Die Stiftung Nikolauspflege rückt bei ihrem Neubauprojekt, einem Wohnheim für Blinde und Sehbehinderte, an der Wigandstraße von der Nutzung von Erdwärme ab. Stattdessen soll eine Pellet-Heizung eingebaut werden. Anwohner hatten zuvor Befürchtungen hinsichtlich der Geothermie geäußert.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Erdstöße, Risse in Gebäuden und im Boden – die Befürchtungen von Anwohnern der Wigandstraße waren groß, als sie im Februar von den Plänen der Nikolauspflege hörten. Vertreter der Stiftung hatten bei der Präsentation ihres geplanten Neubauvorhabens davon gesprochen, das Wohnheim für Blinde und Sehbehinderte eventuell mit Geothermie, sprich Erdwärme, heizen zu wollen – sofern sich das ohne Risiken machen ließe, wie der Architekt Professor Rolf Neddermann betont hatte. Doch bei den Bewohnern waren die Ängste ob der risikobehafteten Methode geschürt. Zu bedrohlich klangen die Nachrichten von Schadensfällen durch schief gelaufene Bohrungen im Zusammenhang mit Geothermie aus Staufen, Leonberg-Eltingen und Rudersberg. Nun also auch Geothermie in Stammheim? Noch während der Bezirksbeiratssitzung mündlich und im Anschluss daran in Briefen hatten sie den Bauherren gebeten, er möge von seinen Geothermie-Plänen Abstand nehmen und auf eine alternative Heizmethode setzen. Das ist nun der Fall.

 

Heizung mit Holz-Presslingen als beste Lösung

„Nach eingehender Prüfung ist die Entscheidung der Stiftung Nikolauspflege für das Neubauprojekt in Stuttgart-Stammheim auf eine Pellet-Heizung gefallen“, erklärt Projektleiterin Petra Mack von der Nikolauspflege auf Nachfrage unserer Zeitung. Zunächst hätten auch die Geothermie sowie eine konventionelle Beheizung mit Gas und Solarthermieunterstützung neben der Heizung mit Holzpellets zur Disposition gestanden. Alle drei Alternativen seien unter technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten von Fachleuten untersucht worden. „Unser Ziel war es, nicht nur eine moderne und wirtschaftlich vertretbare Lösung zu finden, sondern dies bestmöglich mit dem Anspruch an Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit zu verbinden“, erklärt Mack. Hinzu kamen die Sorgen von Anwohnern, die bezüglich der Option einer Geothermie-Heizung im Bezirksbeirat vorgetragen und anschließend nochmals schriftlich an die Nikolauspflege adressiert wurden. „Wir haben dies sehr ernst genommen und ebenfalls in die Lösungsfindung einbezogen“, so Mack. Nach Abwägung aller Kriterien sei man zu dem Schluss gekommen, dass eine Pellet-Heizung die beste Lösung ist. „Wir freuen uns, dass wir damit nicht nur die oben genannten Punkte verbinden, sondern auch den Argumenten der Anwohner Raum geben konnten“, so Projektleiterin Mack.

Wegen Förderung muss das Gebäude bis Januar 2016 fertig sein

Die Verantwortlichen der Nikolauspflege stehen mit ihrem geplanten Wohnheim unter Zeitdruck. Um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen, muss der Bau spätestens im Januar 2016 fertig sein, das hatte Dieter Feser, der Vorstandsvorsitzende der Nikolauspflege, den Bezirksbeiräten im Februar erklärt. Eigentlich rechne man mit einem Baustart im Sommer dieses Jahres. Dazu braucht es aber zunächst die Zustimmung des Baurechtsamtes. Amtsleiterin Kirsten Rickes kann momentan noch keine verbindliche Aussage zur Entscheidung machen. „Es läuft noch einige Tage eine Anhörung der Nachbarn und wir haben auch noch nicht alle Stellungnahmen der Fachämter vorliegen“, erklärt sie. Es gebe bereits zwar einige Einwendungen von Nachbarn. Diese halte sie jedoch „nicht für unüberwindbar“. Rickes geht davon aus, dass alle nötigen Stellungnahmen bis Anfang, Mitte Juni vorliegen. „Erst nach deren Auswertung ist eine Aussage über den Zeitplan möglich“, so die Amtsleiterin.

In Kooperation mit der Stiftung Evangelische Altenheimat (SEAH) plant die Stiftung Nikolauspflege den Bau einer dreistöckigen Wohn- und Förderungsstätte für sehbehinderte und blinde Menschen. 24 Personen sollen dort, aufgeteilt in drei Wohnungen, dauerhaft leben. Außerdem sind 32 Plätze als Tagesbetreuungsplätze vorgesehen.