Der Konflikt zwischen den privaten Bauträgern in Ludwigsburg und der Stadtverwaltung spitzt sich zu. Die Unternehmer kritisieren, das Rathaus wolle sie aus dem Markt drängen – zugunsten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Im schwelenden Konflikt um die Wohnungsbaupolitik in Ludwigsburg haben die privaten Bauträger die Stadt jetzt massiv angegriffen – und der Verwaltung vorgeworfen, sie dränge die Unternehmen vom Markt. In einem Zehn-Punkte-Papier, das die Unternehmer am Freitag vorlegten, wird die Politik der Stadt als „im höchsten Maß wettbewerbsverzerrend und existenzbedrohend“ bezeichnet. Im Kern richtet sich die Kritik dagegen, dass das Rathaus versuche, die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBL) zum „marktbeherrschenden Unternehmen“ aufzubauen. „Was jetzt geplant ist, geht in Richtung Monopol“, sagt der Immobilienunternehmer Jürgen Pflugfelder.

 

Neu sind die Vorwürfe nicht, schon seit Ende 2013 ist das Verhältnis zwischen den Privatunternehmen und der Verwaltung angespannt. Nach langer Debatte hatte der Gemeinderat damals bekräftigt, dass Neubaugebiete in Ludwigsburg nur noch entwickelt werden dürfen, wenn die Stadt in den Besitz aller Flächen gelangt ist – um diese weiterveräußern zu können. Damit will das Rathaus verhindern, dass einzelne Bauträger sich Grundstücke sichern, um danach die Bedingungen zu diktieren.

Die Stadt will mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen

Am Mittwoch nun soll im Gemeinderat die Wohnungsbaupolitik präzisiert werden. Falls die Stadträte zustimmen, werden künftig in Neubaugebieten 30 Prozent der Gesamtfläche für Geschosswohnungen an die städtische WBL verkauft, damit diese günstigen Wohnraum schaffen kann. Weitere zehn bis 15 Prozent sollen für Sozialwohnungen reserviert, der Rest auf dem freien Markt verkauft werden. Die Stadt begründet diese Praxis damit, dass in Ludwigsburg dringend mehr bezahlbare Wohnungen gebaut werden müssten. „Wir haben nicht nur einen Wohnungsmangel, sondern Wohnungsnot in Ludwigsburg“, erklärt der Oberbürgermeister Werner Spec. „Die Lage hat sich zugespitzt.“ Zwar hätten die privaten Bauträger in den vergangenen Jahren enorm viel gebaut, aber eben keinen günstigen Wohnraum geschaffen. Darauf müsse die Stadt, mit Hilfe der WBL, dringend reagieren.

Die Unternehmer fühlen sich an den Rand gedrängt

Die Bauträger halten diese Argumente für vorgeschoben. Tatsächlich gehe es darum, dass die Stadt „unter dem Deckmantel des sozialen Wohnungsbaus die Gewinne abschöpfen“ wolle, sagt Helmut Kilger, Prokurist in der Strenger-Gruppe, und Pflugfelder klagt: „Wir alle werden hier keine Rolle mehr spielen. Dagegen werden wir kämpfen.“ Zumal das Rathaus nie das Gespräch mit den Unternehmern gesucht habe. „Das hat uns zutiefst verletzt.“

Getragen wird das Positionspapier von Betz Baupartner, Glasbrenner Wohnbau, Pflugfelder, Strenger und Wüstenrot. Spec sieht in der Kritik den Versuch, die Stadträte vor der entscheidenden Sitzung am Mittwoch „massiv zu beeinflussen“. Er vermute, dass dies nicht ohne Wirkung bleibe. „Ich glaube aber nicht, dass sich die Mehrheit umstimmen lässt“, sagt der OB. Zumal die Klage ins Leere laufe. „Die Bauträger sind wegen der exorbitanten Gewinne der vergangenen Jahre wohl die letzten, die am Rand der Existenzbedrohung stehen.“