Der Chef der Baugewerkschaft, Robert Feiger, schlägt eine staatliche Umzugsprämie von 5000 Euro vor – für Senioren in Ballungsräumen, die ihre große Wohnung gegen eine kleine tauschen und dabei Familien mit Kindern Platz machen. Das Echo ist gewaltig.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Als Nummer vier im Gewerkschaftsbund fällt die IG Bau eher selten auf. Der jüngste Vorschlag ihres Chefs Robert Feiger, wonach alleinstehende Rentner ihre großen Wohnungen für Familien mit Kindern räumen könnten, findet jedoch ein gewaltiges Echo. Der Staat, so Feiger, soll den Wechsel mit einer Umzugsprämie von 5000 Euro belohnen. Die Idee lässt bei vielen älteren Menschen die Alarmglocken und bei der IG Bau viele Telefone läuten. Unverkennbar ist die Sorge, dass hier jemand einem Umzugszwang für Senioren das Wort redet. Doch dies liegt Feiger fern.

 

Die IG Bau weist schon lange auf eine wegen des demografischen Wandels wachsende Misere hin: In Deutschland müssten jährlich 300 000 vor allem altersgerechte Wohnungen gebaut werden, um den Fehlbedarf zu decken. Die bisherige staatliche Förderung sei unzureichend. Der Plan mit der Umzugsprämie soll frischen Wind in die zähe Debatte bringen. Im Visier hat der IG-Bau-Chef jene Senioren, die freiwillig auf ihre große Mietwohnung verzichten und in ein altersgerechtes Domizil etwa mit Fahrstuhl oder barrierefreiem Bad ziehen würden. Viele fühlten sich zu rüstig fürs Pflegeheim. Sofern die Bedürftigkeit vorliegt, sollen mit den 5000 Euro der Umzugsspediteur, Maklerkosten oder die Renovierung der alten Behausung finanziert werden. Wenn er weniger Heimplätze bezuschussen muss, spart sogar der Staat. Eine Win-win-win-Situation für Rentner, Familien und Regierung, findet die Gewerkschaft.

Die Bundesbauministerin mag nicht

Bauministerin Barbara Hendricks (SPD) lehnt dennoch ab – sie setzt auf ihr Programm „Altersgerechtes Umbauen“, um den Menschen einen langen Verbleib in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Doch Feiger erntet keineswegs nur Kritik. Sozialverbände äußern sich vielmehr prinzipiell zustimmend. Der Tübinger Christian Kühn, Grünen-Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik, pflichtet bei: Es gebe schon Städte, die neue Wege wie den geförderten Wohnungstausch bei Mietwohnungen ausprobieren. Vor allem kommunale Wohnungsunternehmen könnten da aktiver werden. In Ballungszentren berge eine Umzugsprämie freilich die Gefahr, dass Senioren mit gut situierten jungen Interessenten um kleine Wohnungen konkurrieren – und am Ende mehr Miete für das kleinere neue Zuhause zahlen.