Beim Komplex an der Siemensstraße unter dem Motto „Wohnen für alle“ ist der Rohbau jetzt fertig. Baudezernentin Beatrice Soltys skizziert die „knackigen Parameter“ gegenüber dem Siedlungswerk, das 17 Millionen Euro ins Projekt investiert.

Schmiden - Ein wichtiges Bauwerk im Zuge der von Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull auf den Weg gebrachten Wohnraumoffensive hat nun gut die Hälfte hinter sich. „Wohnen für alle“ nennt die Stadtverwaltung die Idee hinter jenem Gebäude entlang der Siemensstraße im Süden von Schmiden. Das Richtfest unter strahlender Sonne lockte neben Vertretern der Verwaltung, des Siedlungswerks als Projektentwickler, neben den Architekten und Bauarbeitern auch etliche jener Fellbacher (Neu-)Bürger an, die demnächst dort einziehen werden, sowie deren künftige Nachbarn.

 

Im Jahr 2017 hatte die Stadt Fellbach das Grundstück im Rahmen eines Wettbewerbs ausgelobt

Und manchmal bringt man auch als journalistischer Beobachter neue Erkenntnisse von einem Richtfest mit. So beispielsweise, dass dieses Gebiet nicht nur unter dem Überbegriff „Wohnen am Schmidener Feld“ firmiert, sondern auch noch einem besonderen Motto gerecht werden will, nämlich: „Der nächste Nachbar wohnt nebenan.“

Zweite kleine Überraschung: Bisher hatten Stadtverwaltung und Siedlungswerk stets von einem Bauprojekt an der Siemensstraße/Ecke Stauferstraße gesprochen. Hin und wieder, vor allem in den Werbeanzeigen des Siedlungswerks, war auch schon mal vom „Wohnen am Schmidener Feld“ die Rede. Die beim Richtfest verteilte 60-seitige Projektbroschüre allerdings trägt den Titel „Lindberghstraße“. Davon war bisher nie die Rede – dazuhin ist die Lindberghstraße in jenem relevanten Abschnitt auf der Westseite des Gebäudes in Richtung Siemensstraße derzeit lediglich ein besserer Feldweg.

So schaffe man in dem Komplex auch Wohnraum „für Menschen mit Fluchterfahrung“

Im Jahr 2017 hatte die Stadt Fellbach das Grundstück im Rahmen eines Wettbewerbs ausgelobt. Nachdem Mitarbeiter eines Kampfmittelräumdiensts das Areal abgesucht und keine verdächtigen Gegenstände entdeckt hatten, konnte im Sommer 2018 der Bau beginnen.

„Der Wunsch nach Inklusion von Menschen mit Fluchterfahrung war der Antrieb für alle Projektbeteiligten“, heißt es in der offiziellen Erklärung des Siedlungswerks. Wesentliches Kennzeichen ist denn auch die „soziale Durchmischung“ dieses Quartiers. Darauf hob in ihrer Begrüßung auch Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys ab und sprach mit Blick aufs Konzept von „einem großen Versucherle“ und einem „spannenden“ und „echt gemischten Quartier“. Werden doch „sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen einziehen“, von Jung bis Alt wie auch in der sozialen Durchdringung.

Soltys offenbarte, dass die Stadt aus diesem Grund „knackige Parameter ins Verfahren eingegeben“ habe – was Siedlungswerk-Geschäftsführer Norbert Tobisch zu der launigen Replik veranlasste: „Sie haben eine toughe Baubürgermeisterin.“ Doch während andernorts oft „Sonntagsreden gehalten“ würden, werde in Fellbach „geschafft, und es wird halt gebaut“. Zugleich demonstriere die Durchmischung im künftigen Wohngebiet „die Weltoffenheit der Stadt Fellbach, und dem schließen wir uns an“. So schaffe man in dem Komplex auch Wohnraum „für Menschen mit Fluchterfahrung“.

Abgerundet wird das Ensemble, so das Siedlungswerk, durch einen gemeinsamen Platz

Optisch erkennt man in dem vom Stuttgarter Architektenbüro Ackermann & Raff gestalteten Gebäude von der Siemensstraße einen durchgängigen Baukörper mit Höhenabstaffelungen, der sich zum Innenhof in vier Baukörper mit zwei- mal 17 und zweimal 18 Wohnungen aufteilt. Es entstehen 35 geförderte Mietwohnungen nach dem Landeswohnraumförderprogramm sowie 17 freifinanzierte Mietwohnungen sowie 18 Eigentumswohnungen.

Der Wohnungsmix variiert von 1,5 bis vier Zimmer, sodass das Motto des Quartiers, „Wohnen für alle“, seine Umsetzung finde, so Tobisch. Es würden breite Schichten der Bevölkerung sowie junge Familien angesprochen. Durch die Mischung von Miet- und Eigentumswohnungen sowie die unterschiedlichen Wohnungsgrößen sei „gewährleistet, dass lebendige Nachbarschaften entstehen können“. Diesen Nachbarschaftsgedanken unterstützt der Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss (samt Küche), der allen Bewohnern des Quartiers zur Verfügung steht.

Abgerundet wird das Ensemble, so das Siedlungswerk, durch einen gemeinsamen Platz „mit Spielfläche für die Kleinen und Verweilmöglichkeiten für die Großen“. Einziehen werden die neuen Mieter und Eigentümer voraussichtlich im dritten Quartal 2020, also im Spätsommer oder Frühherbst des kommenden Jahres.