Die Vormerkliste für Sozialwohnungen in Stuttgart ist im vergangenen Jahr zwar etwas kürzer geworden - die Misere hält aber an.

Stuttgart - Der soziale Wohnungsmarkt in Stuttgart bleibt angespannt. Da kaum noch neue geförderte Wohnungen gebaut werden und ständig alte Belegungsrechte der Stadt wegfallen, haben sich für Wohnungssuchende die Wartezeiten zum Teil wieder deutlich verlängert. Vom Mangel besonders betroffen sind Einpersonenhaushalte. Sie stellen fast zwei Drittel der städtischen Vormerkliste und müssen besonders lange warten, bis ihnen eine Wohnung zur Verfügung gestellt werden kann. Im vergangenen Jahr stieg die durchschnittliche Wartezeit auf 19 Monate für deutsche Bewerber und Nachfragende aus EU-Staaten, das sind vier Monate mehr als im Jahr davor. Bewerber von außerhalb der EU konnten bei der nach einem Punktesystem und Quoten geregelten Vergabe rascher untergebracht werden als zuvor.

 

Dies geht aus dem neuen Wohnungsmarktbericht der Stadt für 2010 hervor, der am Freitag im Gemeinderatsausschuss für Wirtschaft und Wohnen vorgestellt wird. Insgesamt konnte die Stadt demnach übers Jahr nur 1013 Sozialwohnungen neu vergeben, das sind rund zwölf Prozent weniger als im Jahr 2009. Zum Jahresende 2010 waren 2879 wohnungsuchende Haushalte vorgemerkt. Auf den ersten Blick ist die Zahl der Suchenden gegenüber 2009 um 332 Haushalte gesunken. Doch das Amt für Liegenschaften und Wohnen führt dies lediglich auf einen Sondereffekt zurück. So wurden im Zuge des Umzuges des Amtes alle Vorgemerkten angeschrieben und die Datei dadurch bereinigt. "Es wird aber damit gerechnet, dass sich die Vormerkungen im Laufe des Jahres wieder auf 3000 Haushalte erhöhen", heißt es im Jahresbericht. Für Entwarnung gibt es also keinen Anlass, zumal rund die Hälfte der Vormerkungen als Not- und Dringlichkeitsfälle gelten.

Etwas mehr neue Sozialwohnungen in 2011

Woher aber Wohnungen nehmen, wenn der Sozialwohnungsbau fast zum Erliegen gekommen ist? Ganze 28 neue Wohnungen kamen mit finanzieller Beteiligung der Stadt hinzu, was dem Mangel an Grundstücken zugeschrieben wird. Kritiker allerdings weisen darauf hin, dass die Stadt auch mehr eigene Grundstücke zur Verfügung stellen könnte, so es denn politisch gewollt sei. Insgesamt nämlich förderte die Stadt mit knapp vier Millionen Euro 194 Wohnungen - 166 davon allerdings als Eigentumsmaßnahmen. Für Letztere hat die Stadt laut Bericht 11,5 Prozent des Landesförderprogramms in Anspruch genommen, im sozialen Wohnungsbau wurden lediglich 24 von landesweit 350 geförderten Wohnungen in der Landeshauptstadt gebaut, also nur knapp sieben Prozent.

Immerhin: 2011 dürften wieder etwas mehr neue Sozialwohnungen entstehen, allerdings nicht auf städtischem Grund. Vielmehr plant die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau (GWG) im Stuttgarter Westen 19 und auf dem Fasanenhof 40 geförderte Wohnungen. Möglicherweise, so die städtische Prognose, baut die GWG noch 60 weitere Wohnungen, so dass am Ende ein Plus von 119 Sozialwohnungen stehen könnte. Für 2012 und die folgenden Jahre weist die städtische Liste potenzielle Baugrundstücke für 464 geförderte Wohnungen aus - für 98 Sozialwohnungen, für 190 Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher und für 176 Eigentumswohnungen und Reihenhäuser.

Ob darüber hinaus das neue Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM), das bei Bauprojekten mit neuem Planungsrecht künftig einen Wohnungsanteil vorschreibt, zur Entspannung der Situation beitrage, bleibe abzuwarten, vermerkt der Wohnungsmarktbericht. Unterschrieben hat diesen der Erste Bürgermeister Michael Föll, der die Wohnungsbauquote ablehnt.