Wohnraum für fast 1500 Menschen Das größte Ludwigsburger Neubaugebiet wächst und wächst

Die Dimensionen sind gewaltig, das Wohngebiet mehrere hundert Meter lang. Foto: Werner Kuhnle

Beim ersten Abschnitt im Fuchshof in Ludwigsburg sollen die Erschließungsarbeiten bis Mai erledigt sein, die ersten Häuser Ende 2025 entstehen. Fast 1500 Menschen finden auf dem gesamten Areal Wohnraum. Doch die Vermarktung der Flächen dürfte kein Selbstläufer werden.

Mit Blick aus einer erhöhten Position heraus könnte man im ersten Moment annehmen, Archäologen hätten die Reste einer frühzeitlichen Siedlungsanlage freigelegt. Akkurat gezogene Gräben verlaufen am Rande des Geländes, schnurgerade modellierte Trassen aus Erdreich durchziehen das Terrain. Tatsächlich sind hier, im Ludwigsburger Fuchshof, aber keine Altertumsforscher am Werk, sondern moderne Bautrupps – die den Boden für eine künftige Siedlung bereiten. Und zwar die größte, die die Stadt seit Jahren entwickelt.

 

Auf einer Fläche von rund neun Hektar sollen zwischen der Oststadt und Oßweil in den nächsten Jahren 530 bis 540 Wohneinheiten entstehen, in denen zwischen 1200 und 1400 Frauen, Kinder und Männer ein neues Zuhause finden können, erklärt Sebastian Mannl, der Bürgermeister für Infrastruktur. Die Erschließungsarbeiten, die im Juli begonnen haben, sind inzwischen schon weit gediehen.

Wo die Straßen verlaufen werden, lässt sich schon gut erkennen. Foto: Werner Kuhnle

Im ersten Abschnitt in der Nähe der Fuchshofschule sei ein Großteil der Leitungen inklusive des Fernwärmenetzes für die Heizungen eingezogen, konstatiert Kilian Grühbaum vom Fachbereich Tiefbau und Grünflächen. Durch Erdaufschichtungen wurde das Niveau außerdem so angehoben, dass nicht zuletzt die neuen Verkehrswege an die angrenzende Fuchshofstraße angedockt werden können. Im Untergrund wurden überdies große Würfel eingelassen, die Wasser stauen und im Zusammenspiel mit den Rückhaltebecken dem Nass Zeit verschaffen, auf dem Gelände zu versickern. Die künftigen Straßen sind ebenfalls ausgeformt. „Hier fehlt jetzt nur noch der oberste Teil“, erläutert Mannl.

Wenn die Bautrupps gegen Mitte Januar aus der Weihnachtspause zurückkehren, werden sie noch etwa drei Monate im ersten von zwei Abschnitten tätig sein, ehe ein Knopf an der Erschließung dran sein soll. Ein Jahr später sollen die Arbeiten im Straßen- und Leitungsbau im gesamten Wohngebiet abgeschlossen sein. Der Spatenstich für die ersten Häuser dürfte auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Für die Fläche gegenüber der Schule ist die Kommune bereits mit einem Bauträger handelseinig geworden. „Da wird aller Voraussicht nach Ende nächsten Jahres der Beginn der privaten Bautätigkeit stattfinden“, sagt Projektleiter Avni Veselaj.

Infrastruktur-Bürgermeister Sebastian Mannl betont, dass Wohnraum gebracht wird. Foto: Archiv (Stadt Ludwigsburg)

Ebenfalls 2025 wolle man in die Vermarktung der Restflächen einsteigen. Da die Baubranche kriselt, wäre es allerdings erstaunlich, wenn die Interessenten Schlange stehen würden. „Die Bauträger sind eher abwartend. Das ist ein offenes Geheimnis“, sagt Veselaj. Gleichwohl sei man guter Dinge, die Flächen veräußern zu können. „Und wir wissen auch, wie angespannt der Wohnungsmarkt ist. Es ist deshalb unser Ziel, kontinuierlich Wohnraum anzubieten“, betont Mannl.

Gebäude teilweise so hoch wie die Kletterhalle

Als logische Konsequenz aus diesem Anspruch folgt, dass das Gebiet dicht besiedelt sein wird. Es dominiert der Geschossbau. Teilweise eingestreut sind Zeilen mit Reihenhäusern. Bei der Höhe nimmt man das Niveau der bestehenden Bebauung auf. Heißt: In Richtung Alter Oßweiler Weg sind drei bis vier Geschosse gestattet, zur Fuchshofstraße hin steigt es an auf bis zu fünf Etagen. „Punktuell wird dann die Höhe der angrenzenden Kletterhalle erreicht“, erläutert Sebastian Mannl. 40 Prozent der Einheiten müssten für bezahlbaren Wohnraum reserviert sein.

Klar ist, dass mit der Entwicklung eines Quartiers mit solchen Ausmaßen nicht alle Nachbarn in Jubelstürme ausbrechen. Mehr als 100 Anwohner waren der Einladung zu einer Infoveranstaltung gefolgt, und natürlich seien Bedenken wegen Staub und Lärm während der Bauphase geäußert worden, sagt Mannl. „Gerade Richtung Baucluster zwei gab es hin und wieder tatsächlich ein paar Bewohner, die sich gestört gefühlt haben“, ergänzt Kilian Grühbaum. „Unstrittig gibt es auch Bereiche, die die ganze Planung schon immer kritisch gesehen haben. Von der Seite kommen weiterhin Rückmeldungen“, räumt Mannl ein. Einige Autofahrer waren sicherlich ebenfalls genervt, als Wärme- und Wasserleitungen verlegt wurden. Das bedingte nämlich, den Verkehr in der Fuchshofstraße bis kurz vor Weihnachten über nur eine Spur laufen zu lassen und per Ampel zu regeln – lange Wartezeiten inklusive.

Möglichst stressfrei für die Nachbarschaft soll das zusätzliche Verkehrsaufkommen bewältigt werden, das das Neubaugebiet mit sich bringen wird. Die Zu- und Abfahrt in das beziehungsweise aus dem Quartier heraus wird komplett über die Fuchshofstraße und eine neue Trasse zum Kreisverkehr an der Schorndorfer Straße hin abgewickelt. „In den Alten Oßweiler Weg fährt nur die Müllabfuhr rein, um zu wenden. Darauf ist in der Planung geachtet worden, dass da kein Mehrverkehr stattfindet“, sagt Mannl. Im Wohnpark Fuchshof selbst werden ausschließlich Parkplätze in Tiefgaragen bereitgestellt sowie in einem Parkhaus an der Fuchshofstraße, betont Avni Veselaj. „Das schafft eine unfassbare Wohnqualität, weil ich dann den Verkehr mehr oder weniger heraushalte“, erklärt er.

Eine grüne Fuge als Herz des Gebiets

Quartiersplatz
Das ganze Plangebiet umfasst inklusive der Fuchshofstraße rund zwölf Hektar und besteht aus zwei Abschnitten, die allerdings in einem Rutsch erschlossen werden. Verbunden werden die beiden Bereiche durch eine grüne Fuge, die von Mai 2025 an ausgestaltet werden soll. Hier ist ein Quartiers- samt Spielplatz angedacht. Zudem bleibt ein Teil der dortigen Kleingärten erhalten.

Baureif
Das gesamte Areal war früher mit Kleingärten, aber hauptsächlich mit Gewächshäusern bestückt, die abgebrochen wurden, um das Gelände baureif zu machen. Der Fuchshof ist das größte Baugebiet, das die Stadt seit der Hartenecker Höhe umsetzt, wo auf dem Areal der ehemaligen Flakkaserne auf 18 Hektar rund 800 Wohneinheiten in zentraler Lage entstanden sind. Im Fuchshof werden alles in allem rund 3000 Meter Kanalrohre und mehr als zwei Kilometer Wasserleitungen verlegt, zudem 4500 Quadratmeter Asphalt eingebaut.

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