Selbst für 1100 Euro Kaltmiete finden Familien in Stuttgart über Monate keinen Wohnraum. Das hat nun den Mieterverein Stuttgart und Umgebung auf den Plan gerufen.

Stuttgart - Der Mieterverein Stuttgart und Umgebung fordert von der Stadt, in bestimmten Härtefällen die Beschlagnahme von Wohnungen und die Einweisung von Mietern vorzunehmen. Damit solle Obdachlosigkeit verhindert werden. Im konkreten Fall geht es um eine Familien mit vier schulpflichtigen Kindern, so Mietervereinschef Rolf Gaßmann, die seit zehn Monaten versuche, in Stuttgart eine neue Wohnung zu finden. Zuvor war ihr wegen Eigenbedarfs vom Vermieter gekündigt worden. Die Familie habe trotz „erheblicher und nachgewiesener Bemühungen“ keine Ersatzwohnung gefunden. Sie könne bis zu 1100 Euro Kaltmiete bezahlen, so Gaßmann.

 

Umland praktiziert Einweisung

Für solche drastischen Einzelfälle sei es der Stadt möglich, mit Hilfe des Ordnungsrechts für höchstens sechs Monate eine Wohnung zu beschlagnahmen, in die die Familie eingewiesen werden könne. Es kann auch die bisherige Wohnung sein. Der Vermieter erhält eine Entschädigung. Gaßmann hat den Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) aufgefordert, in diesem und ähnlich gelagerten Einzelfällen von der behördlichen Einweisungsmöglichkeit Gebrauch zu machen. Die Stadt erklärte auf Anfrage, sie versuche, Familien in Notfällen einen Platz in ihren Fürsorgeunterkünften unterzubringen. Zum konkreten Fall könne man sich nicht äußern. In Umlandsgemeinden werde die Beschlagnahme zur Vermeidung von Obdachlosigkeit genutzt, sagt Gaßmann. Die vom Vermieter beauftragte Gerichtsvollzieherin habe der Familie in Stuttgart einen Räumungsaufschub bis Anfang Mai gewährt.