170 Lastwagenfuhren sind im Zuge der Ausgleichsaktivitäten fürs künftige Wohn- und Gewerbegebiet südlich der Siemensstraße nötig. Teile des dortigen Oberbodens werden ins Gewann Hundsbuckel im nördlichen Fellbacher Stadtteil gekarrt.

Fellbach - Von dem außergewöhnlich guten, ja herausragenden Schmidener Boden ist in der öffentlichen Diskussion in Fellbach oft die Rede. Dabei geht es in der Regel um stichhaltige Argumente, warum eben diese tolle Erde nicht der Autobahn eines Stuttgarter Nord-Ost-Rings geopfert werden darf.

 

Der dortige nährstoffreiche Boden verschwindet aber nicht einfach im Nirgendwo

Die jetzt vom Pressereferat der Stadtverwaltung angekündigte „Rettung der guten Schmidener Erde“ hat allerdings nicht mit dem umstrittenen und von Fellbach heftig bekämpften Straßenbauprojekt zu tun. Vielmehr steht die Meldung im Zusammenhang mit der so allmählich beginnenden Erschließung des künftigen Wohn- und Gewerbegebiets südlich der Siemensstraße in Schmiden.

Der dortige nährstoffreiche Boden verschwindet aber nicht einfach im Nirgendwo. Vielmehr wird im Zuge eines sogenannten und in Fellbach erstmals umgesetzten Bodenmanagements die Erde weiter verwendet. In wenigen Tagen beginnen die Arbeiten für den Abtransport dieses „Schmidener Bodens“ – und zwar durch insgesamt 170 Lastwagenfahrten gen Oeffingen.

Die Böden müssen sehr vorsichtig in einer bestimmten Höhe abgetragen werden

Die Logistik und die Auflagen sind nicht ganz einfach, erläutern die Fachleute im Baudezernat. Nach etlichen vorbereitenden Untersuchungen sollen nun Teile des Oberbodens im Wohn- und Gewerbegebiet vorsichtig entfernt und ins Gewann Hundsbuckel in Oeffingen gebracht werden. „Der Qualitätsunterschied der Böden, die sich trotzdem gleichen müssen, ist dabei mitentscheidend“, heißt es aus dem Stadtplanungsamt. So werden die Schmidener Böden mit 85 bis 93 Punkten (von 100 möglichen) bewertet, während es das Gewann Hundsbuckel auf 40 bis 48 Punkte bringt. „Damit ist sichergestellt, dass der Boden aufgewertet wird.“

Was sich relativ einfach anhört, ist eigentlich eine logistische Meisterleistung. Die Böden müssen sehr vorsichtig in einer bestimmten Höhe abgetragen werden. „Dabei dürfen die Baufahrzeuge weder beim Ab- noch beim Auftragen über die wertvolle Erde fahren“, stellt Harry Forch vom Tiefbaumamt fest. Beim Überfahren würde der Boden sonst zu stark verdichtet. Daher erfolgen alle Arbeiten nach genauen vom Planungsbüro vorgegebenen und mit dem Landratsamt abgestimmten Vorgaben.

Mit derselben Sorgfalt wird die Erde in der Nähe des Hartwaldes in Oeffingen wieder aufgebracht

Der Schmidener Boden wird vorab von Wurzelwerk befreit und mit den genannten 170 Lkw-Fuhren nach Oeffingen transportiert. „Allerdings nur bei gutem Wetter. Ist der Boden zu nass, darf er nicht entfernt werden“, so Forch. Somit kann es zu wetterbedingten Verschiebungen kommen. Durch die aufwendige Logistik verzögert sich auch der Start der eigentlichen Tiefbaumaßnahmen zur Erschließung.

Mit derselben Sorgfalt wird die Erde ungefähr 20 Zentimeter hoch auf zwei Ackerflächen in der Nähe des Hartwaldes in Oeffingen wieder aufgebracht. Damit die Erde sich mit dem Unterboden mischt, kommen detaillierte Bepflanzungsanweisungen zum Tragen. „Für die kommenden drei Jahre wächst dort Luzerne, bevor mit Winterweizen die landwirtschaftliche Nutzung wieder beginnt“, erklärt Baubürgermeisterin Beatrice Soltys.