Das Wintersemester soll wieder in Präsenz stattfinden. Darüber freuen sich sicher viele Studierende. Allerdings: Rund um die Uni Hohenheim fehlen Zimmer.

Hohenheim - Die Uni Hohenheim setzt im neuen Semester wieder verstärkt auf Präsenzunterricht und -vorlesungen. Dadurch belebt sich nicht nur der zuletzt reichlich verwaiste Campus wieder. Es ist auch abzusehen, dass in den kommenden Wochen zahlreiche Studenten wieder vergeblich auf Zimmersuche sein werden – wenn sie es nicht schon sind. Vor allem Erstsemester, die noch nicht auf ein Netzwerk an der Universität zurückgreifen können, und ausländische Studenten, deren Wohnheimberechtigung ausläuft, dürften vom Wohnraummangel besonders betroffen sein.

 

Das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim, das die Wohnheime in Hohenheim betreibt, nimmt aktuell bereits keine Zimmerbewerbungen für das kommende Wintersemester mehr an. In großen Lettern ist auf der Homepage des Studierendenwerks „Bewerberstopp“ zu lesen. „Für unsere Wohnheime können zum WS 21/22 leider keine neuen Bewerber angenommen werden. Die Zimmervergabe erfolgt an die bereits vorliegenden Bewerber“, heißt es dort.

In Hohenheim gibt es keine freien Zimmer

Philipp Mang, Sprecher des Studierendenwerks, bestätigt: Aktuell gebe es am Standort Hohenheim keine freien Zimmer. „Damit können wir auch knapp 300 BewerberInnen leider kein Wohnangebot machen.“ An allen acht Hochschulstandorten, die das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim betreut, seien fast alle 5912 Zimmer belegt.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Stuttgart zweitteuerste Stadt für Studentenbuden

„In diesem Wintersemester ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt angespannt“, ergänzt der Geschäftsführer des Studierendenwerks, Oliver Schill. „Unsere knapp 6000 Bettplätze reichen nach jetzigen Stand nicht aus, um den Bedarf der Studierenden zu decken.“ Besonders heikel sei die Lage an den Standorten Tübingen, Reutlingen und eben auch in Hohenheim.

Regelstudienzeit wegen Corona erneut erhöht

Dass sich die Lage im kommenden Semester wieder verschärfen würde, war indes längst abzusehen: Mit abflauender Pandemie verlagere sich das studentische Leben vom heimischen Schreibtisch wieder zunehmend zurück auf den Campus, so Mang. Erschwerend hinzu kommt: „Bei der Bewertung der aktuell angespannten Wohnheimsituation ist zudem zu berücksichtigen, dass das Land Baden-Württemberg die Regelstudienzeiten im vergangenen Sommersemester pandemiebedingt erneut erhöht hat“, erklärt der Sprecher des Studierendenwerks. Einige Studierende seien deshalb länger an der Universität immatrikuliert und nehmen dementsprechend auch länger Wohnheimplätze in Anspruch. „Das hat den bereits vorhandenen Engpass bei den Bettplätzen sicherlich noch weiter verschärft.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Keine Wohnungsnot in Corona-Semestern

Tatsächlich ist die aktuelle pandemische Lage doppelt ungünstig: Die sinkenden Infektionszahlen führen nicht nur wieder zu einer höheren Nachfrage nach Studentenzimmern rund um die Universität. Die Infektionsgefahr ist gleichzeitig nach wie vor noch zu groß, als dass das Studentenwerk auf den Zimmermangel mit Notfallmaßnahmen wie in der Vergangenheit reagieren könnte: „Die Einrichtung provisorischer Notunterkünfte mit Betten auf engem Raum ist unter der Einhaltung aller Hygienevorschriften nicht zu leisten“, erklärt Mang. Die Verfasste Studierendenschaft vermittelt über ihr Portal allerdings noch Notunterkünfte.

Private Hausbesitzer nehmen Wohnungsnot kaum wahr

Freilich scheint auch die Kreativität der Studenten bei der Wohnungssuche abzunehmen – zumindest die analoge: So findet sich der gute alte Abreißzettel, mit dem Studierende bis vor wenigen Jahren in uninahen Wohnquartieren wie in Birkach und in Plieningen massenhaft nach freien Zimmern fahndeten, dort praktisch nirgends mehr. In den Supermärkten der Umgebung, wo an Aushangtafeln Kleinanzeigen gratis platziert werden können, hängen zwar Suchanfragen für Wohnungen. Die stammen allerdings selten von Studenten. Private Hausbesitzer nehmen deshalb die Wohnungsnot der Studierenden kaum noch wahr.

Das Studierendenwerk hofft nun gleichwohl auf den privaten Wohnungsmarkt und richtet einen Appell an private Haus- und Wohnungseigentümer, Wohnraum an Studierende zu vermieten. Ob das zum Erfolg führt, bleibt abzuwarten. Eines ist aber fast sicher: Wo der Mangel besonders groß ist, steigen unweigerlich auch die Preise.

Sorgen der Studenten

Mangel
Nicht nur in Stuttgart-Hohenheim sind die Wohnheimplätze für Studierende rar. Im Wintersemester 2021/22 fehlen nach Angaben des Deutschen Studentenwerks (DSW) Zehntausende bezahlbare Zimmer. Laut DSW stehen beispielsweise in München 15 000 Studierende auf der Warteliste für Wohnheimplätze, in Berlin 4000 und in Frankfurt am Main 3000.

Forderung
Das DSW fordert angesichts dieser prekären Lage eine Bund-Länder-Offensive für mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende. Die insgesamt 196 000 Wohnheimplätze, die Studierendenwerke aktuell verwalten, würden für nicht einmal zehn Prozent der Studenten genügen. dpa/red