Der Evangelische Verein will in Bad Cannstatt in der Überkinger Straße einen Neubau mit rund 60 Wohnungen bauen. Der Gemeinderat beschließt einen Wettbewerb für das städtebaulich anspruchsvolle Projekt.

Lange Gesichter bei den Verantwortlichen des Evangelischen Vereins im Februar 2022: Das Baurechtsamt der Stadt hatte ihre Bauvoranfrage für den Neubau für betreutes Wohnen an der Überkinger Straße abgelehnt. „Wir sind sehr enttäuscht“, sagte damals die Geschäftsführerin Claudia Degler. „Wir hätten uns gewünscht, dass unser Projekt direkt weitergeht.“ Der Verein hatte vor gut einem Jahr noch große Sorgen, dass sich die Realisierung seines Bauvorhabens „noch sehr lange hinziehen“ würde. Bei der ersten Präsentation des Neubaus im November 2021 wurde noch voller Optimismus Ende 2024 als Bezugstermin genannt, obwohl schon damals auf das fehlende Baurecht hingewiesen wurde.

 

Anspruchsvolles Bauvorhaben

15 Monate später ist man einen wichtigen Schritt weiter. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik stimmte der Durchführung einer städtebaulichen und architektonischen Mehrfachbeauftragung zu. Sechs Architekturbüros wurden ausgewählt und haben ab Juni rund drei Monate lang Zeit, ihre Entwürfe samt Modell einzureichen.

Wann der Sieger gekürt wird, steht noch nicht fest. „Es ist städtebaulich und architektonisch ein anspruchsvolles Projekt, da es in einer stadträumlich besonderen Lage am Neckarufer und an der Schnittstelle zum Kurpark liegt“, hatte Johanna Kretschmer vom Stadtplanungsamt gesagt, als sie dem Bezirksbeirat das Bauvorhaben erläuterte.

Gebäudehöhe maximal 20 Meter

Auch in Bad Cannstatt fehlt bis 2030 eine deutliche Zahl an barrierefreiem Wohnraum mit Unterstützungs- und Betreuungsleistungen und einem sozialen Angebot. Der Evangelische Verein möchte diesem Mangel entgegenwirken. Auf dem vereinseigenen Parkplatz in Nachbarschaft zu den Bestandsgebäuden sollen auf etwa 1340 Quadratmetern rund 60 Ein- und Zwei-Zimmerwohnungen, eine Dachterrasse sowie ein Gemeinschaftsraum entstehen. Die Gebäudehöhe beträgt maximal 20 Meter. Das Gebäude sollte zum Neckardamm hin geöffnet und durch einen Verbindungsgang zur benachbarten Stadtmühle angebunden sein. Der Evangelische Verein ging bei seiner Planung vor drei Jahren von 12,5 Millionen Euro Kosten aus.

30 Prozent geförderter Wohnungsbau

Laut der aktuellen Beschlussvorlage für den Wettbewerb, sind die Wohnungen als Mietwohnungen geplant, wobei das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) zum Tragen kommt. 30 Prozent der neu geschaffenen Geschossfläche für Wohnen sind somit für den geförderten Wohnungsbau vorzusehen. Ziel der Stadt ist natürlich auch, dass ein klimaneutraler Bau oder ein Plusenergiegebäude entsteht. Neben viel Grün ist auf dem Dach auch eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen. Die Fassade ist zu 30 Prozent zu begrünen.

Für die Umsetzung des Bauvorhabens ist ein neuer Bebauungsplan nötig. Das Verfahren soll nach dem Wettbewerb gestartet werden. Damit das Bauvorhaben zügig umgesetzt werden kann, wurde das Grundstück von der Gesamtentwicklung des Mühlgrüngebiets „entkoppelt“. Bekanntlich plant die Stadt für die Flächen zwischen der Wilhelmsbrücke und der Nauheimer Straße einen landschaftlichen Realisierungswettbewerb mit einem städtebaulichen Ideenteil.