Die Stuttgarter Polizei startet ihre sogenannten „Intensivwochen“ gegen Wohnungseinbrecher – mit mehr Streifen und Kontrollen von verdächtigen Fahrzeuginsassen. Es wird höchste Zeit: Die Täter sind wieder verstärkt am Werk.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Der Thomas-Münzer-Weg liegt am äußersten nördlichen Stadtrand – und selbst Stuttgarter müssten erst einmal auf der Karte nachschauen, wo diese Wohnstraße in Zazenhausen liegt. Dass mutmaßlich reisende Wohnungseinbrecher sich aber überaus gut auskennen, musste jetzt ein Bewohner dieser Straße erfahren. Als er am Montag gegen 19 Uhr heimkehrt, muss er feststellen, dass er das Opfer von Einbrechern wurde.

 

Der Wohnungsflur der Erdgeschosswohnung ist durchwühlt, Sachen liegen auf dem Boden verstreut, die Schlafzimmertür steht offen. Der Betroffene alarmiert die Polizei. „Die Täter haben mehrere Hundert Euro und einige Uhren erbeutet“, sagt der Polizeisprecher Martin Schautz. Von den Tätern fehlt jede Spur. Sie hatten zuvor die Terrassentür gewaltsam aufgehebelt und sämtliche Schränke und Schubladen durchsucht.

Erdgeschosswohnung, Terrassentür. An diesem Montag scheint dies das bevorzugte Ziel von Einbrechern gewesen zu sein. Jedenfalls gibt es ein ähnliches Bild 5,6 Kilometer Luftlinie entfernt in Ludwigsburg-Oßweil. Und in Leonberg-Warmbronn (Kreis Böblingen). Und in Fellbach.

Thomas Oesterwinter vom Dezernat für Eigentumsdelikte und Bandenkriminalität hat „Intensivwochen“ gegen Einbrecher ausgerufen – denn seit die Uhren mit Beginn der Winterzeit zurückgestellt wurden, wird es früher dunkel und der Wohnungseinbrecher noch aktiver als sonst.

„Wir geben Vollgas“, stellt Oesterwinter fest. Die Polizei verstärkt ihre Streifen in Wohngebieten, Verkehrsfahnder halten Ausschau nach verdächtigen Insassen in ihren Autos. Am Wochenende hat es wieder sieben neue Fälle gegeben – vor allem im Stuttgarter Süden, aber auch in den Stadtbezirken Nord und West sowie in Rohr und Neugereut.

Betroffen sind vor allem Mehrfamilienhäuser – eben wie jetzt in Zazenhausen. Aber auch Reihenhäuser geraten zunehmend ins Visier. Statistisch scheint die Lage eher noch ruhig: „Im November gibt es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bisher deutlich weniger Fälle“, sagt Polizeisprecher Schautz. Eindeutige Handschriften, die auf eine reisende Bande hindeuten würden, gebe es bisher nicht.

Fast jedenfalls: Denn „Vollgas“ gibt die Kripo vor allem bei einer mutmaßlichen Serie, die in den vergangenen Monaten von einem verkleideten Einbrecher begangen wurde – einem Handwerker. Nach der Festnahme eines 38-jährigen ortsansässigen Tatverdächtigen wird versucht, eine Reihe von Einbrüchen zu klären. Die Ermittlungsgruppe Bob, benannt nach der Fernsehserie „Bob der Baumeister“, hat reichlich Beutestücke gefunden, die offenbar aus Einbrüchen stammen. Der 38-Jährige gilt bisher als Hehler des Diebesguts – ob er auch der Einbrecher ist, darüber dauern die Ermittlungen noch an.

Die Festnahme des mutmaßlichen Handwerkers am 18. Oktober ist indes der vorerst letzte Ermittlungserfolg in der Region Stuttgart. Nach der Umstellung der Uhren auf Winterzeit konnte bisher kein weiterer Täter gefasst werden. Die haben sich in den vergangenen Tagen vor allem auf Mehrfamilienhäuser konzentriert. Eindeutiger Schwerpunktin diesem Jahr für Wohnungseinbrecher ist der Stadtbezirk Bad Cannstatt – mit 33 von der Polizei offiziell berichteten Fällen. Zum Vergleich: Im Stadtbezirk Vaihingen mit den Stadtteilen Rohr und Dürrlewang wurden 24 Fälle gemeldet. Mit 19 Fällen folgen der Stuttgarter Westen, mit zwölf spektakulären Fällen die Bezirke Stuttgart-Süd und Zuffenhausen auf den Plätzen.

Den größten Coup landeten Einbrecher im Stuttgarter Norden, wo sie in einem Wohnhaus mehrere Tresore aufflexten und Gold und Münzen für mehrere Hunderttausend Euro erbeuteten. Die Kripo hielt sich freilich an Baumeister Bobs Wahlspruch: „Yo, wir schaffen das!“ Die Fahnder ermittelten acht Verdächtige in Pforzheim.