Wohnungsbau Deutschland ist noch lange nicht „fertig gebaut“

Viel zu tun: Aktuell werden weniger Wohnungen gebaut als benötigt werden. Foto: IMAGO/Sven Simon

Die neue Studie zum Wohnungsbedarf zeigt, wie groß die Herausforderungen in der Wohnungspolitik sind, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.

Berlin: Tobias Heimbach (toh)

„Deutschland ist fertig gebaut“, diesen Satz hörte man um die Jahrtausendwende immer wieder – und er gehört zu den größten Fehleinschätzungen der vergangenen Jahrzehnte. Damals nahm man an, dass Deutschlands Einwohnerzahl stagnieren und langfristig fallen werde. Deswegen maß man dem Wohnungsbau keine große Bedeutung mehr zu. Der Bund und viele Städte verkauften viele staatliche Wohnungen an private Investoren.

 

Diese Fehleinschätzung war eine der Grundlagen für die Wohnungskrise, die man heute in vielen Städten beobachten kann. Denn durch Fluchtmigration und Zuwanderung aus der EU leben heute viel mehr Menschen in Deutschland als damals angenommen.

Herausfordengen bleiben – in Stadt und Land

Auch die neue Wohnbedarfsprognose zeigt, dass die Herausforderungen beim Thema Wohnungen weiter groß sind. Noch bis zum Ende des Jahrzehnts wird die Gesamtbevölkerung wachsen. Und auch darüber hinaus verändert sich das Bild: Noch mehr Menschen werden in die Ballungszentren ziehen, wo der Wohnraum schon heute knapp ist. Die ländlichen Regionen, die wahrscheinlich Einwohner verlieren werden, stehen auch vor Problemen: Dort wird es mehr ältere Menschen geben, die seniorengerechte Wohnungen brauchen. In ganz Deutschland wird der Trend zur Vereinzelung zunehmen, weil die Zahl der Personen pro Haushalt im Schnitt abnimmt.

Die kommende Bundesregierung muss darauf reagieren. Sie muss endlich dafür sorgen, dass das Bauen einfacher und damit billiger wird. Es muss zudem Anreize dafür geben, bestehende Gebäude umzubauen und umzunutzen. Auch beim sogenannten seriellen Bauen gibt es immer noch Potenziale, die genutzt werden können. Dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Zusätzlich sind die Länder und Kommunen sind in der Pflicht, damit die Bauämter schneller arbeiten und digitalisiert werden. Denn „fertig gebaut“ ist Deutschland lange noch nicht.

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