Einige Wiesenzwickel in Möhringen und Plieningen sollen für die Nachverdichtung herhalten. Stadträte finden das löblich, teils auch kritisch.

Möhringen/Plieningen - Die Idee hört sich erst einmal gar nicht so schlecht an. Beim Thema Nachverdichtung denkt jedermann zuerst wahlweise an eine große Grünfläche, die zu einem neuen Wohngebiet umgewidmet werden soll. Oder es geht um eine Lücke zwischen zwei Häusern, in die noch ein drittes Haus gepresst werden kann. Die Freien Wähler im Gemeinderat versuchen nun, einen Zwischenweg zu gehen. Sie wollen sich kleinere Wiesenzwickel vornehmen und haben einige beispielhafte Grundstücke gesucht, von denen auch einige in Möhringen und Plieningen liegen.

 

„Wir wollen keine großen, zusammenhängenden Ackerflächen zubauen und auch keine geballte Verdichtung. Auch wir schätzen die ökologischen Vorteile des ressourcenschonenden Bauens und die Wohnqualität in Stuttgart“, schreiben die Freien Wähler in einem Antrag. Die Gemeinderats-Fraktion fährt fort: „Unsere Vorschläge betreffen vielmehr kleinere Flächen und Baulücken im gesamten Stadtgebiet, für die es aus unterschiedlichen Gründen kein Baurecht gibt.“

Im Visier ist etwa eine Wiese am PGH

In Möhringen haben die Freien Wähler den Zwickel namens Öläcker im Visier, der gleich neben dem neu zu bebauenden Hansa-Areal liegt und in etwa die Größe eines Fußballfeldes hat. Mehr als doppelt so groß ist die Trautäcker genannte landwirtschaftliche Fläche zwischen dem Palladium-Theater des SI-Centrums und der Trautäckerstraße. Außerdem könnten sich die Freien Wähler entlang der Udamstraße hin zum Rohrer Weg eine Bauzeile vorstellen. In Plieningen wiederum auf einer Wiese südlich des Paracelsus-Gymnasiums. Konkret geht es um die Fläche gleich neben der Körsch, auf der vor einigen Jahren ein Regenüberlaufbecken gebaut wurde.

Keine dieser Flächen findet sich in den städtischen Listen, die sonst üblicherweise für die Nachverdichtung herangezogen werden. Da gibt es zum einen die „Zeitstufenliste Wohnen“, die ganze Areale definiert. Und dann gibt es das Baulückenkataster, in dem die Brachen zwischen zwei Häusern zusammengetragen sind.

Von den übrigen Fraktionen im Gemeinderat kommt generelle Zustimmung. Doch seien einige Fragen offen. „Nachverdichten im Kleinen ist positiv. Aber wenn man den Naturraum stört, sehe ich das kritisch“, sagt etwa Gabriele Munk, die als Grüne im Gemeinderat vor allem auch auf Plieningen achtet. „Ich denke, das wird sich die Verwaltung anschauen.“

Stadträte loben den Vorstoß

Ähnlich sieht das auch Maria Hackl, die für die SPD die Betreuungsstadträtin für Plieningen ist. „Es ist löblich, nach freien Flächen zu suchen“, sagt sie. Zu den von den Freien Wählern gefunden Zwickeln kann sie im Detail nichts sagen. Doch fragt sie sich, warum dort bislang noch kein Baurecht gilt. „Das könnten Landschaftsschutzgebiete sein.“

„Bei den Öläckern würde das absoluten Sinn machen“, sagt die CDU-Stadträtin Iris Ripsam, die nicht nur Möhringen betreut, sondern auch auf dem Fasanenhof lebt. „Mir würde da auch noch die eine oder andere Fläche einfallen.“ Doch bezweifelt sie, „dass das hilft, um die Wohnungsproblematik zu lösen“. Denn durch dieses „Klein-klein“ würden schlicht nicht genug Häuser entstehen. „Wir müssen einen großen Schritt machen“, sagt Ripsam und meint damit neu ausgeschriebene Siedlungsgebiete in Stuttgart. „Das ist aber meine persönliche Meinung. Die Fraktion ist da noch im Findungsprozess.“