Das Rathaus untersucht, wie viele Wohnungen in der City leer stehen oder zweckentfremdet werden. Das Ziel ist, das Wohnen in der Innenstadt zu fördern.

Göppingen - Vor allem für Familien mit mittleren oder kleinen Einkommen wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Das gilt nicht nur für die Metropolen in Deutschland, sondern längst auch für viele Städte mittlerer Größe in der Region Stuttgart – auch für die Stadt Göppingen und viele Kommunen im Landkreis. Doch was lässt sich gegen die wachsende Wohnungsnot unternehmen? In Göppingen treibt man jetzt offenbar nicht mehr nur die Ausweisung neuer Baugebiete voran und versucht, Baulücken zu schließen. Man befasst sich auch mit der Frage, wie man bereits vorhandenen Wohnraum besser nutzen kann.

 

„Wir denken zurzeit darüber nach, wie man gegen die Leerstände in der Stadt vorgehen kann“, berichtete die Erste Bürgermeisterin Almut Cobet am Freitag bei einem Fachtag zum Thema bezahlbarer Wohnraum in Göppingen. Die Stadt erhebe zurzeit zusammen mit dem Eigentümerverband Haus und Grund, wie viele und welche Wohnungen leer stünden. Außerdem denke man im Rathaus darüber nach, ob man die Zweckentfremdung von Wohnungen verbieten solle.

Immer mehr Städte gehen gegen Zweckentfremdung vor

Es ist schon lange bekannt, dass speziell im Göppinger Zentrum viele Wohnungen in den oberen Etagen älterer Geschäftsgebäude leer stehen. Wer durch das Zentrum bummelt, sieht schnell, dass die Fenster in vielen Wohnungen über Ladengeschäften blind sind. Doch um wie viele Wohnungen es genau geht, ist unbekannt. Cobet zufolge werden darüber hinaus dutzende Wohnungen in der Stadt nicht zum Wohnen, sondern als Büros, Ferienwohnungen und anderes genutzt. Ein Experte habe jüngst von 300 betroffenen Wohnungen gesprochen. „Die Frage ist, ob wir dabei als Stadt weiter zusehen wollen – in einer Zeit, in der man um jede zusätzliche Wohnung ringt.“

Tatsächlich gibt es inzwischen viele Städte, die Satzungen gegen die Zweckentfremdung von Wohnungen erlassen haben und bei Zuwiderhandlungen Zwangsgelder gegen die Eigentümer erheben. In Stuttgart gilt es eine solche Satzung bereits seit zwei Jahren. Ob Göppingen diesen Weg auch beschreiten wird, ist noch offen. Der Verwaltung sei klar, dass es sich um einen erheblichen Eingriff ins Eigentumsrecht handle, sagte Cobet.

Wohnbau hat in diesem Jahr 175 Mietwohnungen fertiggestellt

Ein wichtiger Partner der Stadt Göppingen bei der Schaffung von Wohnraum ist die städtische Wohnbau Gesellschaft (WGG). Deren Chef Volker Kurz kündigte an, die WGG plane bis 2022 rund 500 Wohnungen im Stadtgebiet zu bauen, wohlgemerkt nicht in Neubaugebieten. In diesem Jahr habe die WGG 75 Eigentumswohnungen und 175 Mietwohnungen fertiggestellt. Von den Mietwohnungen seien 40 Prozent preiswerte Wohnungen, die vom Land gefördert worden seien.

Kurz wehrte sich gegen die immer wieder aufflammende Kritik, die WGG baue zu viele teure Eigentumswohnungen. Er betonte, dass man diese Einnahmen brauche, um den Bau günstiger Wohnungen zu finanzieren. Im Schnitt lägen die WGG-Mieten bei sechs Euro pro Quadratmeter, die Spanne reiche von 4,20 Euro bis 8,50 Euro, je nach Ausstattung und Lage.

Tipps für Göppingen aus Kirchheim

Ideen, wie das Göppinger Rathaus die Schaffung von günstigem Wohnraum sonst noch vorantreiben könnte, lieferte Günter Riemer, der Erste Bürgermeister von Kirchheim/Teck. Die Stadt im Kreis Esslingen hat zwar keine eigene Wohnbau-Gesellschaft, aber der Gemeinderat hat ein Modell beschlossen, um gegen die Wohnungsnot vorzugehen. Zu den Zielen gehört unter anderem, 1000 zusätzliche Wohnungen im Stadtgebiet bis 2022 zu bauen, 15 Prozent sollen Sozialwohnungen mit dauerhafter Mietpreisbindung sein.

Um das zu erreichen, macht die Stadt strikte Vorgaben und gibt Baugrundstücke nur an die Investoren ab, die sich an diese Vorgaben halten. „Inzwischen haben wir die Bauträger in unserer Stadt so weit, dass sie das auch tun“, berichtete Riemer. Außerdem sei Kirchheim sehr erfolgreich bei der Nachverdichtung von Industriebrachen und Innenverdichtung gewesen.