Im Quartier „Am Rotweg“ werden 260 neue Mietwohnungen gebaut, die Baugenossenschaft Neues Heim und die Baugenossenschaft Zuffenhausen investieren 75 bis 80 Millionen Euro in das Projekt. Der Zeitplan ist eng, denn das Vorhaben ist Teil der IBA, die im Jahr 2027 beginnt.

Zuffenhausen - Die Baugenossenschaft Neues Heim und die Baugenossenschaft Zuffenhausen möchten im Norden von Rot ein Großprojekt verwirklichen. Dort soll das Quartier „Am Rotweg“ mit rund 260 neuen Mietwohnungen entstehen. In dieser Woche erfolgte dafür ein wichtiger Schritt: Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderats hat einstimmig für die Aufstellung des Bebauungsplans für das etwa 2,25 Hektar große Areal votiert.

 

„Das ist sowohl für die zwei beteiligten Baugenossenschaften als auch für den ganzen Stadtteil Rot ein sehr wichtiges Projekt“, sagt Rüdiger Maier, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Neues Heim. Zwischen 75 und 80 Millionen Euro sollen nach heutigem Stand insgesamt in das Großvorhaben investiert werden. „Wohnen der Zukunft“, so beschreibt Maier den Oberbegriff für das neue Quartier. Wichtige Eckpfeiler seien Klimaneutralität, bezahlbare Mieten sowie ein Angebot, das sich an alle Generationen richte. „Auch bei diesem Projekt werden wir wieder unseren genossenschaftlichen Prinzipien folgen“, sagt Maier. Bernd Heinl, der Technische Vorstand der Baugenossenschaft Zuffenhausen (BGZ), betont ebenfalls die Bedeutung des Projekts. Die BGZ betrete mit Größe und Konzept des Bauvorhabens Neuland.

Hohe Investition, enger Zeitplan

Momentan gibt es auf dem Areal zwischen Rotweg, Schozacher Straße und Fleiner Straße rund 170 Wohnungen. Sie stammen aus den Nachkriegsjahren und sind deutlich in die Jahre gekommen. Nach umfangreicher Prüfung war klar, dass eine Sanierung nicht in Frage kommt und die Häuser stattdessen durch Neubauten ersetzt werden. So können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Das Quartier kann unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte städtebaulich entwickelt werden, zudem wird es möglich, die Zahl der Wohnungen auf circa 260 zu erhöhen, also rund 90 neue Wohneinheiten zu schaffen.

Im vergangenen Jahr gab es einen Realisierungswettbewerb, aus dem als Sieger das Architekturbüro ISSS Research Architecture Urbanism aus Berlin zusammen mit dem Büro für Landschaftsarchitektur topo*grafik aus Marseille hervorgingen. Die Büros EMT Architekten aus Stuttgart und StudioVlayStreeruwitz aus Wien belegten gemeinsam den zweiten Platz und sollen in die weiteren Planungen und in die Umsetzung ebenfalls einbezogen werden (wir berichteten).

Zehn neue Gebäude mit zusammen 260 Wohnungen

Das städtebauliche Konzept sieht zehn zwei- bis siebengeschossige Gebäude vor, die in Form und Größe variieren und die mit der vorhandenen Umgebungsbebauung harmonieren. Zentrum des Quartiers soll eine grüne Mitte sein. Zudem sind einige kleinere Plätze angedacht, begrünte Areale am Rand sollen Verbindung zur Nachbarschaft schaffen. Vorhandene Bäume möchten die Planer möglichst erhalten. Das neue Quartier wird möglichst autofrei angelegt. Es ist vorgesehen, den ruhenden Verkehr in einer Mobilitätsstation an der Ecke Rotweg/Schozacher Straße zu organisieren. In diesem „Mobility Hub“ befindet sich eine Garage mit zwei Unter- und zwei Obergeschossen. Die Zufahrt erfolgt über den Rotweg.

Die Wohnbebauung soll durch soziale, gewerbliche und gemeinschaftliche Einrichtungen ergänzt werden. Vorgesehen ist unter anderem eine inklusive Kindertagesstätte mit vier Gruppen. Auch die BGZ selbst wird das neue Quartier nutzen, um dort ihre Geschäftsstelle unterzubringen. In die Erdgeschosse der neuen Gebäude könnten Ladengeschäfte, Pflegedienste oder Gaststätten einziehen. Auch so genannte Kontaktzonen (beispielsweise Arbeits- und Atelierräume) sind denkbar. All diese Angebote sollen dafür sorgen, Menschen aller Generationen und mit verschiedenen sozialen Hintergründen ein gemeinsames Leben im Quartier zu ermöglichen. Bei dem Projekt kommt das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) zum Tragen: 30 Prozent der neu geschaffenen Bruttogrundfläche müssen geförderte Wohnungen sein.

Bauarbeiten sollen Anfang/Mitte 2024 starten

Das neue Quartier wird Teil der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA ’27) sein. Daher ist Eile geboten. „Der Zeitplan ist sehr ambitioniert“, sagt Bernd Heinl. Er hofft, dass der Bebauungsplan Ende 2023 fertig ist und Anfang/Mitte 2024 die Bauarbeiten beginnen können. Heinl lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Stadt, alle beteiligten Stellen gäben sich große Mühe.

In der Phase zwischen Abbruch und Neubau läuft auf dem Gelände das Projekt „Reallabor Wohnen“. Damit sollen Erkenntnisse für das Zusammenleben und Wohnen im Quartier generiert werden. Neben den Bewohnern sind daran weitere Akteure wie beispielsweise Hochschulen oder Sozialunternehmen beteiligt.

Sämtliche Mieter der 170 abzureißenden Wohnungen sollen rechtzeitig Angebote für andere Quartiere bekommen. Heinl betont, dass jeder, der möchte, nach Fertigstellung wieder zurück auf das Areal ziehen könne.