Die Vermittlungsprovision ist vielen Mietern ein Dorn im Auge. Nicht selten kosten die Maklergebühren mehr als zwei Monatsmieten plus Steuern. Nun regt sich Widerstand in Stuttgart.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Nicolas Ürlings sucht eine Wohnung in Stuttgart. Auf einem beliebten Internetportal und in der Stuttgarter Zeitung haben er und sein Kumpel eine Anzeige geschaltet. Darin steht auch: „Provisionen werden nicht gezahlt.“ Dass er in Stuttgart eine schöne und erschwingliche Wohnung nur bekommt, wenn er einem Makler hohe Gebühren zahlt, sieht Nicolas Ürlings nicht ein. Der 27-jährige Ingenieur unterstützt die bundesweite Debatte um Maklergebühren. Im Internet und in Zeitungen wird dieses Thema seit Wochen emotional diskutiert: Politiker, Mieter, Eigentümer und Makler haben sich zu Wort gemeldet, nachdem die Stadt Hamburg eine Bundesratsinitiative angekündigt hatte, mit der bei Wohnungsvermietungen das so genannte Bestellerprinzip durchgesetzt werden soll. Das heißt, künftig sollte es gesetzlich geregelt sein, dass Maklergebühren vom Vermieter oder Verkäufer bezahlt werden – und nicht vom Mieter. Gerade in Großstädten wie Stuttgart werden für die Wohnungsvermittlung oftmals zwei Monatsmieten plus Steuern berechnet, bei Verkäufen wird es leicht fünfstellig.

 

Auch Angelika Brautmeier, Geschäftsführerin des Stuttgarter Mietervereins, findet es richtig, zu überlegen, ob nicht gesetzlich geregelt werden müsse, dass der Vermieter oder Verkäufer den Makler bezahlt: „Die Idee ist grundsätzlich gut, derjenige, der eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, sollte auch dafür bezahlen, das ist eigentlich ein Grundprinzip unseres Zivilrechts.“ Deshalb könne sich der Stuttgarter Mieterverein, so Brautmeier, gut vorstellen, sich der Bundesratsinitiative anzuschließen.

Ist es möglich, ohne Makler eine Wohnung zu finden?

Ganz anders sieht dies Ulrich Wecker, der Geschäftsführer des Eigentümervereins Haus und Grund Stuttgart: „Wir verstehen die Aufregung nicht ganz. Der Makler hat die Aufgabe, zwei Teilnehmer zusammenzubringen, er zeigt dem Mieter die Wohnung, er macht eine Bonitätsprüfung, er hilft ihm, überhaupt eine Wohnung zu finden und so weiter.“ Wecker meint, es sei doch vielmehr so, dass derjenige, der ein größeres Interesse an einer Sache habe, den Vermittlungsagenten bezahle. „So ist das bei jedem Handelsvertreter.“ Wer also sein Portemonnaie zücken müsse, hänge von der Marktlage ab.

„Im Gewerbegebiet zahlt dann der Vermieter“, meint Ulrich Wecker. Dass es gerade in Stuttgart schwierig sei, überhaupt ohne Makler eine erschwingliche Wohnung zu finden, bestreitet Wecker. Es herrsche keine Wohnungsnot in Stuttgart. Wecker: „Alle glauben immer, Stuttgart sei eine Scheibe und am Rand fielen alle runter – aber es können eben nicht alle in der Innenstadt in bester Lage wohnen.“Der wohnungssuchende Ingenieur Nicolas Ürlings ist sich jetzt während seiner Suche nach einer Wohnung in Stuttgart immer sicherer geworden, dass eine bundesweite Gesetzesänderung zu den Maklergebühren nur positive Effekte haben würde. „Viele meinen, dass die weiteren Kosten, die die Vermieter dadurch tragen müssten, dann auf die Mieter durch Mieterhöhungen umgewälzt würden – das denke ich nicht.“ Vielmehr würde so „der Markt auf natürliche Weise bereinigt“, so Ürlings. „Ich glaube, dass die Makler dann versuchen würden, sich gegenseitig zu unterbieten, und so könnten für diese Dienstleistung endlich reale Preise entstehen.“