sehr unspezifisch. Hals-, Kopf- und Bauchschmerzen, Hautausschläge und Übelkeit gehören zu den häufigeren Symptomen. Dass Schimmel für die Beschwerden verantwortlich sein könnte, wird daher meist erst spät erkannt. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Schimmel in der Wohnung noch nicht sichtbar ist – etwa, weil er hinter Schränken oder Heizkörpernverborgen ist. Erste Hinweise können ein muffiger Geruch und Flecken an den Wänden sein. Nach Angaben des Bauherren-Schutzbunds Berlin klagen 17 Prozent der Hauseigentümer und Mieter über Schimmelbefall – bei einem Wohnungsbestand von rund 40 Millionen Wohnungen beträfe dies in Deutschland fast sieben Millionen Wohnungen.