In Ludwigsburg sollen auf Supermärkten neue Wohnungen entstehen. Schon beim ersten Projekt dieser Art regt sich allerdings Widerstand. Die Verwaltung versucht die Gegner des Projekts zu beschwichtigen.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Der Oberbürgermeister Matthias Knecht hat das Thema Wohnen mit ganz oben auf seine Prioritätenliste gesetzt. Jahrelang wurde in Ludwigsburg zu wenig gebaut. Nun sollen wieder mehr Wohnungen entstehen, erschwinglich sollen sie wenn möglich auch noch sein. Findige Lösungen sind also gefragt. Eine davon: Wohnungen über großflächigen Supermärkten. Unten Einkaufen, oben Wohnen. Knecht zieht die Lösung auch deshalb in Betracht, weil sie weniger problematisch ist als Wohnungen in reinen Gewerbegebieten anzusiedeln.

 

„Wir haben mehrere Standorte im Blick“, sagt der Oberbürgermeister. Welche das genau sind, will er nicht verraten. Die Verhandlungen seien noch zu unkonkret, heißt es aus dem Rathaus.

Verstopfen Lastwagen die Oststadt?

Was sich in der Theorie schlüssig anhört, stößt im echten Leben aber schon jetzt auf Widerstand. Dabei gibt es noch kein einziges Projekt dieser Art in der Barockstadt, eines ist allerdings angedacht. In der Oststadt will der Discounter Lidl an der Ecke Hindenburg- und Oststraße den jetzigen Markt abreißen und neu bauen – mit Wohnungen darüber. Das passt den Anwohnern gar nicht. Einige hatten sich, nachdem der Discounter die ersten Pläne im Jahr 2017 vorgestellt hatte, zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. „Wir machen uns große Sorgen, dass dieser Lidl das Gesicht der Oststadt dauerhaft verändert“, sagte Thomas Kauth, Sprecher der Interessengemeinschaft, bei einem Vororttermin mit Knecht in dieser Woche. Der Oberbürgermeister bekräftigte, dass er und die Verwaltung die Sorgen der Anwohner ernst nähmen, „aber ich möchte nicht so hohe Erwartungen wecken“, sagte Knecht.

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Man wolle Wohnen und Gewerbe in der Stadt zusammenbringen. „Das ist nicht immer möglich, aber hier schon“, findet der OB. Die Anwohner haben vor allem Angst vor mehr Autos vor der eigenen Haustür und mehr Anlieferverkehr rund um den neuen Markt. Sie fordern deshalb eine Tiefgarage. Die aber lehnt Lidl ab. Das Argument: Die Kunden würden nicht gerne unter der Erde parken – und anderswo einkaufen.

Bei dem Gespräch mit Matthias Knecht und Stadtplaner Martin Kurt wurde auch deutlich, dass viele Gegner den momentanen Stand der Planungen als gesetzt erachten. Das sei ein Missverständnis so Kurt:. „Was auf dem Tisch liegt ist noch nicht final.“ Kurt geht davon aus, dass noch mindestens ein Jahr weiter geplant werde. Der Gemeinderat hatte bei seiner Abstimmung im Oktober des vergangenen Jahres lediglich Eckdaten wie die Gebäudehöhe beschlossen. Höher als 15 Meter soll es nicht werden.

Anwohner befürchten Verschattung

Vielen Anwohnern ist das immer noch zu viel. Sie befürchten, ihre Häuser könnten im Schatten des massiven Baukörpers nicht mehr genug Sonne abbekommen.

„Die erste Alternative war bedeutend besser“, sagt Eike Sautter von der Interessengemeinschaft. Und das, obwohl der Bau dabei an manchen Stellen bis zu 17 Meter hoch werden sollte. Allerdings waren in dem Entwurf, den der Gemeinderat im März 2018 überraschend abgelehnt hatte, Ost-West-Korridore mit einer Höhe von nur elf Metern vorgesehen. „Wir sind gar nicht gegen neue Wohnungen“, sagt Sautter. Nur ein solcher Klotz gehe einfach nicht. Komplett verhindern wird die Initiative ihn wohl aber nicht mehr. Dafür ist die Wohnungsnot in der Stadt zu groß.