Sämtliche Kurven, die die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt darstellen, zeigen derzeit steil nach oben. Die Zugewinne bei Umsatz und Preisen muten teilweise unglaublich an. Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.

Stuttgart - Sämtliche Kurven, die die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt darstellen, zeigen derzeit steil nach oben. Die Zugewinne bei Umsatz und Preisen muten teilweise unglaublich an. Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.

 

Der städtische Gutachterausschuss hat am Dienstag seinen Marktbericht für das Jahr 2015 präsentiert. Karlheinz Jäger, der Vorsitzende des Gremiums, spricht von Umsatzrekorden und „weiterhin stark steigenden Preisen“. Der Umsatz, der 2015 auf dem Stuttgarter Immobilienmarkt verzeichnet wurde, bedeutet einen neuen Rekordwert. Insgesamt wurden 981 Millionen Euro mehr umgesetzt als 2014. Das Plus von 36 Prozent bedeutet einen Gesamtumsatz von 3,7 Milliarden Euro. Als Grund nennt Jäger hochvolumige Verträge im gewerblichen Bereich wie den Verkauf des ehemaligen Karstadtgebäudes für mehr als 200 Millionen Euro oder den Verkauf des sogenannten Hindenburgbaus für mehr als 100 Millionen Euro (die StZ berichtete). Zudem seien auch die weiter steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt für den Umsatzrekord verantwortlich.

Ein Plus von 97 Prozent

„Den größten Umsatzzuwachs gab es 2015 im Bereich der Büro- und Geschäftshäuser mit einem Plus von 97 Prozent“, erklärt Jäger. Nach den Zahlen der Gutachter wurden in diesem Marktsegment 1,433 Milliarden Euro umgesetzt. Dieser extreme Anstieg resultiert aus einer gestiegenen Anzahl der Verkäufe. Insgesamt wurden hier 91 Vertragsabschlüsse registriert – ein Plus gegenüber 2014 um 72 Prozent.

Auch die Preissprünge bei den Eigentumswohnungen in der Stadt sind bemerkenswert. Im Bestand lagen die Durchschnittspreise 2015 um 13 Prozent über denen des Jahres 2014 – und schon von 2013 auf 2014 wurde bereits eine Steigerung um zwölf Prozent verzeichnet. Der Durchschnittspreis aller wiederverkauften Wohnungen kletterte damit von 2390 Euro auf 2660 Euro pro Quadratmeter.

Der Preissprung im Neubau fällt noch drastischer aus. Hier wurde ein Plus von 19 Prozent im Vergleich zu 2014 verzeichnet. Der durchschnittliche Preis für eine neugebaute Eigentumswohnung ist von 4300 Euro auf inzwischen 5070 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Zum Vergleich: Preise jenseits von 5000 Euro markierten vor einigen Jahren noch das absolute Luxussegment. „Aktuell machen die Verkäufe für 5000 Euro und mehr pro Quadratmeter 41 Prozent aller Wohnungsverkäufe im Neubau aus“, berichtet Jäger.

Eigentumswohnungen: 86 Prozent teurer als 2005

Wie dramatisch sich die Preise in den vergangenen Jahren entwickelt haben, zeigt eine längerfristige Betrachtung. Im Vergleich zum Jahr 2005 haben sich die Durchschnittspreise für neugebaute Eigentumswohnungen um 86 Prozent nach oben entwickelt, verglichen mit den Preisen von 2009 beträgt die Steigerung 70 Prozent. Bei Wohnungen im Bestand liegt die Steigerung des Durchschnittspreises gegenüber dem Jahr 2005 bei immerhin 58 Prozent. Seit 2009 haben sich die Durchschnittspreise in diesem Segment um 48 Prozent verteuert.

Auch die Summen, die in Stuttgart für Bauland bezahlt werden, haben sich deutlich nach oben entwickelt. „Der durchschnittliche Preis für einen Quadratmeter Bauland lag bei 1010 Euro. Als Spitzenwert wurde ein Preis von 2340 Euro je Quadratmeter registriert“, heißt es im Jahresbericht des Gutachterausschusses.

Auf die Frage, ob sich die Preise auch in den kommenden Jahren derart rasant nach oben entwickeln werden, antwortet Jäger: „Ein Ende der Steigerungen ist nicht in Sicht.“ Man gehe derzeit davon aus, dass der Preisanstieg auch im Jahr 2016 kräftig weitergehen werde. Als Gründe für seine Prognose nennt der Vorsitzende des Gutachterausschusses mehrere Faktoren: „Die Einwohnerzahl in Stuttgart steigt, die Zahl der Haushalte nimmt weiter zu, das Zinsniveau ist niedrig, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind gut.“

Der Gutachterausschuss greift für seinen Bericht im Übrigen nicht auf Zahlen aus Immobilienportalen oder Verkaufsanzeigen zurück. Anders als andere Stellen wertet das Gremium die tatsächlichen Verkaufspreise aus, die von den Notaren der Stadt an die Gutachter gemeldet werden.