Neue Wohnungen erstellt nicht der Sieger, der zurückgezogen hat. Die Gemeinde steht vor dem Vertragsabschluss mit einem anderen Investor, dessen Konzept gut ankam.
Die Lage in der Baubranche ist schwierig. Explodierende Preise, Mangel an Rohstoffen und ungewisse Entwicklungen im Finanzbereich haben den Bauboom vergangener Jahre gestoppt und manchem Projekt komplett den Garaus gemacht. Von den Turbulenzen betroffen ist auch die Gemeinde Kernen mit einem ihrer Prestigeprojekte. Beim Bauprojekt „Gebiet Tulpenstraße“ in Rommelshausen, in dem insbesondere bezahlbare und barrierefreie Wohnungen entstehen sollen, hat der im November 2021 gekürte Gewinner des europaweit ausgeschriebenen städtebaulichen Wettbewerbs zurückgezogen. Er wird das rund 2,8 Millionen Euro teure Grundstück nicht kaufen.
Wettbewerbssieger zieht sich zurück
Da sei leider, so berichtet der Bürgermeister Benedikt Paulowitsch, die finale Vertragsverhandlung in die Zeit gefallen, als im vergangenen Frühjahr der Krieg gegen die Ukraine bereits einige Monate tobte. Der Wettbewerbssieger habe sich zu jenem Zeitpunkt komplett aus Projekten dieser Art zurückgezogen. Womit auch klar gewesen sei, dass damit der Siegerentwurf des Wettbewerbs nicht realisiert werden kann.
Inzwischen ist man – trotz weiterhin schwieriger Lage auf dem Baumarkt und unverändertem Ukraine-Krieg in Sachen Grundstückverkaufsverfahren für das Areal hinter der Rossmann-Apotheke ein wichtiges Stück weitergekommen. Die Gemeinde befinde sich momentan in weit fortgeschrittenen Gesprächen mit dem zweiten Sieger des einstigen Wettbewerbs, sagt Kernens Bürgermeister.
Hohes Lob auch für die zweiten Sieger
Gesprächen also mit Mörk Immobilien aus Leonberg, die ihren Entwurf gemeinsam mit Marcus Brucker Architektur + Planung aus Stuttgart eingereicht hatte. Ebenso wie für den Siegerentwurf gab es im November 2021 von der 13-köpfigen Jury auch für diesen Zweitplatzierten hohes Lob: „Den Verfassern gelingt es, die drei vorgeschlagenen Baukörper als freigestellte Einzelbaukörper auf dem Grundstück zu verorten. Die Wohnungen sind gut organisiert und lassen eine gute Wohnqualität erwarten“, lautete das Urteil der Bewertungsgremiums.
Die Pläne sehen auf dem für 865 Euro je Quadratmeter zu kaufenden Grundstück unter anderem zehn Mietwohnungen vor. Fünf davon fallen unter die Kategorie „preisgünstig“. Dazu kommen elf Eigentumswohnungen, vier Pflege-Wohngemeinschafen und fünf Seniorenapartments – alle barrierefrei, versteht sich.
Bereits bei seiner Klausur im November 2018 hatte sich der Gemeinderat mit Nutzungskonzepten für das Grundstück an der Günter-Haußmann-Straße befasst. Ziel war es, dort auf gut 3000 Quadratmetern Fläche unter anderem bezahlbare und barrierefreie Wohnungen auch für besondere Wohnformen – etwa für Menschen mit Behinderung – zu errichten. Im Erdgeschoss sollten auf rund 400 Quadratmetern Dienstleistungen des medizinischen und gesundheitlichen Bereichs untergebracht werden.
Für das spätere Wettbewerbsverfahren konnten sich Investoren gemeinsam mit Architekten bewerben und architektonische Konzepte einreichen, mitsamt Angaben zu Raumprogramm, Wohnungszahl und Verweis auf die jeweiligen Zielgruppen. Das Grundstück, so der Plan, sollte dann an den Bewerber mit dem hochwertigsten Konzept verkauft werden – für etwa 2,8 Millionen Euro. Dies entspricht rund 875 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche.