Bürgerredakteure und Bürgerverein sind enttäuscht von der Entscheidung der Stadträte. Die Wünsche der Fasanenhofer seien übergangen worden.

Fasanenhof - Die Enttäuschung ist groß. Die Nachverdichtung am Ehrlichweg ist beschlossene Sache. „Leider Gottes“, wie Günther Joachimsthaler sagt. Der Vorsitzende des Bürgervereins hatte sich in den vergangenen Jahren gegen die Nachverdichtung ausgesprochen und 900 Unterschriften gegen die Pläne der Stadt und der fünf Wohnungsbaugenossenschaften gesammelt. „Wir sind nicht prinzipiell gegen eine Nachverdichtung, aber an dieser Stelle halten wir das für nicht sinnvoll“, betont Joachimsthaler und ergänzt: „Die Menschen am Ehrlichweg wohnen jetzt schon dicht an dicht.“

 

Am meisten ärgert den Bürgervereinsvorsitzenden, dass der Gemeinderat gegen den Willen der Bürger entschieden hat. Zwar seien die Fasanenhofer mit einer Bürgerbeteiligung in den Prozess eingebunden gewesen. Allerdings hatten viele Teilnehmer den Eindruck, es handle sich um eine reine „Alibi-Veranstaltung“, während die Nachverdichtung längst beschlossene Sache war. „Die Befürchtungen der Bürger, dass ihre Beteiligung ohnehin keinen Sinn hat, hat sich mit der Entscheidung der Stadt bestätigt“, sagt Joachimsthaler. „Wir haben uns gemeinsam mit den Bürgern gegen die Pläne eingesetzt und nach Möglichkeiten gesucht, eine verträgliche Lösung zu finden, und das wird von Seiten der Stadt jetzt einfach ignoriert“, sagt Joachimsthaler.

Die Stadt will einen Wettbewerb ausschreieben

Manche Bürger fürchteten eine Gettobildung, allerdings nicht wegen des am Ehrlichweg entstehenden Asylbewerberheims. „Das hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun. Aber je dichter die Menschen wohnen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Konflikte“, sagt Joachimsthaler. Wie viele neue Wohnungen am Ehrlichweg entstehen sollen, muss nun in einem Wettbewerb ausgearbeitet werden. Im Umwelt- und Technikausschuss (UTA) wurde eine „abgespeckte“ Nachverdichtung beschlossen. Gebaut werden soll nur auf bereits versiegelten Flächen, nicht auf Grünflächen. Dort, wo sich heute Garagen befinden, sollen also Wohnbauten entstehen. „Das hört sich zunächst gut an, aber eine Nachverdichtung ist es trotzdem“, sagt Joachimsthaler. Zudem gebe es bereits heute zu wenige Parkplätze im Stadtteil. „Wo sollen da die Autos der neuen Bewohner noch hin?“, fragt Joachimsthaler.

Er war selbst in der Sitzung des Technikausschusses am 13. Dezember, in dem die Nachverdichtung abgenickt wurde. Die Äußerungen einiger Stadträte, der Fasanenhof sei ein schönes Naherholungsgebiet, in dem erst 20 Prozent der Fläche überbaut seien, stießen ihm sauer auf. „Es ärgert mich, dass Menschen, die wahrscheinlich noch nie bei uns vor Ort waren, Dinge sagen wie ‚wenn nicht auf dem Fasanenhof gebaut wird, wo denn dann?’“, sagt Joachimsthaler. Auch, dass einige der Fraktionen, die sich zunächst gegen die Nachverdichtung ausgesprochen hatten, nun doch dafür stimmten, sei „sehr frustrierend“.

Fasanenhofer sehen ihre Empfehlung ins Gegenteil verkehrt

Auch Eckhard Benner ist enttäuscht. Er hat als Bürgerredakteur bei der Bürgerempfehlung mitgewirkt und ärgert sich vor allem über den gemeinsamen Antrag der Grünen, der SPD, der SÖS/Linke-plus und der Freien Wähler. Dieser war in der UTA-Sitzung mit großer Mehrheit angenommen worden. „Die Stadträte bedienen sich unserer Bürgerempfehlung, um die falsch verortete Nachverdichtung zu rechtfertigen“, sagt Benner. Der Antrag und die nun beschlossene Form der Nachverdichtung lasse das in der Bürgerempfehlung stets geforderte Gesamtkonzept nicht erkennen.

Ganz und gar nicht einverstanden ist Benner mit Punkt vier des Antrags. Dort heißt es, dass die Verwaltung prüfen soll, auf welchen weiteren Flächen im Fasanenhof eine zusätzliche Nachverdichtung vorgenommen werden könne. So ähnlich steht das auch in der Bürgerempfehlung, allerdings als Alternative zur geplanten Nachverdichtung. „Jetzt ist es ein separater Punkt und eine zusätzliche Nachverdichtung sagt Benner. Die Bürgerbeteiligung sei damit ins Gegenteil verkehrt worden. „Am Ende haben wir nichts erreicht.“

Bezirksbeirat wünscht sich eine Fortsetzung der Sozialen Stadt

Auch der Möhringer Bezirksbeirat thematisierte am 14. Dezember noch einmal die Nachverdichtung. Das Stadtplanungsamt stellte den Abschlussbericht für die Soziale Stadt und beispielhaft Projekte vor, die seit 2003 umgesetzt wurden. So zum Beispiel die Modernisierung des Kinder- und Jugendhauses und die Aufsiedlung des Europaplatzes. Der Abschlussbericht ist von 2013, danach gab es aber noch einzelne Maßnahmen.

Nun ist die Soziale Stadt endgültig abgeschlossen. „Die Fördermittel von 6,9 Millionen Euro sind aufgebraucht“, sagte die Projektleiterin Heike Mössner. Die Bezirksbeiräte wünschten sich, dass das Projekt noch weitergeführt wird, gerade weil die Nachverdichtung nun beschlossen sei. „Aus unserer Sicht ist der Prozess noch nicht abgeschlossen“, sagte Dieter Bernhardt (SPD). „Die Soziale Stadt sollte weitergehen. Es geht doch um die Gestaltung des Wohn- und kulturellen Umfelds. Wir wünschen uns, dass neue Konzepte für die bei der Nachverdichtung diskutierten Bereiche entwickelt werden.“ Mössner betonte, dass die Stadtteilerneuerung ein zeitlich begrenztes Projekt gewesen und es nun an der Zeit sei, sich zurückzuziehen. Letztlich stimmten alle Bezirksbeiräte für die Aufhebung des Sanierungsgebiets. „Die Soziale Stadt ist ein Erfolg für alle, die daran mitgewirkt haben“, schloss Fred Wagner (CDU).