Es braucht weitere Anreize, damit Menschen ihre größeren Wohnungen aufgeben. Es sollte ein Umzugsmanagement mit handfester Hilfe geben, sagt Redakteurin Andrea Jenewein.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Es liegt eigentlich auf der Hand: Da gibt es die Familie, die dringend eine größere Wohnung sucht, und ein paar Straßen weiter den Rentner, der keine vier Zimmer mehr braucht. Was ist einfacher als ein Wohnungstausch?

 

Durch Wohnungstausch entstehen zwar keine zusätzlichen Wohnungen, aber die vorhandenen Wohnflächen werden besser genutzt. Das ist angesichts der dramatischen Lage auf dem Wohnungsmarkt und der geografischen Lage von Stuttgart eine wichtige und richtige Entwicklung.

Logistische Herausforderung

Es ist also ein guter erster Schritt, dass die SWSG eine Wohnungstauschbörse initiiert hat – wobei der Begriff tatsächlich irreführend, ja fast schon ein Etikettenschwindel ist. Denn das SWSG-interne Modell ermöglicht derzeit Mietern nur, eine große gegen eine kleine Wohnung zu tauschen. Die eigentliche Idee, dass tatsächlich zwei Mietparteien ihre Wohnung tauschen, wird nicht eingelöst.

Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein großer Vorteil ist, dass der Aus- und Einzug zweier Parteien nicht am gleichen Tag erfolgen muss – was eine große logistische Herausforderung wäre. Nachteilig hingegen ist, dass das Modell der SWSG sehr anonym ist: Der ältere Mensch sieht nicht, für wen er seine Wohnung räumt. Zudem kann er sich die Tauschwohnung nicht selbst in Ruhe auf einem Online-Portal aussuchen.

Anreize für ältere Menschen erhöhen

Welches Modell man nun auch immer bevorzugt, das Hauptproblem ist grundsätzlich dasselbe: dass deutlich mehr Tauschwillige gerne von kleineren in größere Wohnungen ziehen würden als umgekehrt. Die Kernaufgabe muss deshalb sein, die Anreize für die älteren Menschen zu erhöhen, ihre große Wohnung aufzugeben. Da ein großer Hinderungsgrund die rein praktische Bewältigung des Umzugs ist, sollte es ein Umzugsmanagement mit handfester Hilfe geben – und dieser Service sollte von der Stadt bezuschusst werden. Das sollte es der Stadt wert sein, um neuen Wohnraum für Familien frei zu machen.