An der Ecke Klingen- und Wagenburgstraße soll noch in diesem Monat mit dem Bau eines neuen Wohngebäudes mit 31 preisgünstigen Wohnungen begonnen werden. Ursprünglich war dort ein Internationales Jugendwohnheim geplant gewesen – bis der Projektpartner im vergangenen Jahr unerwartet absprang.

S-Ost - Nach mehr als einem Jahr Stillstand soll an der Ecke Klingenstraße/Wagenburgstraße noch in diesem Monat weiter gebaut werden. Der Bau- und Wohnungsverein hat beschlossen, dort ein Gebäude mit 31 Wohnungen zu errichten, die vergleichsweise preiswert vermietet werden sollen. Außerdem sind in dem Neubau auch mehr als 120 Quadratmeter Fläche für Stadtteilräume vorgesehen. Die Vorgeschichte hat Jürgen Oelschläger vom Vorstand des Bau- und Wohnungsvereins im Bezirksbeirat selbst als „Horrorszenario für einen Bauherrn“ bezeichnet.

 

Im Dezember 2015 wurde das alte Gebäude abgerissen

Eigentlich hätte auf dem großen Eckgrundstück ein Vorzeigeprojekt zum 150-jährigen Bestehen des Unternehmens entstehen sollen. Und im Jahr 2014 hatte auch alles gut angefangen. Geplant war an der Stelle eine Art Jugendwohnheim des Vereins für Internationale Jugendarbeit, das die bisherige Unterkunft an der Moserstraße hätte ersetzen sollen. Im August 2014 war der Projektvertrag unterschrieben worden, dann wurde geplant und das Genehmigungsverfahren eingeleitet. Ein Jahr nach der Vertragsunterzeichnung wurde das Bauprojekt in das Sanierungsprojekt „Soziale Stadt Gablenberg“ eingebunden, Räume für die Stadtteilarbeit wurden eingeplant. Bei der Präsentation im Bezirksbeirat gab es große Zustimmung zu dem Vorhaben. Einziger Kritikpunkt damals: Durch den Abriss der bestehenden Gebäude ging Wohnraum zu sehr günstigen Mieten verloren – der allerdings auch deutlich überaltert und dringend sanierungsbedürftig war.

Im Dezember 2015 war der alte Wohnkomplex dann abgerissen und in den folgenden Monaten die Baugrube vorbereitet worden. Dann passierte auf der Baustelle plötzlich gar nichts mehr, Baufahrzeuge und Bauarbeiter verschwanden, ein hoher Bauzaun wurde um das Areal errichtet und steht dort bis heute.

Horrorszenario für den Bauherren

Der Grund: beim Verein für Internationale Jugendarbeit offenbarten sich gravierende Finanzprobleme. Im Mai 2016 stieg der Verein aus dem Vertrag aus, das so stolz angekündigte Jubiläumsprojekt des Bau- und Wohnungsvereins war Makulatur. Jürgen Oelschläger sagte im Bezirksbeirat: „Für einen Bauherren ist es ein Horrorszenario, wenn ein Projekt gut startet und dann stillgelegt werden muss.“ Zwei Jahre intensive Planungs- und Konzeptarbeit waren auf einmal umsonst gewesen. Vier Monate habe sich der Bau- und Wohnungsverein anschließend Zeit gegeben, um einen Nachfolger als Projektpartner zu finden. Oelschläger: „Es war aber keine technisch und rechnerisch darstellbare Lösung möglich.“ Also nahm das Wohnungsbauunternehmen an der Stelle wieder alles in die eigene Hand mit dem Ziel auf dem Grundstück am Rande Gablenbergs und direkt neben der Klingenbach-Grünanlage preiswerte Wohnungen zu errichten.

Geplant ist jetzt ein Gebäude mit 31 Wohnungen „mit kompakten Grundrissen, um die Miete niedrig zu halten“. Eigentlich wäre eine Wohnung mehr möglich – diese fiel aber den Stellplatzvorgaben der Stadt zum Opfer, weil 33 Kfz-Stellplätze vorgeschrieben sind. Ein Blockheizkraftwerk soll für Wärme und Energie sorgen. Für die Stadtteilarbeit werden 124 Quadratmeter Fläche zur Verfügung gestellt. Über die Miethöhe konnte Oelschläger noch keine Angaben machen. Zielgruppe sei die Personengruppe, die vom Einkommen her knapp über dem Sozialhilfebereich liege und die mit am meisten unter dem Wohnungsmangel leide.

Die Bauarbeiten auf dem Grundstück sollen noch im Oktober wieder aufgenommen werden. Nach einer Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren sollen die Wohnungen im Laufe des Frühjahrs oder Sommers 2019 bezogen werden.