Die Immobilienfirma Heinrich aus Korb will die 60 Wohnungen an der Wagenburgstraße sanieren und dann teilweise in Eigentumswohnungen umwandeln. Die Stadt Stuttgart prüft, ob sie ihr Vorkaufsrecht wahrnimmt.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Das private Unternehmen Heinrich Immobilien GmbH aus Korb im Rems-Murr-Kreis hat am Montag die Beer-Häuser an der Wagenburgstraße 149-153 gekauft, um die es einen fast dreijährigen politischen Streit gab. Ulrich Goeser vom bisherigen Eigentümer, dem Bau- und Heimstättenverein, ist froh, dass endlich ein Schlussstrich gezogen ist: „Der politische Hickhack hing uns allen zum Hals heraus“, sagt er ganz unverblümt.

 

Gerd Heinrich, der neue Eigentümer, will die Gebäude – zum Paket gehören auch die Häuser an der Talstraße 2, 4, 10 und 14 – renovieren. Er betont aber, dass er keine grundlegende Sanierung anstrebe. Ungefähr die Hälfte der 60 Wohnungen will er anschließend als Eigentumswohnungen verkaufen. Für ihn rechne sich das Objekt auf diese Weise, und für die neuen Eigentümer sei die Belastung niedriger als die übliche Miete. Unterm Strich werden aber Mietwohnungen im Osten verloren gehen.

Die verbliebenen Mieter in den übrigen 30 Wohnungen haben teilweise die Möglichkeit, in eine andere Wohnung des Bau- und Heimstättenvereins umzuziehen. Ansonsten läuft ihr Vertrag weiter. Gerd Heinrich wird diese Wohnungen an Kapitalanleger veräußern, die aber in die Mietverträge eintreten. Je nach Sanierungsaufwand könne sich aber die Miete erhöhen.

Die Stadt prüft, ob ein Vorkaufsrecht gilt

Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hatte den geplanten Abriss der Gebäude des Arbeiterarchitekten Karl Beer wegen deren städtebaulichen Bedeutung verhindert. Nun wird weiter darüber spekuliert, ob sie ihr Vorkaufsrecht wahrnimmt. Die Stadt hat dazu zwei Monate Zeit. Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) sagt, die Stadt prüfe zunächst, ob sie ein Vorkaufsrecht besitze – das hänge nämlich vom Konzept des Käufers und von dessen städtebaulichen Vorstellungen ab.

Sollte die Stadt die Gebäude tatsächlich übernehmen und an ihre städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG, die wegen der hohen Sanierungskosten kein Angebot abgegeben hatte, oder an das Studentenwerk Stuttgart weitergeben, würde aber zweimal Grunderwerbsteuer anfallen. Bei einem Kaufpreis von rund drei Millionen Euro wären dies zweimal 100 000 Euro.

Der Haus- und Grundbesitzerverein hat schwere Vorwürfe an die Stadt gerichtet. Die Politik habe aus emotionalen und ideologischen Gründen den Abriss versagt: „Dies unterstreicht einmal mehr, dass die Verantwortlichen in Gemeinderat und Stadtverwaltung sich von sachfremden Erwägungen leiten lassen“, so der Vorsitzende Klaus Lang. Der Erhalt der Häuser sei nicht sachgerecht und nicht im Interesse der Wohnraumversorgung.Das Studentenwerk Stuttgart als einer der unterlegenen Bieter ist gestern mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit gegangen, aus der man auch versteckte Kritik am Verkauf herauslesen kann. Man brauche dringend günstigen Wohnraum für Studenten, schreibt Geschäftsführer Tobias M. Burchard: Man sei aber nicht in der Lage, „hochpreisige Ankäufe zu Lasten der Studierenden oder bisheriger Mieter zu finanzieren.“ Das Studentenwerk hat angeblich 2,4 Millionen Euro für die Beer-Häuser geboten. Andere Immobilienexperten sprechen offen davon, dass der Stuttgarter Markt überhitzt sei und dass derzeit zu hohe Preise bezahlt würden.